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Von Achim Müller , Hannah Gobrecht

Gladbach-Weltmeister „Neymar würde ich nicht verpflichten“

Christoph Kramer zeigt in Borussias Mittelfeld an, wo es lang geht.

Christoph Kramer zeigt in Borussias Mittelfeld an, wo es lang geht.

Mönchengladbach - Dieser Weltmeister hat auch abseits des Fußballplatzes besondere Qualitäten: Gemeint ist Gladbachs Mittelfeldstar Christoph Kramer.

Der 28-Jährige hat den Saisonstart im Fohlen-Stall wegen einer Knöchelverletzung verpasst, spielt dennoch in den Planungen des neuen Coaches Marco Rose (42) nach GladbachLIVE-Infos eine wichtige Rolle.

Kramer ist trotz lediglich zweier Kurz-Einsätze einer der großen Kabinen-Bosse im Borussia-Park. Und hat nun beim TV-Sender Sky, in der Sendung „Wontorra On Tour“, gleich mehrere bemerkenswerte Einschätzungen zu aktuellen Themen im Profi-Fußball gegeben.

Christoph Kramer kritisiert Michael Cuisance

So knöpfte sich der unser WM-Held von 2014 gleich mal seinen ehemaligen Mitspieler Michael Cuisance (20) vor. Gladbachs Ex-Top-Talent hatte sich mit einem subtilen Verhalten weggeekelt vom Niederrhein, hin zum FC Bayern. So trainierte das „Enfant terrible“ beispielsweise provozierend mit offenen Fußballschuhen beim VfL, um zu demonstrieren, dass er keine Lust mehr auf Gladbach und seine Kollegen hat.

Hier lesen Sie mehr: Christoph Kramer im großen GladbachLIVE-Interview über Marco Rose und seine Zukunftspläne

Kramer sagt dazu: „Man kann positiv sagen, er ist unheimlich ehrgeizig, möchte unbedingt Stammspieler werden, möchte der Mannschaft helfen. Das sind erst einmal gute Eigenschaften.“

Michael Cuisance trainierte mit offenen Schnürsenkeln

Der Champion ergänzt allerdings auch in aller Schärfe: „Aber auf der anderen Seite geht es darum, wie man das umsetzt. Man setzt es halt nicht mit Forderungen um. Oder, indem man mit offenen Schuhen trainiert, um seine Unzufriedenheit zu demonstrieren. Das gehört sich einfach nicht. Das wäre genauso, als ich vergangene Saison nicht gespielt habe - und hätte mir die Schuhe nicht mehr zugebunden oder hätte jeden Ball einfach nur noch weggeschossen. Das ist einfach eine Frage des Respekts vor der Gruppe. Ganz einfach!“

Bei genauerem Hinsehen erkennt man die offenen Schuhe von Michael Cuisance (rechts) während des Trainings.

Bei genauerem Hinsehen erkennt man die offenen Schuhe von Michael Cuisance (rechts) während des Trainings.

Kramer watscht mahnend Bayerns neuen Jungprofi ab. Nicht nur das: Der gebürtige Solinger hat auch durchaus Interessantes zu einem weiteren „Enfant terrible“ zu sagen, zu Paris St. Germain-Superstar Neymar (27).

Christoph Kramer würde Lionel Messi holen

Kramer: „Wenn ich Manager wäre, würde ich von ihm die Finger lassen. Neymar würde ich nicht wollen. Das ist meine persönliche Meinung. Er garantiert dir auch viel, aber wie er sich so gibt, finde ich nicht so cool.“ Wenn er einen Superstar verpflichten könnte, dann würde dieser Lionel Messi (32/FC Barcelona) heißen, verrät er. Kramer: „Als Fußballer überragend. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber er scheint zudem ein richtig guter Typ zu sein.“

Das sagte Christoph Kramer bei „Wontorra On Tour“ noch über…

…den Fall Michael Cuisance: „Wir haben mit Mika häufig darüber geredet, dass sich sein Verhalten auf irgendeine Art und Weise nicht gehört. (…) Man kann es nur mit Ratschlägen probieren. Ich war auch mal in dem Alter und war auch sehr ehrgeizig. Wenn man jung ist macht man manchmal Aussagen oder trifft Entscheidungen, die einfach nicht korrekt sind. Ich will Mika nicht in Schutz nehmen, weil es sich unter dem Strich nicht gehört. Ich glaube auch, dass er in fünf Jahren, wenn er auf diese Zeit zurückblicken wird, weiß, dass es scheiße von ihm war. Aber wir werden es alle nicht mehr ändern können.“

…ein Comeback in der Nationalelf: „Ich habe nicht mit einer Nominierung gerechnet und bin auch jetzt schon drei Jahre raus. Klar, würde ich es nochmal wollen. Am liebsten wäre ich Torschützenkönig bei der nächsten EM. Aber die Frage, wie realistisch es im Moment ist. Im Fußball geht es sehr schnell. Natürlich habe ich Ehrgeiz, das irgendwann nochmal zu schaffen. Wenn man eine herausragende Saison hat, kann es relativ schnell gehen. Zum jetzigen Zeitpunkt halte ich es für nicht so realistisch.

