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Von Jannik Sorgatz

„Verdient hättest du es!“ Kramers Ode an Borussias „Fußballgott“

Tony Jantschke wie gewohnt eng am Mann, auch wenn es hier sein eigener Trainer Marco Rose ist.

Tony Jantschke wie gewohnt eng am Mann, auch wenn es hier sein eigener Trainer Marco Rose ist.

Mönchengladbach - Tony Jantschkes Fußballjahr endete mit einer Grätsche und einem Griff an die Wade. Nach 70 Minuten war in Berlin Schluss für den 29-Jährigen. Und man darf annehmen, dass Kollege Christoph Kramer (28) der Teil mit der Grätsche gefallen hat, der Griff an die Wade selbstverständlich nicht.

Denn Kramer hat in der aktuellen Ausgabe des Magazins „11 Freunde“ eine regelrechte Ode an Jantschke verfasst: „Ich kann und will dich gar nicht in die Nationalmannschaft quatschen, aber ich muss dir einfach sagen: Verdient hättest du es!“, schreibt der Weltmeister von 2014 über seinen langjährigen Zimmerpartner bei Borussia Mönchengladbach. Und Kramer sagt eben auch: „Tony hat Talente, die nicht als solche gelten. Eine gute Grätsche ist keine Emotion, sondern ein Talent.“

Tony Jantschke mit zwölf Einsätzen unter Marco Rose

Diese Fußballpoesie hat sich Jantschke im vergangenen Halbjahr verdient. Zwölfmal stand er unter Trainer Marco Rose (43) auf dem Rasen, insgesamt 783 Minuten. Nur ein Spiel ging verloren, das Ligaduell in Dortmund, doch da zählte Jantschke zu den besten Gladbachern. Zum Abschluss der Hinrunde gegen Hertha war er sogar der beste (GladbachLIVE-Note 2, von den Fans zum „Spieler des Spiels“ gewählt).

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„Einer, der bei einem Sieg befriedigend spielt und bei einer Niederlage ausreichend“, schreibt Kramer außerdem über Jantschke. Doch in den vergangenen Monaten sah es meist noch besser aus. Die Frage lautete eher: War Jantschke „befriedigend“ oder sogar „gut“? Eine 2,6 ist der zweitbeste Notenschnitt aller Borussia-Profis.

Erstmals durfte Jantschke im September gegen Fortuna Düsseldorf ran, als Nico Elvedi (23) geschont werden sollte. Dort erlebte Gladbachs Routinier eine unfassbare Schrecksekunde: Breel Embolo (22) knockte ihn mit dem Knie aus. Die Diagnose: Halswirbelsäulen- und Kiefer-Prellung.

Eine Woche später stand Jantschke wieder auf dem Rasen. Als Borussia an die Spitze der Liga stürmte und sie so lange verteidigte wie seit Jahrzehnten nicht, war das Eigengewächs, einer der letzten Vertreter der „Generation Relegation“ mittendrin. Innen links, innen rechts, zuletzt sogar wieder auf seiner Oldschool-Position ganz rechts – Jantschke funktionierte stets ohne Anlaufzeit.

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Und was hat er selbst zur Lobeshymne seines Kollegen gesagt? „Tony geht ja kein richtiges Dankeschön über die Lippen, aber ich habe es so verstanden“, sagte Kramer.

Christoph Kramer (links) und Tony Jantschke spielen die sechste gemeinsame Saison für Borussia Mönchengladbach.

Christoph Kramer (links) und Tony Jantschke spielen die sechste gemeinsame Saison für Borussia Mönchengladbach.

Dass er durchaus mal von der Nationalmannschaft geträumt hat, verriet Jantschke dem WDR: „Es wäre ja komisch, wenn nicht. Ich habe mehr als 20 Spiele für die U21 gemacht, war teilweise Kapitän, habe eine Europameisterschaft gespielt. Klar hätte ich mir das erhofft, mal in der A-Nationalmannschaft dabei zu sein. Aber das kann ich nur mit meinen Leistungen beeinflussen, am Ende entscheidet immer der Trainer.“

Tony Jantschke heißer Kandidat auf Vertragsverlängerung

Manch einer munkelt, dass Jantschke bestimmt mal eine Chance unter Joachim Löw bekommen hätte, wenn er das Trikot des SC Freiburg getragen hätte. So steht er aktuell bei 267 Pflichtspielen für Borussia, Platz 23 in der historischen Vereins-Rangliste. Das kann sich mehr als sehen lassen. Auch ohne Doppel- und Dreifachbelastung dürfte in der Rückrunde der eine oder andere Einsatz folgen.

Zudem ist Jantschke (Vertrag bis 2021) einer der heißesten Kandidaten auf eine Verlängerung in den nächsten Monaten (hier lesen Sie mehr). Nicht nur Kramer dürfte sich freuen, wenn es so kommt. Auch wegen der speziellen Art seines Kollegen: „Ich persönlich finde ihn witzig, sehr trocken, aber weiß selbst manchmal nicht so richtig, ob er das Gesagte ernst meint oder es der Anfang eines Witzes ist.“

Unterschätzt oder falsch eingeschätzt zu werden – damit kann Jantschke längst bestens leben.