Verständnis für Barca-Kurs Jörg Stiel sieht ter Stegens Schicksal besiegelt – Gladbach-Nachfolger als Vorbild?

Ist der Einsatz von Marc-André ter Stegen für die Deutsche Nationalmannschaft gefährdet? (Foto: 8. Juni 2025)
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Gladbachs früherer Torwart-Paradiesvogel spricht Klartext über das Drama ter Stegen und sieht für den Keeper sogar eine neue Chance.
Drei Jahre lang war Borussia Mönchengladbach sein zu Hause, bevor er im Sommer 2004 seine Karriere beendete und später als Übersetzer zurückkehrte. Ex-Stammkeeper Jörg Stiel (57) vertritt eine klare Meinung zur Personalie Marc-André ter Stegen (33), der seit Wochen in den Schlagzeilen steht.
Sieht Jörg Stiel ter Stegen noch in der Nationalmannschaft?
Grund für das Drama rund um den Nationaltorhüter war der Transfer von Joan Garcia (23), der von Espanyol Barcelona zum FC Barcelona wechselt. Eigentlich ist der deutsche Nationaltorhüter ter Stegen seit Jahren die unbestrittene Nummer eins im Tor der Katalanen – der Youngster soll ihm diesen Platz aber streitig machen.
Barcelonas Sport-Boss Deco (46) hatte den Transfer mit der Verletzung von ter Stegen begründet. Der ehemalige Gladbach-Keeper hatte sich im Herbst letzten Jahres einen Riss an der Patellasehne zugezogen und fiel beinahe die komplette Saison aus. Dass sie damals keine adäquate Alternative parat hatten, hätte sie alarmiert, so der Sportdirektor. Deshalb hat man sich nun mit dem aufstrebenden Keeper vom Stadtrivalen verstärkt.
Auch Ex-Fohlen-Schlussmann Stiel kann das Handeln der Katalanen nachvollziehen, wie er in einem Interview mit dem Sportportal „ran“ sagt: „Dass Barcelona mit Joan Garcia einen jungen, ambitionierten Torhüter aus Spanien verpflichtet, ist einfach der Lauf der Dinge. Ein Verein muss sich weiterentwickeln, ein Verein muss Perspektiven entwickeln.“

Von Sommer 2001 bis zum Juli 2004 war Jörg Stiel die Nummer eins im Tor von Borussia Mönchengladbach. (Foto: 17. April 2004)
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Weiter denkt Stiel: „Natürlich können wir jetzt darüber sprechen, ob Marc-André das so verdient hat. Nach allem, was er über die Jahre geleistet hat, mit dem Gewinn der Champions League und den Meistertiteln. Aber das ist gar nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr, was ist die Entwicklung, was ist die Veränderung?“
Voreilige Schlüsse über die Vereinsführung der Katalanen zu ziehen, findet Stiel nicht angebracht: „Ich finde, man kann jetzt nicht einfach den Stab über Barcelona brechen und sagen: Das geht so nicht. Natürlich wollen wir immer alle herausfinden, was im Hintergrund läuft. Aber sind wir wirklich in der Position, uns ein Urteil zu erlauben?“
Außerdem erinnert sich der 57-Jährige an einen anderen Borussia-Keeper, bei dem ein Wechsel Wunder gewirkt hat: sein Landsmann Yann Sommer (36). Nach dem Abgang von ter Stegen stand Sommer neun Jahre lang zwischen den Pfosten der Fohlen. Danach wechselte er zum FC Bayern München, wo nach nur einem halben Jahr das unrühmliche Ende folgte.
So fasst Stiel zusammen: „Wer hätte gedacht, dass Yann nach seiner Zeit bei Bayern München zwei so grandiose Jahre bei Inter Mailand verbringen würde? Das ist ein Beispiel dafür. Wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf. Mit den Qualitäten, die Marc-André hat, muss er sich nicht scheuen, einen Schritt woandershin zu gehen.“
Ein Wechsel wie von Sommer zu Mailand könnte sich auch bei ter Stegen anbahnen, die Liste der Interessenten ist lang: Am Donnerstag (26. Juni) wurde bekannt, dass der französische Erstligist AS Monaco ein Auge auf den 33-Jährigen geworfen haben soll. Auch Galatasaray sei hinter dem Keeper her. Er selbst hadert wohl jedoch mit einem Abschied aus Spanien.
Für ter Stegen ist zudem nicht nur seine Karriere auf Vereinsebene, sondern auch auf nationaler Ebene gefährdet: Will er Nummer Eins des DFB bleiben, ist Spielpraxis ein Muss. Der Ex-Gladbacher Stiel macht sich dabei aber keine Sorgen: „Für mich ist klar: Wenn er spielt, wird er die Nummer Eins in Deutschland sein.“