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Von Daniel Thiel

Gemeinsame Mission Führt ein alter Bekannter Fohlen-Juwel bis in die Bundesliga?

Die Mannschaft von Borussia Dortmund macht sich zum Anstoß bereit.

Champions League gegen Real Madrid: In Marco Reus (2.v.l.) und Oliver Kirch (r.) mischten am 8. April 2014 auch zwei Ex-Gladbach-Profis mit.

Erst seit wenigen Monate Seite an Seite, der Effekt kann sich aber sehen lassen!

In den vergangenen Monaten stehen gerade zwei Schlagwörter bei Borussia Mönchengladbach im Fokus: Umbruch und die Talentförderung. Der Umbruch spielte sich natürlich in erster Linie im Bereich der Bundesliga-Mannschaft ab, der Talente-Fokus soll aber den gesamten Verein betreffen.

Gladbach-Juwel mit herausragender Entwicklung

Im Nachwuchsbereich stechen aktuell einige U-Nationalspieler heraus, die besonders für die aktuell gute Situation der Fohlen-U19 sorgen. Mit gerade einmal 16 Jahren sind die eigentlichen B-Jugend-Spieler Niklas Swider und Kilian Sauck Stammkräfte.

Der herausragende Spieler ist dennoch Winsley Boteli mit bisher zwölf Treffern in der U19-Bundesliga – und einem Doppelpack beim Debüt in der Regionalliga West. Dort ermöglichte Eugen Polanski (37) dem Schweizer seinen Einstand am 18. November.

Für die beiden war es aber nicht das erste Aufeinandertreffen: Boteli war schon im Sommer-Trainingslager der Regionalliga-Mannschaft dabei und durfte nun auch mal in einem Pflichtspiel ran.

Es ist aktuell noch nicht angedacht, dass es für den aktuellen U18-Nationalspieler direkt weiter zur Bundesliga-Mannschaft geht – seinen ersten Profi-Vertrag kann Boteli ohnehin erst an seinem 18. Geburtstag im Juli 2024 unterzeichnen.

Wie steht es um weitere Einsätze in der Regionalliga, um sich frühzeitig an den Seniorenfußball zu gewöhnen? „Wenn ein Spieler hochgezogen werden soll, muss er Spielzeit bekommen, damit es Sinn ergibt. Wir haben vorne viele Optionen“, sagte Polanski der „Rheinischen Post“.

Botelis Haupt-Kontrahenten um einen Platz in der U23-Offensive sind Shio Fukuda (19) und Ryan Naderi (20), der in der vergangenen Woche seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieb. Allerdings müssen die beiden wiederum weichen, wenn ein Spieler aus dem Profi-Kader Spielpraxis bekommen soll – wie zuletzt mit Grant-Leon Ranos (20).

Botelis Einsatz-Aussichten hängen also von mehreren Faktoren ab. Polanski betont aber auch: „Sein Standing im Verein und bei mir ist auf jeden Fall nicht schlechter geworden.“

Wegen der Entwicklung von Winsley Boteli: Polanski mit Kirch-Lob

Boteli wechselte im Sommer 2022 von Servette Genf zu Borussia und war auch in seiner ersten Saison, da noch in der U17, der beste Fohlen-Torschütze seines Teams.

Aktuell führt Boteli die Torjägerliste der U19-Bundesliga an und hat im Rennen um den Spitzenplatz namhafte Konkurrenz: Paris Brunner (17) von Borussia Dortmund ist ihm auf den Fersen, Brunner wiederum wird am Samstag (9. Dezember, 18.30 Uhr) erstmals im Bundesliga-Kader des BVB stehen.

In den vergangenen Monaten, so urteilt Polanski, habe sich der Teenager aber noch einmal gesteigert. „Er hat im letzten halben Jahr unter Oliver Kirch sehr viel dazu gelernt. Er war vorher schon ein Torjäger, hat aber gelernt, dass er auch gegen den Ball arbeiten muss – da hat er einen enormen Schritt gemacht“, erklärt der ehemalige polnische Nationalspieler.

Winsley Boteli im grün-schwarzen Borussia-Trikot.

Winsley Boteli, hier am 25. Oktober 2023, sammelte zuletzt erste Regionalliga-Erfahrung.

Ein immer wieder auftretendes Problem bei talentierten Offensivspielern ist es, dass sie mit ihrem Können im Nachwuchsbereich unersetzlich sind – und zu den gefeierten Stars zählen. Im Profibereich verzweifeln Trainer aber oftmals daran, dass sie defensiv entweder nicht ausreichend geschult sind – oder gegen den Ball nicht mitarbeiten wollen.

Einst bemängelte Hans Meyer (81) das Defensivverhalten von Marko Marin (34) im Abstiegskampf der Saison 2008/09 und setzte den Shooting-Star immer wieder auf die Bank – obwohl er der eigentlich talentierteste Offensivspieler der damaligen Fohlenelf war.

Dass es zu einer solchen Situation bei Boteli nicht kommt, hat sich offenbar U19-Coach Oliver Kirch auf die Fahnen geschrieben. Mit seinem Talent und seiner Torausbeute (35 Pflichtspiel-Tore seit seinem Wechsel im Sommer 2022) dürfte Boteli keine Probleme haben, im Nachwuchsbereich herauszustechen.

Der ehemalige Bundesliga-Profi (143 Erstliga-Einsätze für Gladbach, Bielefeld, Kaiserslautern und Dortmund) hat noch eineinhalb Jahre, um seinen Top-Torjäger für den Seniorenbereich zu fördern und zu formen. Wobei Boteli das durchaus anders zu sehen scheint: Er betonte zuletzt, bereits im kommenden Jahr bei den Profis angreifen zu wollen.

Für ein mögliches Bundesliga-Debüt hat Boteli in Kirch einen passenden Ansprechpartner: Der 41-Jährige feierte 2003 sein Erstliga-Debüt selbst im Gladbach-Trikot und blieb bis 2007 im Verein. Seit vergangenem Sommer ist er U19-Trainer der Fohlen – und wird auf weitere 18 Monate mit Boteli bei Borussia hoffen, nachdem es zuletzt auch Abgangsgerüchte gab.

Ohnehin will Kirch verhindern, dass Boteli zu sehr in den Fokus rückt. „Hinter ihm und seinen Toren steckt ein funktionierendes Mannschaftsgefüge, das gilt es auch zu betonen. Deshalb halte ich nichts davon, einzelne Spieler hervorzuheben. Wir haben gerade einen Weg gefunden, mit dem großen Kader einen Leistungsgedanken zu entwickeln“, sagte er angesprochen auf den Torjäger im Interview mit der „Rheinischen Post“.

Denn auch in der Saison 2024/25 kann Boteli noch für die U19 auflaufen. Beide werden in diesem Zeitraum daran arbeiten, das Fohlen-Juwel für seinen großen Bundesliga-Traum fit zu machen. Die Voraussetzungen könnten deutlich schlechter sein.