Die Saisonvorbereitung von Borussia Mönchengladbach wurde von einem Vorfall überschattet, dessen erfreulicher Ausgang im Herbst für niemanden absehbar war. Im Zentrum der Affäre: Florian Neuhaus. Ein im Internet zirkulierendes Video dokumentierte, wie der Mittelfeldakteur auf Mallorca im Austausch mit Anhängern nicht nur Details zu seinem Salär verriet, sondern den damaligen Sportchef Roland Virkus auch mit den Worten „schlechtesten Manager der Welt“ betitelte. Sein mutmaßlich angetrunkener Zustand konnte die katastrophale öffentliche Wahrnehmung nicht abschwächen.

Die Reaktionen im Fanlager fielen gespalten aus: Einige sahen sich in ihrer kritischen Haltung gegenüber Virkus bestärkt, doch für die Mehrheit der Fans war Neuhaus' Auftritt inakzeptabel. Die Konsequenz war eine vierwöchige Suspendierung plus eine Geldstrafe, was seine Rolle im Klub zusätzlich zu marginalisieren drohte. In einem öffentlichen Statement gelobte Neuhaus Besserung und drückte seinen Wunsch aus, das ramponierte Vertrauen zu erneuern. Daraufhin gewährten ihm Ex-Coach Gerardo Seoane und Virkus eine Möglichkeit zur Rehabilitation. Seine frühen Einsätze als Joker während der ersten zwei Bundesliga-Spieltage glichen schon einer kleinen Sensation. Das berichtet „Favorit sorgt für die größte Überraschung in 2025“.

Die Wende unter dem neuen Coach

Der entscheidende Umschwung erfolgte im September, als Gerardo Seoane durch Eugen Polanski auf dem Trainerposten ersetzt wurde. Unter dessen Regie entwickelte sich Neuhaus vom Sündenbock zurück zum gefeierten Star. Ein deutliches Signal setzte Polanski, als er Neuhaus in der Partie gegen Eintracht Frankfurt (Endstand 4:6) schon nach 38 Minuten für Kevin Stöger einwechselte. In der nächsten Begegnung gegen den SC Freiburg (0:0) fand er sich prompt in der Anfangsformation wieder. Insgesamt sechsmal gehörte Neuhaus seitdem zur Startelf, ein erheblicher Kontrast zur Saison 2024/25, in der er nur zweimal in der Anfangsformation stand.

Innerhalb der 3-5-2-Formation fungiert Neuhaus auf der linken Achterposition als Taktgeber. Dort genießt der 28-Jährige kreative Freiheiten, während ihm Yannik Engelhardt und Rocco Reitz defensiv den Rücken freihalten. Das in ihn gesetzte Vertrauen zahlt sich aus: Beim Vorstoß in die Angriffszone ist Neuhaus zu einem Schlüsselelement geworden und trägt maßgeblich zu einem verbesserten Ballbesitz der Fohlenelf bei. Dass er nicht nur die ehemaligen Vorgesetzten im Verein überdauert hat, sondern jetzt wieder eine zentrale Funktion bekleidet, stellt die größte Sensation im Gladbacher Fußballjahr 2025 dar, mit der bis September niemand gerechnet hatte. (red)

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