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Von Judith Malter

Nach Gladbach-Abschied Ginter kritisiert Arbeit mit Ex-Coach Hütter: „Hat nicht ganz gepasst“

Matthias Ginter, Ex-Spieler von Borussia Mönchengladbach, bei seinem letzten Auftritt im VfL-Dress gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 14. Mai 2022 im Borussia-Park.

Matthias Ginter, Ex-Spieler von Borussia Mönchengladbach, bei seinem letzten Auftritt im VfL-Dress gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 14. Mai 2022 im Borussia-Park.

Matthias Ginter (28) wird in der kommenden Spielzeit nicht mehr für Borussia Mönchengladbach auflaufen. Der Abwehrspieler verlängerte seinen im Juni 2022 auslaufenden Vertrag nicht und schließt sich in der neuen Saison seinem Heimatklub, dem SC Freiburg, wieder an. Über die Gründe für seine Entscheidung sowie das schwierige letzte Jahr bei den Fohlen hat er nun (27. Juni 2022) in einem Interview mit dem „Kicker“ gesprochen.

Ex-Gladbacher Ginter startet am Montag in Freiburg ein neues Kapitel

Am Montag (27. Juni) startet für Matthias Ginter, Ex-Spieler von Borussia Mönchengladbach, ein neues Kapitel in seiner Fußball-Karriere. Nach fünf Jahren am Niederrhein kehrt der 28-Jährige im Sommer zum SC Freiburg zurück und bestreitet dann den Trainingsauftakt bei seinem neuen Klub. Ein Neuanfang, der für Ginter gleichzeitig auch eine Rückkehr in seine Heimat ist. Denn: Dort gab er 2012 sein Profi-Debüt. 

Dennoch habe sich Ginter die Entscheidung, nach Freiburg zurückzukehren, nicht leicht gemacht, wie er im Interview mit dem „Kicker“ erklärt. „Es war ein Abwägungsprozess, ich verdiene nun auch gutes Geld und lebe und arbeite in meiner Heimat. Es gab Dinge, die mir wichtig sind bei einem Verein. Die waren bei den Wechseln nach Dortmund und Gladbach erfüllt. Die sportlich vorgesehene Rolle kommt an erster Stelle, dann die Mannschaft mit dem Trainerteam und das ganze Drumherum, das hinter einem Verein steht. Wie viel Mühe sich Verantwortliche geben, um einen zu überzeugen, spielt auch eine wichtige Rolle. Das hat bei Freiburg alles perfekt gepasst. Das Heimatgefühl und das Spezielle an der Rückkehr kamen dazu. Das Gesamtpaket war einfach das beste für mich.“

Zuvor hatte sich Ginter schon für einen Verbleib in Deutschland entschieden, sagt er. „Ich habe in der Zeit von Februar bis März, April auch einige Gespräche mit ausländischen Vereinen geführt. Klar hätte ich mir das Ausland zugetraut, aber irgendwie ist es schon so, dass auch viele positive Dinge für Deutschland sprechen. Ich hatte dann für mich entschieden, eher in Deutschland zu bleiben, und habe hier mit drei, vier Klubs gesprochen, mit dem eben erläuterten Ergebnis.“

Auch zu Gladbach-Zeiten war im Winter 2021 immer wieder über den Abgang Ginters spekuliert worden. Auch, weil Borussia dann noch eine Ablösesumme für den Nationalspieler kassiert hätte. Laut Ginter kamen die interessierten Vereine für ihn aber nicht in Frage: „Gerade nach der EM gab es Angebote, vor allem von englischen Klubs, die bereit gewesen wären, die relativ hohen Ablöseforderungen bei einem Jahr Restvertragslaufzeit und damals noch erheblichen Corona-Einschränkungen zu zahlen. Bei diesen Klubs habe ich mich aber nicht gesehen“, erklärt Ginter.

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Andere interessierte Vereine, die infrage gekommen wären, waren dann nicht bereit die Forderungen zu zahlen, zumal Ginter im Sommer ablösefrei zu haben war. „Auch im Winter war für mich nichts Passendes dabei. Da war zum Beispiel auch Newcastle United interessiert und bereit zu zahlen, dorthin wollte ich aber nicht wechseln“, so der Ex-Gladbacher.

Stattdessen entschied er sich dann für den Sommer-Wechsel nach Freiburg, wo er unter Jugendtrainer Christian Streich (57) in der Europa League spielen wird. Doch auch ohne das internationale Geschäft wäre er zurück in seine Heimat gewechselt, erklärt er. „Es war das i-Tüpfelchen, diese neu entfachte Euphorie mit neuem Stadion und der dann am Saisonende gesicherten Europacup-Qualifikation. Das ist beim SC allerdings alles andere als selbstverständlich und war kein Ausschlusskriterium, wie schon in Gladbach, wo wir nicht jede Saison international gespielt haben.“

Ein wichtiges Kriterium für die Freiburg-Rückkehr ist laut Ginter der Trainer. „Ich habe in meiner Karriere gemerkt, wie wichtig der Trainer für mich persönlich ist und dass ein guter Trainer sehr großen Einfluss hat, nicht nur auf die Mannschaft, sondern auf den ganzen Verein“, sagt er. „Da hat Christian Streich eine wahnsinnige Power. Was er über Fußball denkt und weiß, wie er Fußball arbeitet, ist beeindruckend. Das Fachliche ist sehr wichtig, ein guter menschlicher Umgang aber genauso. Sein Gesamtpaket ist imposant. Ich bin froh, ihn schon als Trainer gehabt zu haben, und freue mich wieder sehr darauf. Hinzu kommt ein besonderes Trainerteam an seiner Seite, das sich immer weiterentwickelt hat. Das sind für mich sehr vertraute Leute, die ich auch schon aus der Jugendzeit kenne und die obendrein auf ihrem Gebiet sehr gute Experten sind.“

