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Von Leo Bach (lb)

„Schwer festzulegen, wofür Borussia steht“ Neu-Präsident Bonhof über Trainer und Gladbach-Philosophie

Rainer Bonhof mit fokussiertem Blick in einer Lederjacke am Trainingsplatz.

Er steht bis heute gerne am Platz: Rainer Bonhof, hier beim Testspiel gegen KAS Eupen am 21. März 2024. 

Es war eine Überraschung für viele Borussia-Fans – nun ist auch klar, wie viel sich im Verein ändern wird. 

Der Rückzug des Präsidenten von Borussia Mönchengladbach Rolf Königs (82) kam für viele aus dem Nichts. Sein Nachfolger Rainer Bonhof (71) ist der logische Nachfolger. Nun erzählt die Gladbach-Ikone, was seine Pläne als Präsident sind und zeigt klare Kante bei der Trainer-Diskussion.

Gladbach-Präsident Rainer Bonhof im Interview – „da leiden alle drunter“

„Nach zwei Tassen Kaffee und ein paar Keksen war das Okay da“, so beschreibt Bonhof den Entscheidungs-Prozess mit seiner Frau zur Annahme des neuen Amtes im Interview mit der „Rheinischen Post“.

Lange musste er also nicht überlegen – immerhin ist der Emmericher bereits seit 15 Jahren Vize-Präsident bei Borussia gewesen, das Amt und seine Aufgaben kennt er nur zu gut. 

Das Rad neu erfinden will der Weltmeister von 1974 als Präsident der Fohlen nicht: „Für mich ändert sich relativ wenig, eher ist die Wahrnehmung von außen eine andere. Ich brauche das Amt nicht, um auf einer anderen Ebene unterwegs zu sein. Das menschliche Miteinander ist entscheidend, dann lässt sich viel bewegen.“

„Das Ziel ist, dass das Stimmungsbild bei Borussia gut bleibt und möglichst immer besser wird“, sagt Bonhof. So gut war das Stimmungsbild rund um den Verein in den letzten Monaten aber gar nicht. Neben sportlichen Misserfolgen, wie dem Pokal-Aus und keinem Sieg aus zwei Derbys, zählte auch die Entscheidung der Klub-Bosse zu einem möglichen Investoren-Einstieg in der Bundesliga zu den Streitpunkten unter den Fans. 

Auch zu diesen Themen äußert sich der Präsident. Auf die Frage, welche Ergebnisse besonders schmerzten, antwortete Bonhof: „Das Pokal-Aus in Saarbrücken natürlich, da leiden alle drunter. Aber auch Spiele wie das 2:4 in Dortmund, als wir 2:0 geführt haben. Nun geht es stets darum, wieder aufzustehen und Gas zu geben.“

Beim gerade in der aktiven Fanszene umstrittenen Thema des Investoren-Einstiegs, hält sich Bonhof an die Linie, die der Klub auch zuvor gefahren ist: „Was den Investor angeht, wurde in meinen Augen vieles nicht gut kommuniziert. Er hätte keinen Einfluss gehabt, es ging darum, die Bundesliga voranzubringen.“

Und weiter: „Was uns angeht: Wir sind auf verschiedenen Ebenen gut aufgestellt. Wir haben zum Beispiel unseren Standort in China, der sich auszahlt. Auf der anderen Seite haben wir mit Reuter eine Firma aus der Region als Hauptsponsor gewonnen. Reuter ist auch in Europa eine Hausnummer. Das zeigt, dass Borussia Mönchengladbach attraktiv ist.“

Welchen Fußball Gladbach spielen soll, ist keine leichte Frage für den ehemaligen Mittelfeldspieler. Die Gegner seien leistungstechnisch mittlerweile viel näher aneinander als noch zu seinen Zeiten – man müsse sich immer mehr anpassen: „Darum muss ich sagen: Wenn gefragt ist, Fußball zu spielen, muss man das tun. Und wenn es gefragt ist, zu kämpfen, eben das. Darum ist es schwer, sich festzulegen bei der Frage, wofür Borussia steht.“

Einen genauen Blick auf den Gegner wirft auch Trainer Gerardo Seoane (45) vor den Spielen. Die sportlich durchwachsene Saison wird in Fan-Kreisen auch immer öfter ihm zur Last gelegt. Von seinem neuen Präsidenten erhält der Schweizer aber vollste Rückendeckung. 

„Gerardo ist genau der richtige Trainer, dafür gibt es viele Gründe. Erstens, weil er sich ohne Wenn und Aber für uns und unseren Weg entschieden hat. Wir haben wichtige Spieler abgegeben, wir haben darum eine Saison mit Hochs und Tiefs – er hat sich nie beschwert. Dann sehe ich auf dem Trainingsplatz, wie er sich die Jungen nimmt, mit ihnen ins Detail geht: Einwürfe, Ballmitnahme, Eins-gegen-Eins, daran wird gefeilt – all das habe ich lange nicht gesehen bei uns. Darum ist er der Mann, der es richten kann. Mit uns zusammen natürlich. Und mit dem Team.“