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Von GladbachLIVE Redaktion

Borussia-Fans trauern um Liebling Erst wurde Criens zum „Joker“, dann zur Legende

Hans-Jörg Criens feiert mit Manolos Trommel auf dem Bökelberg.

Hans-Jörg Criens feiert mit Manolos Trommel auf dem Bökelberg.

Mönchengladbach - Für viele Borussia-Fans war es ein Schock, als die Nachricht sie am späten Abend des zweiten Weihnachtsfeiertages erreichte.

Hans-Jörg Criens ist tot, plötzlich gestorben an einem Herzinfarkt. Er wurde nur 59 Jahre alt. Lediglich zwei Spieler schossen mehr Tore für Gladbach in der Bundesliga als der Stürmer, der 1981 aus Neuss gekommen war, bis 1993 blieb und auf dem Bökelberg sogar die Kapitänsbinde trug.

Hans-Jörg Criens war in den 80ern und 90ern Publikumsliebling bei Borussia Mönchengladbach.

Hans-Jörg Criens war in den 80ern und 90ern Publikumsliebling bei Borussia Mönchengladbach.

Wer die glorreichen 70er nicht miterlebt hatte und in den 80ern oder den frühen 90ern sein Herz an die Fohlen verlor, hatte oftmals einen Lieblingsspieler: den „Langen“, wie Criens liebevoll genannt wurde.

Hans-Jörg Criens machte viele zum Gladbach-Fan

Wie sehr die Fans ihn verehrten, zeigen die zahlreichen Reaktionen und Beileidsbekunden bei Twitter. „Jeder wollte damals Criens sein“, schreibt @fabiantoepel.

Für viele war Criens sogar explizit der Grund, warum sie Borussia-Fan wurden.

Messi, Ronaldo oder Neymar nacheifern? Kleine Jungs am Niederrhein hatten damals ein anderes Idol.

Als sie vom Tod der Gladbach-Legende hörten, kramten zahlreiche User alte Autogrammkarten oder Paninihefte hervor.

Wer an Borussia zu jener Zeit zurückdenkt, der hat in vielen Fällen automatisch Criens vor Augen.

Nach seiner Profi-Laufbahn kickte Criens für kleine Klubs in der Region, machte den Trainerschein. Und natürlich schaute er noch häufiger im Borussia-Park vorbei.

Sein legendärstes Spiel war sicherlich das Pokal-Halbfinale 1984 gegen Werder Bremen. Die Partie am 1. Mai wurde live im Ersten gezeigt, am Feiertag versammelte sich die Republik vorm Fernseher. Nach dem 3:1 in der 76. Minute sahen die Fohlen auf dem Bökelberg wie die sicheren Sieger aus. Doch Werder drehte binnen sechs Minuten die Partie, führte bis kurz vor Schluss.

Hans-Jörg Criens prägte den Begriff „Joker“

Criens, der beim Stand von 3:3 ins Spiel gekommen war, erzielte nicht nur in letzter Sekunde den Ausgleich zum 4:4. In der Verlängerung schoss er sogar das 5:4. Dass erfolgreiche Einwechselspieler heute als „Joker“ bezeichnet werden, dafür hat auch Criens gesorgt. Die ARD hat das Drama zum 35-jährigen Jubiläum im Frühjahr noch einmal aufgearbeitet.

Borussia in den 80ern, das war eine oftmals verkannte Zeit. Borussia in den 80ern, das war für viele Zeitzeugen vor allem Hans-Jörg Criens. Ein Liebling, wie es ihn heutzutage vermutlich gar nicht mehr geben könnte. Denn bei seinem Heimatklub VfR Neuss hatte Criens in der B-Jugend bereits die Lust am Fußball verloren.

Borussia Mönchengladbach würdigt Hans-Jörg Criens

Während seine alten Mitspieler sich in der A-Jugend mit den Junioren großer Bundesliga-Klubs duellierten, ging Criens gar nicht mehr zum Training. Sein Bruder überredete ihn schließlich, nochmal in der zweiten Mannschaft anzufangen. Und so trägt Criens‘ Karriere tatsächlich die Überschrift: „Vom Kreisliga-Fußballer zur Legende“.

Hans-Jörg Criens im Mai 2019 bei der Eröffnung der Fohlenwelt, des Vereinsmuseums von Borussia Mönchengladbach.

Hans-Jörg Criens im Mai 2019 bei der Eröffnung der Fohlenwelt, des Vereinsmuseums von Borussia Mönchengladbach.

„Borussia Mönchengladbach wird Hans-Jörg Criens immer in dankbarer Erinnerung behalten“, schreibt der Verein auf seiner Webseite. Der spätere Jugend- und Amateurtrainer hat nie ein Länderspiel absolviert, keinen großen Titel gewonnen und steht auch nicht in der „Jahrhundertelf“ des VfL. Die Bestürzung, die sein Tod bei den Borussen ausgelöst hat, zeigt jedoch: Der „Lange“ gehört zu den Größten, die Gladbach je gesehen hat.