In seinem letzten Jahr in Gladbach hingegen, unter Trainer Adi Hütter (52), habe das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr gestimmt. Ginter: „Es hat halt einfach nicht ganz gepasst, aber das ist gar nicht schlimm. Ich kannte das zwar nicht, das war für mich eine neue Erfahrung mit einem Trainer. Aber das gibt es eben mal, so ist es ja in anderen Bereichen auch immer mal wieder und gehört zum Leben dazu. Ich wünsche ihm für die Zukunft viel Glück.“

Ginter über Ex-Coach Adi Hütter: „Es hat halt einfach nicht ganz gepasst“

Doch auch die Mannschaft habe ihren Anteil zu der enttäuschenden Spielzeit, die Borussia am Ende auf dem zehnten Tabellenplatz abschloss, beigetragen. „Letztlich waren es wir Spieler, die auf dem Platz standen und das Fußballerische in letzter Instanz zu oft nicht gut geregelt haben“, so der deutsche Nationalspieler. „Hintenraus haben wir aus den letzten neun Saisonspielen aber noch mal 18 Punkte geholt. Natürlich haben wir uns das insgesamt alle anders vorgestellt und hatten Europacup-Ambitionen, die wir nicht erfüllen konnten.“

Auch sich selbst nimmt Ginter bei der rückblickenden Analyse keinesfalls aus der Pflicht. So erkennt er an, dass er stärker seine Führungsqualitäten hätte unter Beweis stellen müssen, als es am Niederrhein schlecht lief. Die unklare Vertragssituation habe es ihm aber nicht leicht gemacht. „Klar gab es sehr viele Baustellen im Verein und es war für mich ab dem letzten Sommer sehr schwierig, aber da nehme ich mich keinesfalls aus der Verantwortung. Als Marco Rose mich zum dritten Kapitän ernannt hatte, hat das mit der Führungsrolle auf dem Platz aus meiner Sicht sehr gut geklappt. Das hat mir gefallen. Vor dieser Saison sagte mir der Verein ja aber, dass er mich am liebsten aus finanzieller Sicht verkaufen möchte und auf andere Führungskräfte setzt. Das hat auch die Mannschaft mitbekommen, da ist es nicht mehr so leicht gewesen, weiterhin ein unbekümmerter Führungsspieler zu sein und den Ton anzugeben“, so der 28-Jährige.

Er fährt fort: „Ich habe es nicht geschafft, bei mir zu bleiben und mein Ding durchzuziehen. Diese ganzen Nebenschauplätze, die gefühlt jede Woche im Hintergrund abliefen, was man mit mir gemacht hat und machen wollte, habe ich nah an mich herangelassen, weil ich sehr mit dem Verein verbunden war und er mir immer noch am Herzen liegt. Das hat schon eine Rolle gespielt, ich konnte es nicht so ausblenden, wie es nötig gewesen wäre, um konstant Leistung zu bringen. Es hat nur in einzelnen Spielen immer mal wieder geklappt. Leider habe ich nun auch die unschönen Seiten des Profigeschäfts kennengelernt.“

Vor allem sein Abschied im Borussia-Park, bei dem er von zahlreichen Anhängern bei seiner Einwechslung ausgepfiffen wurde, habe ihn geschmerzt, so Ginter. „Zunächst hat es mich sehr gefreut, wie positiv die offizielle Verabschiedung vor dem Spiel im Stadion war. Umso bitterer waren dann die Pfiffe nach der Einwechslung, natürlich hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht.“ 

Dennoch merkt er an: „Ich bin wahnsinnig froh, so lange für diesen großen Traditionsverein gespielt haben zu dürfen. Es ist mir noch mal wichtig zu betonen, dass ich weder den Verein noch einen Verantwortlichen persönlich angegriffen habe, ich werde nie etwas Schlechtes über den Verein sagen.“

Aus diesem Grund wünscht Ginter seinem ehemaligen Arbeitgeber für den Neustart unter Trainer Daniel Farke (45) auch alles Gute. Ginter: „Ich maße es mir natürlich nicht an, aus der Entfernung zu urteilen, aber ich glaube, es wäre grundsätzlich schön, wenn sie auf den Weg zurückfinden, den sie vor einigen Jahren eingeschlagen haben. Kontinuierliches Arbeiten mit Leuten, die mit dem Verein etwas anfangen können und wollen. Zudem wünsche ich dem Klub und dem neuen Trainer, dass wieder Ruhe einkehrt nach diesen durchaus turbulenten letzten Jahren.“

Ginter träumt vom Karriere-Ende im Breisgau

Die Rückkehr nach Freiburg soll für Ginter im Idealfall übrigens der letzte Vereinswechsel bleiben. Denn: Ginter träumt vom Karriere-Ende im Breigsau. „Ich hoffe, dass es für beide Seiten so gut funktioniert, dass ich nicht mehr wechseln muss“, so der Wunsch des Ex-Fohlens.