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Von Achim Müller , Jannik Sorgatz , Hannah Gobrecht

Wegen Corona: Krisenstab tagte im Borussia-Park Gladbach schottet Mannschaft ab – Derby-Entscheidung am Dienstag

Eine Mitarbeiterin von Borussia Mönchengladbach desinfiziert ein Geländer im Stadion.

Eine Mitarbeiterin von Borussia Mönchengladbach desinfiziert ein Geländer im Stadion.

Mönchengladbach - Das Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem Erzrivalen 1. FC Köln (Mittwoch, 18.30 Uhr) steht erneut auf der Kippe. Am Montagmorgen tagte im Borussia-Park ein Krisenstab, um das weitere Vorgehen in Sachen Coronavirus-Alarm zu besprechen.

Großveranstaltungen absagen, um Coronavirus einzudämmen?

Nach den jüngsten Äußerungen von Gesundheitsminister Jens Spahn (39/CDU) sowie seiner Parteikollegen Armin Laschet (59, NRW-Ministerpräsident) und Karl-Josef Laumann (62, NRW-Gesundheitsminister) am Sonntagabend hat die Diskussion, wie es weitergeht mit Großveranstaltungen in Zeiten der weiteren Ausbreitung des Virus, deutlich an Fahrt gewonnen. 

Am Montag sagte Spahn: „Es ist sicher leichter, auf ein Konzert, einen Klubbesuch, ein Fußballspiel zu verzichten als auf den täglichen Weg zur Arbeit. Das meine ich sehr ernst: Auf diese Abstufung kommt es die nächsten Wochen und Monate an. Jeder muss das für sich abwägen.“

Erstes Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte droht

GladbachLIVE hatte zuvor bereits exklusiv berichtet, dass die jüngste Entwicklung dazu führen könnte, dass der Rheinland-Gipfel nach der ersten Absage wegen des Orkans „Sabine“ erneut verschoben wird – oder ohne Zuschauer ausgetragen wird. Es wäre das erste Geisterspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Bundesliga-Geschichte. Ein Sprecher der Stadt Mönchengladbach teilte auf GladbachLIVE-Anfrage mit: Mit einer Entscheidung am Montag sei nicht zu rechnen, sondern spätestens am Dienstagnachmittag.

Unterdessen hat Borussia bereits erste Maßnahmen verhängt: Alle Trainingseinheiten dieser Woche finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zudem sollen die Profis keinen Fan-Kontakt haben, sprich sie stehen nicht für Selfies oder Autogramme zur Verfügung. Den Spielern sind Interviews mit Medienvertretern untersagt. Zudem werden Besucher im Eingangsfoyer nicht mehr nur von Pokalen und Trophäen begrüßt, sondern auch von Ständern mit Desinfektionsmittel.

Trainer Marco Rose (43) hat sein Team bereits mit den möglichen Szenarien – Geisterspiel oder Absage – konfrontiert. Er hat sogar Erfahrung mit Geisterspielen: 2018 spielte er mit Red Bull Salzburg unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Champions-League-Quali bei Roter Stern Belgrad (0:0).  „Wir müssten uns im Fall der Fälle einfach gut drauf einstellen, unseren Weg gehen und die Spannung hochhalten“, sagte VfL-Profi Jonas Hofmann (27) über ein mögliches Geisterspiel.

Zwei Szenarien für Derby werden immer wahrscheinlicher

Offenbar ist der Druck auf die Politiker in Berlin mittlerweile so groß geworden, dass Massenveranstaltungen in Deutschland vorerst das Ende droht. Entweder wird der Rheinland-Gipfel zum Geisterderby oder die Partie wird erneut verlegt, da weder Gladbach noch Köln in weiteren Wettbewerben wie Pokal oder Europacup vertreten sind. Ein Insider verrät: „Diese Variante ist ebenfalls möglich.“ 

Dafür würde sprechen, dass im Fall von Geisterspielen die Klubs auf den ausgefallenen Einnahmen sitzen bleiben würden. Was bei Borussia bedeuten würde: ein finanzieller Verlust in Millionen-Höhe.