…Top-Klubs, die Interesse hatten: „Ich war mal sehr gefragt auf dem italienischen Markt, warum auch immer. Das war nach der WM 2014. Aber auch nur auf dem italienischen Markt. Wahrscheinlich bin ich einer für Italien. Es waren der SSC Neapel und Inter Mailand.“

…die Gründe gegen einen Wechsel: „Ich bin einer, der sich in der Bundesliga und nah an den Freunden und der Familie sehr wohlfühlt. Mit Borussia Mönchengladbach habe ich meine fußballerische Liebe gefunden. Ich war schon mal weg in Leverkusen, deswegen weiß ich, wie es sich anfühlt. Ich brauche nicht unbedingt die große, weite Welt des Fußballs, um sportlich glücklich zu werden.“

…das typische Image des Profi-Fußballers: „Wenn Franck Ribéry ein Gold-Steak isst, dann hat er sich das verdient. Da habe ich gar kein Problem mit, weil er einfach immer Gas gibt. Es ist aber ein schmaler Grat, wie man es rüberbringt. Manche suchen vielleicht auch ein bisschen die Konfrontation. Im Allgemeinen wird dann schnell gesagt, dass man abgehoben sei oder sich nicht auf den Fußball konzentriert. Aber ein schnelles Auto und ein Gold-Steak haben nichts mit der Konzentration auf dem Platz zu tun. Instagram auch nicht. Wenn ich jetzt ein Geschichts-Studium machen würde, würden alle sagen: Toll, dass du das noch nebenbei machst. Aber das würde ja viel mehr Konzentration in Anspruch nehmen als ein Steak zu essen oder ein schnelles Auto zu fahren.

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…Geld oder Liebe: „Das ist eine ganz schwere Frage, zu der ich mir auch schon viele Gedanken gemacht habe. Natürlich rede ich jetzt von einem Status, in dem es mir sehr gut geht und meine Schäfchen irgendwo im Trockenen habe. Deswegen habe ich jetzt leicht reden. Man hätte mir die Frage wahrscheinlich stellen müssen, als ich 19 oder 20 war. Da hätte ich nicht gewusst, wie ich geantwortet hätte. Jetzt entscheide ich mich ganz klar für die Liebe.

…den Reiz des Geldes: „Geld ist nicht mein erster Antrieb. Er war es vielleicht mal. Wenn man in dieses Geschäft reinwächst, dann will man viel Geld verdienen und dann ist Geld auch ein sehr großer Antrieb. Man darf es nicht falsch verstehen, weil es sich arrogant anhört, aber es ist egal, ob man vier, sieben, acht oder zwölf Millionen Euro verdient. Das ist ein schmaler Grat. Ich weiß auch, dass das immer nur ab einem bestimmten Level zählt. Wenn mein Papa jetzt ein Angebot von einer anderen Bank bekommt, bei der er das Doppelte verdient, dann muss er das machen. Dann ist Geld sein Antrieb. Wenn ich zu einem Verein gehe, der mir das Doppelte gibt, darf Geld nicht mein erster Antrieb sein, weil ich einfach weiß, dass ich hier so viel habe, was ich woanders nicht habe.“

…die junge Spieler-Generation: „Dass man dann schnell abhebt und dazu neigt, irgendwelche Dinge zu machen, die nicht so cool sind, ist das ganz normal. Man darf nicht vergessen: Viele sind ganz, ganz jung. Sie werden aber nicht jung dargestellt, weil man sie auf dem Feld sieht, und niemand denkt, dass dieser Spieler erst 19 ist. Aber er ist 19 und hat die typischen Verhaltensmuster wie ein Kind und keine richtige Pubertät hatte. Ich habe in der Schule den sozialen Anschluss verloren. Als es mit 15 oder 16 losging, dass die was mit dem hatte und der was mit der, da konnte ich nicht mitreden - ohne, dass das jetzt schlimm ist oder ich dafür Mitleid erwarte. Aber trotzdem hatte ich ja nicht so eine klassische Pubertät. Wenn man dann den ersten dicken Vertrag hat und Geld verdient und dann die versäumte Pubertät nachholen will, ist vielleicht einfach so. Es ist ein Reifeprozess, den nicht jeder am Anfang hat. Ich habe auch Sachen gesagt, bei denen ich heute denke, dass ich sie besser gelassen hätte.