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Von Daniel Thiel

Ur-Borusse offen und ehrlich Darauf muss Gladbachs „Fußballgott“ schon seit über 20 Jahren verzichten

Trainer Hans Meyer (l.) spricht vor dem Bundesliga-Spiel von Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen am 6. Dezember 2008 mit Startelf-Debütant Tony Jantschke. Der Trainer legt beim Aufwärmen im Borussia-Park seinen Arm um den Teenager.

Tony Jantschke (r.) bereitet sich gemeinsam mit Hans Meyer, dem damaligen Trainer von Borussia Mönchengladbach, auf sein Startelf-Debüt in der Bundesliga am 6. Dezember 2008 gegen Bayer Leverkusen vor.

2023 ist der „Fußballgott“ im 18. Jahr Borusse – auf einen Bestandteil seines Lebens muss er aber bereits seit über 20 Jahren verzichten.

Seit 2006 spielt Tony Jantschke (32) für Borussia Mönchengladbach. Zunächst wurde der Defensivspieler zweieinhalb Jahre im Fohlenstall ausgebildet, seit Winter 2008 ist er in Gladbach Profi.

Für Tony Jantschke ist klar: Es gibt nur eine Heimat

In dieser Zeit bestritt Jantschke nicht nur fast 300 Pflichtspiele für die Fohlenelf, sondern wurde auch von den Fans umgetauft – zum „Fußballgott“.

Die Verbindung zwischen den Borussia-Fans und Jantschke ist schon seit Jahren eine ganz spezielle. Aber wie kam der 32-Jährige eigentlich zu seinem Spitznamen? So schätzt es Jantschke selbst ein!

„Ich glaube, weil ich beständig bin, alles für den Verein gebe, lange hier bin. Dazu bin ich ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler und habe mich nie verstellt. Ich habe mich nie vor die Kurve gestellt und das Wappen geküsst, und bin geblieben, wie ich bin. Ich glaube, das wird am meisten honoriert“, sagt Jantschke im Podcast „Fussballgötter“.

Die Zuneigung der Fans ersetzt einen Bestandteil von Jantschkes Leben aber nicht – auf diesen muss er bereits seit seinem elften Lebensjahr verzichten: seine Heimat!

Denn: Mittlerweile ist es über 20 Jahre her, dass Jantschke seinen Geburtsort Hoyerswerda verlassen hat. Erst zog es ihn fünf Jahre lang in ein Internat in Dresden, dann 2006 an den linken Niederrhein.

Trotz mittlerweile über 16 Jahren bei Borussia steht für ihn fest, dass es nur eine wahre Heimat gibt: „Ich habe meine Heimat, mein Zuhause in Hoyerswerda. Meine Familie und meine Freunde wohnen in Hoyerswerda und Umgebung. Das ist immer mein Zuhause.“

Jantschke weiter: „Natürlich bin ich jetzt ewig am Niederrhein. Mönchengladbach und Düsseldorf, wo ich jetzt wohne, sind die Orte, wo ich mich sehr wohl fühle, aber ich würde jetzt nicht sagen, dass es meine Heimat oder meine zweite Heimat ist. Meine Heimat ist immer Hoyerswerda, das wird auch immer so bleiben.“

Die Karriere als Profi-Fußballer ist für Jantschke also eng mit dem Verzicht auf sein persönliches Heimatgefühl verbunden. Die Distanz vom Borussia-Park nach Hoyerswerda hat es in sich! Rund 700 Kilometer muss Jantschke von seinem Arbeitsplatz überbrücken, um in seine Heimat zu fahren.

Fehlt Jantsche fernab der Heimat etwas? „Das Gefühl, zu Hause zu wohnen, das kenne ich einfach nicht. Seit ich elf bin, bin ich zu Hause raus und bin auch nicht in dem Sinne je zurückgekommen. Ich bin ja quasi am weitesten weg von zu Hause. Demzufolge kenne ich das Gefühl gar nicht, wie es so ist, zu Hause zu wohnen.“

Gerade seinen „Stamm an Freunden“ in der sächischen Kreisstadt schätze er sehr:  „Du verdienst in jungen Jahren schon viel Geld. Da wollte ich die Bodenständigkeit behalten, die ich durch meine Jungs auch behalten habe. Denen war egal, was ich verdiene. Ich habe höchstens einen Spruch bekommen, weil ich Bundesliga spiele, wenn ich nach Hause gekommen bin. Für die bin ich halt einer von denen.“

Bereits zu seinen Zeiten im Internat in Dresden habe Jantschke Heimweh geplagt. Geändert hat sich das bis heute nicht, so Jantschke. Sein Empfinden fasst er kurz und knapp zusammen: „Heimat ist halt Heimat.“

Aktuell fehlt Jantschke Borussia aufgrund einer Meniskus-Operation. Sein laufender Vertrag endet im Sommer 2023. Wie geht es nach der laufenden Saison für Jantschke weiter? „Ich würde gerne noch spielen“, sagte Jantschke im Interview mit „Fohlen-Hautnah“ im Dezember 2022.

Bereits mit Ex-Manager Max Eberl (49) vereinbarte Jantschke aber vertraglich, dass er Borussia nach der aktiven Laufbahn erst einmal erhalten bleibt.

Bis dahin dürfte ein großes Ziel sein, noch ein Jubiläum zu feiern. Aktuell steht Jantschke bei 295 Pflichtspielen für Borussias Profis. Die 300er-Marke hat der Ur-Borusse also schon vor Augen!