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GladbachLIVE-Analyse Warum Gladbach mit Farke zurück in die Erfolgsspur finden kann 

Daniel Farke ist Cheftrainer von Bundesligist Borussia Mönchengladbach. Am 5. Juni 2022 wurde der 45-Jährige auf einer Pressekonferenz im Borussia-Park vorgestellt.

Daniel Farke ist Cheftrainer von Bundesligist Borussia Mönchengladbach. Am 5. Juni 2022 wurde der 45-Jährige auf einer Pressekonferenz im Borussia-Park vorgestellt.

Daniel Farke (45) ist der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach. In seiner Vorstellung am Sonntag (5. Juni 2022) sprach der neue Coach über seine Philosophie, seine Arbeitsweise und seine Ziele mit dem Klub. 

Farke und Borussia, das scheint schon nach der ersten Pressekonferenz zu passen. Der 45-Jährige wusste die Anhänger gleich zu begeistern. Farke sprach mit Leidenschaft über Fußball, auf Fragen der Journalisten reagierte er schlagfertig und humorvoll.

Analyse: Darum passt Trainer Daniel Farke zu Gladbach

Daniel Farke gilt in England als Menschenfänger. Von den Fans in Norwich wird er noch heute verehrt. Warum, bewies er auch gleich bei seinem Auftritt in Mönchengladbach.

Auf die Frage, wie er damit umgehe, nur die „1-B-Lösung“ zu sein, nachdem der der Klub zunächst Lucien Favre (62) verpflichten wollte, reagierte er schlagfertig: „Ich kann ja vielleicht die ‚1-D-Lösung‘ werden, die Dauerlösung.“

Der Ostwestfale nannte Loyalität als einen seiner wichtigsten Grundwerte. Damit wird er bei vielen Fans einen Nerv getroffen haben, nachdem Vor-Vorgänger Marco Rose (45) sein Projekt in Gladbach nach nur zwei Jahren wieder abbrach und Adi Hütter (52) dem Klub gegenüber emotional eher distanziert wirkte.

Wenn Farke über Fußball spricht, strahlt er. Ohnehin hat er immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Der 45-Jährige erzählt authentisch und offen wie er mit seinem Trainerteam zusammenarbeitet und was seine Ideen für die Zukunft sind – ein Typ, wie ihn die Menschen am Niederrhein schätzen.

Zudem scheint der neue Fohlen-Coach in der Ansprache die perfekte Mischung aus seinen Vorgängern zu sein: Rose war der Kumpel-Typ, der mit den Spielern auf Augenhöhe war, dessen Abgang aber in der Mannschaft emotionale Wunden riss. Hütter war mit seiner ruhigen und reservierten Art genau das Gegenteil, er konnte das Team nie so richtig hinter sich vereinen.

Farke erklärte am Sonntag anschaulich, wie er sich eine gute Mannschaftsführung vorstellt. „Im modernen Fußball kitzelst du mit der Peitsche, mit Furcht und Angst keine Höchstleistung mehr heraus. (...) Ich glaube, mit Empathie eine Gruppe zu führen, ist genauso wichtig, wie viele andere Dinge auch“, so der 45-Jährige. „Nichtsdestotrotz ist es auch immer die Basis, inhaltlich gut zu arbeiten. Nur mit einer guten Menschenkenntnis, wirst du im Fußball nicht erfolgreich sein.“

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Das Inhaltliche ist die Basis, denn entscheidend ist noch immer, was auf dem Feld passiert. Doch bei den sportlichen Aspekten ließ sich am Sonntag bereits erahnen, dass die Verpflichtung von Farke genau die richtige sein könnte.

Farke steht für den Fußball, den Sportdirektor Roland Virkus (55) auf der Mitgliederversammlung einforderte und als „Borussia-DNA“ bezeichnete: Ballbesitz und Spielintelligenz sollen der Kern des Gladbacher Spiels sein, gepaart mit Fitness und defensiver Stabilität.

In Norwich bewies der Coach, dass er genau das kann. In seiner ersten Aufstiegssaison 2018/19 hatte sein Team im Schnitt 58,1 Prozent Ballbesitz und selbst in der Premier League lagen die „Canaries“ mit 49,4 Prozent durchschnittlichem Ballbesitz auf dem achten Rang. 

Dennoch hält Farke nicht stur an einem System fest. Auf der Pressekonferenz sagte er darauf angesprochen: „Für sich selbst muss man klar festlegen, wie man Fußball spielen will. Man muss klar in seinen Grundprinzipien, aber natürlich auch flexibel sein.“

Diese Flexibilität zeigt sich in seiner Stärke im In-Game-Coaching, sprich dem Reagieren und Umstellen während des laufenden Spiels. Ein Aspekt, der bei Vorgänger Adi Hütter meist zu kurz kam.

Zudem hat Farke in England bewiesen, trotz weniger finanzieller Mittel sportlichen Erfolg herbeiführen zu können. Norwich ist ein Klub, der immer wieder seine besten Spieler (teuer) verkauft und neue junge Spieler einbindet.

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Virkus betonte diesen Aspekt auch auf der Antritts-PK noch einmal: „Er hat mit vielen jungen Spielern zusammengearbeitet und dabei immer eine gute Struktur in seiner Mannschaft gehabt.“

Die defensive Struktur war in der Championship der Schlüssel zum Erfolg: in der Aufstiegssaison 2020/21 musste Norwich nur 36 Gegentore hinnehmen – wohlgemerkt in 46 Saisonspielen.

Selbst die 57 Gegentreffer im ersten Aufstiegsjahr würden auf eine Bundesligasaison gerechnet 43 Tore bedeuten, was in der abgelaufenen Saison der drittbeste Wert gewesen wäre.

Auch bei Farkes früheren Stationen beim BVB II (0,77 Gegentore pro Spiel) und dem SV Lippstadt (1,13 Gegentore pro Spiel) war die defensive Stabilität ein Trumpf.

Nur zur Einordnung: In den vergangenen beiden Bundesligasaisons hat Gladbach einen alarmierenden Schnitt von 1,72 Gegentreffern pro Spiel aufzuweisen– und das trotz eines überragenden Torwarts wie Yann Sommer (33).

Die erste Pressekonferenz hat angedeutet, welches Potential diese Trainerwahl birgt. Bekommt es Farke hin, sein fußballerisches Konzept umzusetzen und gleichzeitig Fans, Spieler und Klub mit seiner Persönlichkeit so hinter sich zu vereinen, wie es ihm in Norwich gelang, kann auch in Mönchengladbach wieder etwas entstehen. Etwas, das langfristigen und kontinuierlichen Erfolg bringt.