Sie verwenden einen veralteten Browser. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um Ihren Besuch bei uns zu verbessern.

Von Achim Müller

„Alles wird negativ in den Keller geredet“ Darum befürchtet Manager Virkus keinen Gladbach-Absturz

Stadionssprecher Torsten Knippertz im Gespräch mit Marco Reus, Dante und Roman Neustädter (v.l.n.r.) im Borussia-Park. Das Foto stammt vom 28. April 2012, die drei Spieler haben Borussia Mönchengladbach am Ende der Saison 2011/2012 verlassen. Reus, Dante und Neustädter umarmen sich, derweil hält Knippertz ihnen ein Mikrofon hin.

Stadionssprecher Torsten Knippertz im Gespräch mit Marco Reus, Dante und Roman Neustädter (v.l.n.r.) im Borussia-Park. Das Foto stammt vom 28. April 2012, die drei Spieler haben Borussia Mönchengladbach am Ende der Saison 2011/2012 verlassen. 

Gladbachs Entscheider haben in den vergangenen Jahren nachhaltig demonstriert, dass sie verzwickte Situationen zu managen wissen.

Dass Borussia mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zum 30. Juni 2023 ein 52-Millionen-Euro-Paket in Form von Marcus Thuram (25) und Ramy Bensebaini (27) ohne entsprechenden Gegenwert abhanden kommen wird, ist eine solch verzwickte Sitaution.

Die beiden Profis verlängern ihre Verträge nicht.

Das Gladbacher Geschäftsmodell, aus Talenten Stars zu formen und diese entsprechend gewinnbringend zu veräußern, es greift in diesen Fällen nicht.

Ablösefrei-Szenario muss nicht nur zum Nachteil für Borussia Mönchengladbach sein

GladbachLIVE hatte jüngst erst bei Borussias Finanzboss Stephan Schippers konkret wegen dieses Ablösefrei-Szenarios nachgehakt.

Der 55-Jährige sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „(...) Natürlich ist es schade, wenn es einen Ramy Bensebaini oder Marcus Thuram betrifft, wenn ein Spieler mit solch einer Qualität ablösefrei geht. Dann ist es für den Verein immer schwer, diese Qualität gleichwertig zu ersetzen, ohne die entsprechenden Mittel zu haben.“

Schippers, der einen kurzen Draht zu Präsident und „Big Boss“ Rolf Königs (81) pflegt, machte jedoch zugleich deutlich, dass der Klub in der Lage sei, trotz der Auswirkungen der Coronakrise, dies dennoch zu verkraften.

Ein sportliches Ausbluten des Fohlen-Kaders, wie es so mancher Fan von Borussia Mönchengladbach bereits befürchet, soll an der Hennes-Weisweiler-Allee abgewendet werden.

Über das Wie darf aktuell noch spekuliert werden, Sportdirektor Roland Virkus (56) gibt auf jeden Fall bereits recht klar zu verstehen, dass er offenkundig guter Dinge ist, Lösungen für sich abzeichnende Kaderverwerfungen zu finden.   

Virkus: „Es wird immer alles so negativ in den Keller geredet. Als wir Thuram verpflichtet haben, hatte diesen Spieler doch kaum einer auf dem Schirm. Da haben wir einfach einen guten Job gemacht. Es war immer so, dass wir gute Projekte gefunden, diese entwickelt haben und die Jungs dann auch zu einem großen Klub gewechselt sind. Ich glaube, dass wir erneut das eine oder andere spannende Projekt finden werden.“

Virkus begründet seine Zuversicht unter anderem mit einem Verweis auf die jüngere Vereinshistorie.

Konkret auf den Sommer 2012, als der VfL den Abgang von Marco Reus (zu Borussia Dortmund), Dante (zu Bayern München) und Roman Neustädter (zu Schalke 04) verkraften musste.

Einigen Gladbach-Fans dürften die Worte des damaligen Fohlen-Trainers Lucien Favre (65) bis dato noch in den Ohren klingen.

„Wir haben unser Rückgrat verloren“, sagte der Schweizer seinerzeit, ehe er während einer legendären Pressekonferenz im Borussia-Park mit seinem speziellen Akzent nachlegte: „Wir müssen es klar sagen, es ist so, als ob Barelona Piqué, Xavi und Messi verlieren würde. Wir müssen eine neue Mannschaft aufbauen.“

Tat Borussia auch – und Favre coachte die Fohlen ohne „Piqué, Xavi und Messi“ bis in den Europapokal und letztendlich sogar erstmals in die Champions League.

Virkus sagt nun: „Daran kann ich mich noch gut erinnern, als wir bekanntgegeben haben, dass Marco Reus, Dante und Roman Neustädter diesen Klub verlassen werden. Da wurde alles in Schutt und Asche geredet, da wurde gesagt: ‚Jetzt ist es vorbei, jetzt steigt Gladbach ab.‘“

Sicher, etwas hinkt der Vergleich, denn Gladbach hatte für Reus und Dante 2012, für damalige Verhältnisse, auch satte Ablösen kassiert, in Summe annähernd 22 Millionen Euro. 

Lediglich Neustädter musste Borussia ablösefrei ziehen lassen.

Dennoch: Die Fohlen-Macher haben seit 2011 letztendlich immer überwiegend gute Lösungen für verzwickte Kader-Situationen gefunden.

Virkus sagt mit Blick auf den Kader-Umbau im kommenden Sommer: „Wir beobachten den Markt ständig. Die Qualität, die wir verlieren werden, wird schwierig zu ersetzen sein. Ja, aber ich bin dennoch zuversichtlich, dass wir gute Lösungen finden werden.“

Zumal: Dass „Ablösefrei-Szenario“ muss im Sommer 2023 nicht nur zum Nachteil für den VfL Borussia sein.

Der Klub ist durchaus in der Lage, es auf der anderen Seite auch zum eigenen Vorteil zu nutzen, in dem er womöglich ablösefreie Spieler von Mitbewebern in den Borussia-Park locken wird.

Auch das hat Geschäftsführer Stephan Schippers noch zum Jahreswechsel im ausführlichen Gespräch mit unserer Redaktion zu verstehen gegeben.

Auf Manager Virkus kommen nun, parallel zum laufenden Ligabetrieb, sicherlich intensive und nervenaufreibende Vertrags-  und Transferverhandlungen bis zum Sommer zu. Allein sieben Profi-Verträge laufen – Stand jetzt – dann aus.

Virkus packt die Mission Kaderumbau an – mit einem Macher-Team im Rücken, welches nicht zum ersten Mal Probleme dieser Art zu lösen hat und über entsprechende Erfahrungen verfügt. 

Klar ist auch: Sportlicher Erfolg der Fohlen-Elf in der Liga-Rückserie, sprich die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb samt zusätzlicher UEFA-Einnahmen, würde Virkus' Neufaufbau-Job sicherlich merklich erleichtern.