Wir erfahren weiter: Nach der jüngsten Empfehlung aus dem Bundes-Gesundheitsministerium gilt die dritte Variante, dass bei Bundesligaspielen alles so weiterläuft wie noch am vergangenen Wochenende, als immer unwahrscheinlicher. Dass sich im konkreten Fall das Gladbacher Gesundheitsamt über eine direkte Anweisung aus Berlin hinwegsetzen wird, ist nach unseren Infos auszuschließen. Ihm obliegt jedoch die finale Entscheidung.

Gesundheitsminister Jens Spahn twittert zu Corona

Gesundheitsminister Spahn hatte am Sonntagnachmittag via soziale Netzwerke (Twitter) sechs Mitteilungen in Umlauf gebracht und betont: „Oberstes Ziel“ sei es, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, um das Gesundheitssystem zu entlasten.

„Ein wichtiger Aspekt dabei sind Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern“, so Spahn. „Sie werden aus meiner Sicht immer noch zu zaghaft abgesagt. Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden. Nach zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen ermuntere ich ausdrücklich, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf Weiteres abzusagen.“ 

NRW-Ministerpräsident Laschet sagte am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“: „Großveranstaltungen haben natürlich die Neigung, dass da viel übertragen wird. Deshalb werden wir diesen Rat jetzt auch (...) bei uns in Nordrhein-Westfalen umsetzen.“

Sein Gesundheitsminister Laumann sagte bei „Anne Will“ in der ARD zur Frage, ob das Derby stattfinden wird: „Das muss der Verein entscheiden, ob sie gar nicht oder ohne Publikum spielen. Aber wir werden die Empfehlung des Bundesgesundheitsministers in Nordrhein-Westfalen umsetzen, und zwar ab Montag. Das ist vollkommen klar.“

Laumann weiter: „Wenn wir sagen, dass wir in Nordrhein-Westfalen keine Veranstaltung mit mehr als 1000 Zuschauern mehr zulassen wollen, dann ist das eine Empfehlung des Landesgesundheitsministers an die unteren Gesundheitsbehörden, um das mal formal auszudrücken. Die müssen letztendlich entscheiden.“ Und: „Es ist wie eine Anordnung. Wir können als Land sagen, dass wir es so sehen, dass das zu passieren hat.“

Stadt Mönchengladbach bewertet Corona-Lage am Montag und Dienstag neu

Auf kommunaler Ebene herrschte am Sonntag zunächst Unsicherheit, wie mit den Aussagen von Gesundheitsminister Spahn umzugehen sei. „Eine etwas klarere Formulierung wäre hilfreich gewesen“, sagte ein Sprecher der Stadt Mönchengladbach am Sonntag auf GladbachLIVE-Nachfrage. „Wir werden am Montag und Dienstag in verschiedenen Gesprächsrunden die Situation bewerten und abwägen, was konkret diese Empfehlung aus Berlin bedeutet.“

Aktuell gibt es in Mönchengladbach sieben bestätigte Corona-Fälle. „Die Situation bei uns ist nicht dazu geeignet, in Panik zu verfallen. Im Vergleich zu anderen Kreisen und Ländern befinden wir uns in einer ruhigen Situation. Das kann sich ändern, aber wir sind alle sehr besonnen“, sagte ein Stadt-Sprecher.

Auch Christian Seifert (50), Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), schaltete sich am Sonntag ein. In einer offiziellen Mitteilung hieß es: „Selbstverständlich gilt der Gesundheit der Bevölkerung und damit auch aller Fußball-Fans oberste Priorität. Dabei muss es das Ziel sein, in unterschiedlichen Lebensbereichen den jeweils angemessenen Weg zu finden zwischen berechtigter Vorsorge und übertriebener Vorsicht.“

Und weiter: „Selbstverständlich werden sich die Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga mit den zuständigen Behörden an den jeweiligen Standorten wie bisher eng hinsichtlich des Ablaufs weiterer Spieltage abstimmen. Gleichzeitig steht es außer Frage, dass die Saison wie vorgesehen bis Mitte Mai zu Ende gespielt werden muss, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln.“

BVB in Paris ohne Zuschauer

Dies wäre aufgrund des vollen Spielkalenders allerdings nur zu gewährleisten, wenn keine Spiele ausfallen, sondern unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen würden. In Baden-Württemberg beschlossen die Behörden am Montag, dass das Zweitligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld am Abend wie geplant stattfindet. Der BVB muss sein Champions-League-Spiel bei Paris Saint-Germain am Mittwoch dagegen vor leeren Rängen austragen.