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Von Judith Malter

„Abwehraktion in Not“ DFB erklärt strittige Schiedsrichter-Entscheidung gegen Gladbach für regelkonform

Schiedsrichter Daniel Schlager und der VAR sorgten am Dienstag (9. November 2022) beim Spiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach mit ihrer Entscheidung zum aberkannten Tor in der 82. Minute für Diskussionen.

Schiedsrichter Daniel Schlager und der VAR sorgten am Dienstag (9. November 2022) beim Spiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach mit ihrer Entscheidung zum aberkannten Tor in der 82. Minute für Diskussionen.

Das aberkannte Tor von Borussia Mönchengladbach im Spiel beim VfL Bochum (1:2/8. November 2022) erregt auch einen Tag nach der Partie noch die Gemüter. Nun hat auch der DFB eine offizielle Stellungnahme zur Situation aus der 82. Minute veröffentlicht. Der Tenor: In der Szene wurde richtig entschieden.

DFB schlägt sich bei Aberkennung des Gladbach-Tors aufseiten des Schiedsrichters

Daniel Farke (46), Trainer von Borussia Mönchengladbach, kochte nach der 1:2-Niederlage seines Teams vor Wut. Der Grund: In der 82. Minute hatte seine Mannschaft durch einen Kopfball Ramy Bensebainis (27) den Ausgleich erzielt, das Tor wurde jedoch wenig später durch Schiedsrichter Daniel Schlager (32) und den VAR wieder einkassiert. 

Der Grund: Borussias Nationalspieler Jonas Hofmann (30) hatte zuvor nach Auslegung der Unparteiischen bei seiner Hereingabe im Abseits gestanden. Zuvor hatte Bochums Vasilios Lampropoulos, nach einer Hofmann-Ecke, den Ball bei einer Rettungsaktion wieder nach außen Richtung Hofmann befördert. Für Farke eine klare Fehlentscheidung.

Schiedsrichter Schlager erklärte die Aberkennung des Tors allerdings später mit einer neuen Regel, laut der bei der Bochumer Rettungsaktion kein kontrolliertes Spiel des Balls vorgelegen hat. Somit soll auch keine neue Spielsituation entstanden sein, wodurch Gladbachs Hofmann bei der Hereingabe des Balls im Abseits gestanden haben soll.

„Aufgrund der Regelauslegung handelt es sich hier nicht um ein kontrolliertes Spielen des Balles, weil er im Zweikampf ist, deshalb war er für uns logisch, da auf Abseits zu entscheiden“, so Schlager im Interview bei „Sky“.

Nur einen Tag später hat sich nun auch der DFB (Deutscher Fußball Bund) zu der strittigen Szene im Spiel zwischen Bochum und Gladbach geäußert. Und: Auch dieser stützt die Entscheidung Schlagers.

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Grundlage für die Entscheidung sei eine Präzisierung der bisherigen Abseitsregel, die weitgehend der bisherigen Auslegung in Europa und Deutschland entspricht. Im „Zirkular Nr. 26 des IFAB zur Präzisierung der Richtlinien für die Regel 11 - Abseits“ heißt es demnach:

Ob ein Spieler den Ball unter Kontrolle bringen könnte und folglich „absichtlich spielt“, ist anhand folgender Kriterien zu beurteilen:

  • Der Ball legte eine gewisse Distanz zurück, und der Spieler hatte klare Sicht auf den Ball.
  • Der Ball bewegte sich langsam.
  • Der Ball ging in eine zu erwartende Richtung.
  • Der Spieler hatte Zeit, seine Körperbewegungen zu koordinieren (d. h. keine instinktiven Streck-, Sprung- oder sonstigen Bewegungen mit begrenzter Ballberührung/-kontrolle).
  • Ein Ball am Boden ist einfacher zu spielen als ein Ball in der Luft.

Diese Kriterien seien vor dem Treffer der Gladbacher von Bensebani nicht erfüllt worden, wie Peter Sippel, sportlicher Leiter Bundesliga, im Folgenden erklärt. „In der vorliegenden Situation kann der in Richtung Tor geköpfte Ball vom Bochumer Spieler Vasilios Lampropoulos nur mittels eines Ausfallschritts beziehungsweise einer Streckbewegung gespielt werden. Entscheidend ist, dass der Spieler Lampropoulos sich vor, während und selbst nach dem Kopfball von Gladbach-Spieler Marvin Friedrich noch im Zweikampf mit dem Gladbacher Spieler Nico Elvedi befindet. Daher ist aus unserer Sicht insbesondere Punkt vier in der obigen Auflistung gemäß Zirkular nicht gegeben. Es handelt sich entsprechend nicht um ein kontrolliertes Spielen vom Bochumer Lampropoulos, sondern um eine Abwehraktion in Not.“

Demnach sei bei der Bewertung eines strafbaren Abseits der Zeitpunkt der Ballabgabe beziehungsweise des Kopfballes von Gladbach-Spieler Friedrich zugrunde gelegt worden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Gladbacher Spieler Jonas Hofmann in Abseitsposition, weshalb der Treffer in der Folge zurückgenommen wurde und nicht zählte.

Peter Sippel: „Der Schiedsrichter hatte auf dem Feld bereits die Wahrnehmung, dass es sich um kein kontrolliertes Spielen des Bochumer Lampropoulos handelt. Der Schiedsrichter-Assistent hatte jedoch die Abseitsposition von Gladbachs Hofmann zum Zeitpunkt des Kopfballes von Mitspieler Marvin Friedrich nicht identifiziert. Ob Bochums Lampropoulos den Ball unter Umständen hätte anders klären können, ist in diesem Fall nicht relevant, da es sich wie beschrieben insbesondere aufgrund des notwendigen Ausfallschritts des Spielers zum Ball um ein nicht kontrolliertes Spielen handelt – und nicht um einen technischen Fehler.“

Bereits nach dem Spiel hatte Alex Feuerherdt (53) vom Schiedsrichter-Podcast „Collinas Erben“ beim Pay-TV-Sender „Sky“ erklärt, dass es sich seiner Meinung nach um eine korrekte Entscheidung Schlagers gehandelt hatte. „Die Auslegung der Situation war auf der Höhe der Zeit, ob man das jetzt gut oder nicht findet, da kann man drüber streiten. Regel-technisch ist das korrekt entschieden worden.“

Gladbach-Coach Farke hatte nach der Partie von einer „unterirdischen Schiedsrichterleistung, wobei ich das gesamte Gespann einschließen muss“, gesprochen.