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Von Jannik Sorgatz

Gladbachs Verlierer der Hinrunde Bankdrücker, Teilzeitarbeiter, Tribünengäste

Ibrahima Traoré hat in der Hinrunde nur acht Minuten für Borussia Mönchengladbach gespielt.

Ibrahima Traoré hat in der Hinrunde nur acht Minuten für Borussia Mönchengladbach gespielt.

Mönchengladbach - Trainer Marco Rose (43) hat in seiner ersten Halbserie bei Borussia Mönchengladbach insgesamt 23 Profis eine Chance gegeben. Vier von ihnen hatten sich mit Sicherheit mehr vorgenommen.

Während einer sich Hoffnung auf eine Zukunft in Gladbach machen darf, scheint sich die Zeit der anderen drei abzulaufen.

Wir blicken auf die Verlierer der Hinrunde.

Im Sommer läuft der Vertrag von Tobias Strobl in Gladbach aus.

Im Sommer läuft der Vertrag von Tobias Strobl in Gladbach aus.

Tobias Strobl: In der Vorsaison zählte er zu den großen Gewinnern, machte 29 Ligaspiele und hatte auf der Sechserposition meist die Nase vorn. Es ist schon fast in Vergessenheit geraten, dass Strobl in der ersten Pokalrunde in Sandhausen in der Startelf stand, zudem das Siegtor vorbereitete.

Dann bremste ihn im Abschlusstraining vor dem Ligaauftakt das Knie aus. Denis Zakaria rückte gegen Schalke auf die Sechs, Laszlo Bénes übernahm dessen Position weiter vorne – für die beiden rückblickend eine glückliche Fügung.

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Als Strobl wieder bereit war, um den Konkurrenzkampf aufzunehmen, musste er unters Messer, fiel bis Ende Oktober aus. Zumindest seine drei Einsätze in der Endphase der Hinrunde waren ein Hoffnungsschimmer und machen ihn zum Verlierer mit leichten Abstrichen: Gegen Union Berlin und Wolfsberg half er in der Innenverteidigung aus, gegen Wolfsburg vertrat er den gesperrten Zakaria.

Sich in der Rückrunde in die Stammelf zu kämpfen, dürfte trotzdem zum Ding der Unmöglichkeit werden, wenn Borussia von großem Verletzungspech verschont bleibt. Zu früh abschreiben sollte man den 29-Jährigen allerdings nicht, obwohl sein Vertrag ausläuft. „Das zieht sich durch meine Karriere“, sagte Strobl schon im Sommer.

Fabian Johnson schnupperte zu Saisonbeginn an einem Stammplatz, dann warfen ihn mal wieder Verletzungen zurück.

Fabian Johnson schnupperte zu Saisonbeginn an einem Stammplatz, dann warfen ihn mal wieder Verletzungen zurück.

Fabian Johnson: Auch diese Randnotiz der Hinrunde könnte leicht in Vergessenheit geraten: Der US-Amerikaner war bis zur ersten Länderspielpause Roses „zwölfter Mann“. Im Pokal und gegen Schalke wurde Johnson eingewechselt und anschließend für seine Vielseitigkeit gelobt.

„Fabi ist im Moment eine Allzweckwaffe. Er kann in der Raute auf der Acht spielen, er kann Außenverteidiger spielen. Da freue ich mich auch, dass wir so einen Spieler haben“, sagte Rose. In Mainz und gegen Leipzig stellte er den Routinier sogar in die Startelf. Doch Johnson enttäuschte mit lustlos wirkenden Auftritten zweimal auf ganzer Linie (GladbachLIVE-Note fünf).

Danach schlug das chronische Verletzungspech wieder zu: Zwei Spiele verpasste er aufgrund von Rückenproblemen. Bei seiner Comeback-Einheit zog sich Johnson im Training einen Muskelfaserriss zu, der ihn satte elf Spiele außer Gefecht setzte.

Als Rose ihn kurz vor Weihnachten für ein paar Minuten gegen Paderborn brachte, umwehte die Einwechslung ein Hauch von „Ach, den gibt’s ja auch noch“. Anders als Strobl hat Johnson, gerade 32 Jahre alt geworden, kaum Argumente für eine Vertragsverlängerung.

Raffael scheint sich mit seiner Rolle als Ab-und-an-Joker bei Borussia Mönchengladbach arrangiert zu haben.

Raffael scheint sich mit seiner Rolle als Ab-und-an-Joker bei Borussia Mönchengladbach arrangiert zu haben.

Raffael: „Wenn wir den Vertrag mit einem Spieler verlängern, dann nicht für zehn Minuten Einsatzzeit“, sagte Dieter Hecking Anfang März und war ziemlich pikiert über die Frage, ob Raffael künftig eher als Joker den Unterschied ausmachen solle.

Tatsächlich spielte der Brasilianer im Frühjahr noch einmal kurz eine wichtige Rolle, stand dreimal in Folge in der Startelf und erzielte sein bis heute letztes Tor für Borussia. Unter Rose ist er nun tatsächlich der Teilzeitprofi, der er angeblich nicht werden sollte. 13, 16, 19, 11, 4, 45, 1, 5 – in acht Einsätzen bringt es Raffael auf 114 Spielminuten.

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Der 34-Jährige scheint sich mit seiner nicht einmal regelmäßigen, sondern allenfalls gelegentlichen Jokerrolle abgefunden zu haben. Stunk ist vom introvertierten Raffael sowieso nicht so erwarten. Gegen den FC Bayern blitzte sein Genie noch einmal ganz kurz auf, als er Patrick Herrmann mit einem feinen Touch auf die Reise schickte. Am Ende des Angriffs holte Marcus Thuram den entscheidenden Elfmeter heraus.

Im Sommer dürfte Raffaels Zeit bei Borussia nach dann sieben Jahren enden. Egal wie viele Einsätze und Minuten es noch werden – der „Maestro“ wird als eine prägende Figur der Fohlen-Moderne abtreten.

Ibrahima Traoré (rechts) auf der Tribüne des Borussia-Parks.

Ibrahima Traoré (rechts) auf der Tribüne des Borussia-Parks.

Ibrahima Traoré: Sein Arbeitsnachweis der Hinrunde lässt sich in vier Worten zusammenfassen: acht Minuten im August. Nach seiner Afrika-Cup-Teilnahme stieg Traoré als letzter Borusse in die Vorbereitung ein, das Turnier hatte er ohne Blessuren überstanden.

Doch kaum hatte er den Trainingsrückstand in Gladbach aufgeholt, setzte ihn eine Bänderverletzung außer Gefecht. Kurz vor Weihnachten streikten die Adduktoren. Allerdings saß Traoré auch mehrmals auf der Tribüne, obwohl er einsatzbereit gewesen wäre. Es war schlichtweg kein Platz im 18er- oder 20er-Kader.

Der Vertrag des Hardcore-Dribblers läuft noch eineinhalb Jahre – genauso lange, wie Traoré in seiner Gladbacher Zeit in der Summe verletzt gefehlt hat. Gerade einmal 26 Prozent aller möglichen Einsatzminuten hat er seit 2014 auf dem Platz gestanden.

Als Integrationsfigur ist er nach wie vor wichtig. „La famille“, die französischsprachige Fraktion, wächst schließlich immer weiter. Sportlich scheint seine Zeit dagegen langsam abzulaufen. Im Frühjahr wird er 32.