Sie verwenden einen veralteten Browser. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um Ihren Besuch bei uns zu verbessern.

Von Jannik Sorgatz

Kommentar zum Anti-Hopp-Eklat Den Anstand verloren, dem Verein geschadet

Ultras von Borussia Mönchengladbach zeigen einen Doppelhalter mit dem Gesicht von Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp hinter einem Fadenkreuz.

Ultras von Borussia Mönchengladbach zeigen einen Doppelhalter mit dem Gesicht von Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp hinter einem Fadenkreuz.

Mönchengladbach - Das Wichtigste gleich vorneweg: Es gibt keinen Tag, an dem es legitim wäre, einen Menschen auf einem Plakat ins Fadenkreuz zu nehmen. Keinen einzigen. Da hilft kein Relativieren und Differenzieren, die Antwort bleibt stets die gleiche: Was Borussias Ultras im Spiel gegen die TSG Hoffenheim veranstaltet haben, ist nicht zu entschuldigen.

Gladbach-Ultras torpedieren ihre eigenen Anliegen mit Hopp-Plakat

Der Protest gegen Kollektivstrafen mag tief im Inneren einen berechtigten Kern haben. Es gibt zweifellos Tendenzen zur Doppelmoral beim DFB. Doch ständige Grenzüberschreitungen haben diesen Kern längst tief begraben. Indem sie ihre Aktion an solch einem Tag auf diese Art und Weise durchziehen, zeigen die Übeltäter aus der Kurve nur, dass ihnen der Anstand abhandengekommen ist.

Niemand will Verunglimpfungen eines Fußball-Mäzens mit zehnfachem Mord, mit einer rechtsterroristischen Tat wie in Hanau gleichsetzen. Es ist der Kontext der Ereignisse jenes Samstagnachmittags im Borussia-Park, der einen entsetzt zurücklässt. Gut 60 Minuten vor der Eskalation in der Kurve hatte das Stadion kollektiv geschwiegen. Und wer schon mal erlebt hat, wie 50.000 Menschen schweigen, der weiß, wie laut die Stille sein kann. Es ging an diesem Tag um Zeichen gegen Ausgrenzung und für Zusammenhalt.

Aktion schadet Borussia Mönchengladbach massiv

Nicht nur diesem Anliegen haben ein paar Chaoten einen Bärendienst erwiesen, indem sie blind ihr Ding durchzogen. Sie haben auch ihrem Verein massiven Schaden zugefügt. Der schimpfende Max Eberl auf der einen, die Vermummten auf der anderen Seite – ein Millionenpublikum war Zeuge auf allen Kanälen.

Der Verein mag im Rahmen seiner Möglichkeiten schnellstmöglich reagiert haben. Doch er muss aufpassen, dass ständiges Distanzieren nicht zur traurigen Gewohnheit wird – ohne dass sich etwas bessert. Zur Erinnerung: Erst vor zwei Wochen musste sich Borussia gegen ein sexistisches Banner am Trainingsplatz wehren (hier lesen Sie mehr).

Das eindrucksvollste Zeichen hat die überwältigende Mehrheit der Fans mit ihren Pfiffen gegen die Übeltäter gesetzt. Ein Hoffnungsschimmer, dass ebenso vielen Menschen nicht nur bewusst ist, worauf es beim Fußball, sondern in der ganzen Gesellschaft ankommt. Doch die Ereignisse vom Hoffenheim-Spiel werden Borussia und ihre Fans noch eine Weile beschäftigen.