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Von Daniel Thiel

Passmaschine kommt ins Laufen
Fit für die Fohlen! Seoane packt bei Borussen die Tuchel-Prägung an

Gerardo Seoane (l.) und Thomas Tuchel begrüßen sich vor dem Bundesliga-Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München.

Gerardo Seoane (l.) und Thomas Tuchel begrüßen sich vor dem Bundesliga-Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München am 2. September 2023.

In den ersten Jahren seiner Bundesliga-Laufbahn galt Borussias Mittelfeld-Stratege als Passmaschine – unter Gerardo Seoane (45) folgen aktuell die nächsten Entwicklungsschritte.

Im August 2015 kam es zum Start der Bundesliga-Saison 2015/16 zum Aufeinandertreffen zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach im Signal-Iduna-Park. Für Lucien Favre (65) sollte das Spiel der Anfang vom Ende als Gladbach-Trainer sein.

Gladbach-Trainer Seoane macht aus Passmaschine eine Laufmaschine

Die Fohlen unterlagen mit 0:4, Ende September erklärte der Schweizer seinen Rücktritt – und heuerte später beim BVB an. Genau andersherum verlief die Karriere von Julian Weigl (28)!

Für ihn war die deutliche Niederlage vor rund acht Jahren der Start in seine Laufbahn als Bundesliga-Spieler: Thomas Tuchel (50), damals Coach beim BVB, ließ Weigl, der frisch von 1860 München zu den Schwarz-Gelben gewechselt war, direkt von Anfang an spielen.

Der jetzige Bayern-Trainer machte aus Weigl, der inzwischen seit 15 Monaten bei der Borussia am Niederrhein spielt, eine Passmaschine auf internationalem Niveau – und einen Nationalspieler.

Weigl hält mit 218 Ballaktionen in einer Partie immer noch den Bundesliga-Rekord – und überbot damit Leverkusen-Trainer Xabi Alonso (42), als der noch als Aktiver beim FC Bayern spielte. 

In den ersten Jahren von Weigls Bundesliga-Karriere reichte es, seine Pass-Qualität auf den Platz zu bringen. Mit dem Ballbesitz-Fußball unter Tuchel kam der BVB in vielen Spielen kaum in die Situation, gegen den Ball „ackern“ zu müssen. So war Dortmund auch mit Weigl als defensivster Mittelfeldspieler erfolgreich, obwohl sich der gebürtige Bayer nur selten in Zweikämpfen und Laufduellen durchsetzen musste.

Das sind mittlerweile anders aus! Weigl ist eine absolute Konstante in der bisherigen Amtszeit von Gerardo Seoane, stand in allen 14 Pflichtspielen in der Startelf. Auch bei seiner Rückkehr nach Dortmund stand er wieder auf dem Rasen und trug in Abwesenheit von Jonas Omlin (29) die Kapitänsbinde.

In Gladbach ist Weigl wieder der Mittelfeldspieler mit der defensivsten Positionierung – das aber bei einem Team mit deutlich weniger Ballbesitz und geringerer Spielkontrolle, weil die Fohlen nicht mehr zu den spielerischen Spitzenteams der Liga zählen.

Eine neue Herausforderung erfordert auch neue Maßnahmen: Das ist offenbar auch Seoane und Weigl bewusst. Im Interview mit der „Funke Mediengruppe“ erzählte der 28-Jährige, wie Seoane ihn Gladbach-fit gemacht hat.

„Mit unserem neuen Trainer Gerardo Seoane habe ich auch einen großen Schritt nach vorne gemacht, was Zweikampfführung und Organisation auf dem Spielfeld angeht“, sagt Weigl und fügt hinzu: „Ich gebe gerne den Rhythmus vor.“

Weigl zählt im Borussia-Kader zu den Spielern, die am meisten erlebt haben. Da heißt es für ihn, nicht nur den Rhythmus vorzugeben, sondern auch auf andere Weisen voranzugehen: „Ich halte Ansprachen, spreche mit jüngeren Spielern, organisiere Teamabende, schließe mich mit dem Mannschaftsrat zusammen.“

Weigl ist in seinem zweiten Gladbach-Jahr wohl mehr denn je zum Grasfresser geworden, was den Fohlen schon in dem einen oder anderen Spiel unter Seoane geholfen hat. Wie viel der einstige Münchner Löwe investiert, zeigt ein Blick auf die Laufstatistik aller Bundesliga-Spieler.

Da steht Weigl ligaweit auf dem zweiten Platz. In den bisherigen zwölf Bundesliga-Spielen spulte er bereits 145,57 Kilometer ab, im Schnitt sind das 12,23 Kilometer pro Spiel.

Nur ein alter Bekannter übertrumpft ihn noch: Ellyes Skhiri (28) von Eintracht Frankfurt, der tunesische Nationalspieler hat 153,67 Kilometer auf dem Tacho. Skhiri war allerdings schon zu Kölner Zeiten das Maß aller Dinge in Sachen Laufleistung.