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Von Daniel Thiel

Zwölf Jahre Borussia, kein Profi-Spiel 
Gladbach-Eigengewächs folgt ter Stegen jetzt doch noch

Marc-André ter Stegen und Uwe Kamps stehen gemeinsam auf dem Rasen im Borussia-Park.

Marc-André ter Stegen (l.), hier am 24. Januar 2014, bekommt beim DFB Unterstützung von einem zweiten Torhüter aus der Schule von Uwe Kamps.

Eine späte Belohnung für Borussia – und Fohlen-Ikone Uwe Kamps (59)!

Die Karriere von Marc-André ter Stegen (31) hätte wohl kaum besser und schnörkelloser verlaufen können: Als der gebürtige Mönchengladbacher 2011 als Teenager sein Bundesliga-Debüt feierte, stach er im Nachwuchsbereich schon so heraus, dass eigentlich kaum ein Zweifel daran bestand, dass er den Durchbruch schaffen würde.

Marc-André ter Stegen bekommt Unterstützung von Janis Blaswich

Sofort stellte er unter Beweis, dass er die rechtmäßige Nummer eins bei Borussia Mönchengladbach ist – und bereits in seinen ersten Profi-Jahren zu den besten Torhütern der Bundesliga zählte.

Dann ging ter Stegen seinen Weg: Erst schaffte er es in die Nationalmannschaft, dann wechselte er zum FC Barcelona und wurde mit 23 Jahren Champions-League-Sieger. Beim 3:1-Erfolg gegen Juventus im Finale 2015 stand er in Berlin zwischen den Pfosten.

Während es bei Wunderkind ter Stegen zwischenzeitlich so wirkte, als sei all dieser Erfolg fast schon ein Selbstläufer, blieb ein anderes Borussia-Eigengewächs im Verhältnis zu seinem Kontrahenten erst lange auf der Strecke.

Janis Blaswich (32) wechselte mit 16 Jahren in die Fohlen-Jugend, spielte zuvor nur bei seinem Heimatverein Mehrhoog im Kreis Wesel. Das Talent des gebürtigen Willichers zeigte sich auch schnell – da war aber stets dieses ein Jahr jüngere Top-Talent, das auch immer schon bei den älteren Jahrgängen glänzte.

Blaswich wechselte 2009 in den Seniorenfußball, musste sich aber erst einmal über Einsätze bei Borussias Regionalliga-Mannschaft heranarbeiten. Als er dann auch bereit gewesen wäre, bei den Profis anzugreifen, war da ein gewisser Marc-André ter Stegen.

Die Krux bei Torhütern: Sie kämpfen um nur einen Platz. Den hatte in Gladbach in diesem Zeitraum ter Stegen belegt und Blaswich war nur hintendran. Für Blaswich begann eine Phase, in der er den Verein immer wieder leihweise verlassen musste, um Spielpraxis zu sammeln – ihn zog es nach Rostock und Dresden.

Hatte der zweifelsohne talentierte Torwart vom Niederrhein seinen Schub verloren, weil er bei Borussia nicht zum Zuge kam? Als es ter Stegen nach Barcelona zog, entschied sich Max Eberl (50), in Yann Sommer (34) einen Torhüter mit internationaler Erfahrung zu verpflichten. Blaswich wartete weiter auf seine Chance in der Bundesliga und bekam sie letztlich bei Borussia nie.

Nach zwölf Jahren und ohne Profi-Einsatz verließ er die Fohlen im Sommer 2018 und wechselte zu Heracles Almelo in die erste niederländische Liga.

Dort bekam der zum damaligen Zeitpunkt schon 27-Jährige das Vertrauen und entwickelte sich so, dass 2022 RB Leipzig auf ihn aufmerksam wurde. In den vergangenen knapp eineinhalb Jahren erlebte Blaswich, inzwischen mit über 30, den Rausch, den ter Stegen schon ein Jahrzehnt zuvor erlebte.

Durch den Kreuzbandriss von Leipzig-Stammkeeper Peter Gulacsi (33) gab es für Blaswich immer wieder neue Meilensteine: erster Bundesliga-Einsatz, erste Champions-League-Partie und zum ersten Mal als Bundesliga-Stammkeeper in eine neue Saison gegangen.

Am Freitag (10. November 2023) gab es das wohl emotionalste erste Mal in seiner Profi-Laufbahn: Blaswich wurde mit 32 Jahren erstmals für die deutsche A-Nationalmannschaft nominiert.

Die spezielle Geschichte für Borussia: Gleich zwei Fohlen-Eigengewächs zählen zu den für Julian Nagelsmann (36) besten vier Torhütern Deutschlands. Neben Blaswich ist auch die aktuelle deutsche Nummer eins Marc-André ter Stegen mit dabei.

Für die beiden dürfte es sicherlich ein emotionaler Moment sein, wenn sie nach vielen gemeinsamen Jugend-Jahren bei Borussia nun beim DFB aufeinandertreffen.

„Er ist den Umweg über Leihen gegangen und hat dann seine Chance in Leipzig genutzt. Er hat zwei Titel dort gewonnen und ist auch nach Peter Gulacsis Rückkehr im Tor geblieben, das ist doch klasse“, sagte Borussia-Ikone Uwe Kamps zuletzt im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ über Blaswich.

„Es ist doch cool, dass Torhüter, die bei uns ausgebildet wurden, so gute Bilanzen haben. Ich denke, wir haben da vieles richtig gemacht“, erklärte Borussias Rekord-Torhüter mit 518 Pflichtspiel-Einsätzen, der nach seiner aktiven Laufbahn unter anderem Blaswich und ter Stegen über Jahre als Borussias Torwart-Trainer auf ihrem Werdegang begleitete.

Dieser Weg führte beide ins Nationalteam – ter Stegen feierte sein Debüt bereits im Mai 2012. Mehr als elf Jahre später ist nun auch Borussias zweites Torwart-Eigengewächs aus der Kamps-Schule dieser Sprung vergönnt.