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Von Achim Müller

Börsengang, neue Stars, Europapokal-Stammplatz Eberl soll Hütter mit diesen Luftschlössern nach Gladbach gelockt haben

Adi Hütter (l.), Trainer von Borussia Mönchengladbach, ist gemeinsam mit dem ehemaligen Sportdirektor Max Eberl (r.) am 10. August 2021 während der Mitgliederversammlung im Borussia-Park zu sehen. Beide schauen von der Bühne herab in die Kamera des Fotografen.

Adi Hütter (l.), Trainer von Borussia Mönchengladbach, ist gemeinsam mit dem ehemaligen Sportdirektor Max Eberl (r.) am 10. August 2021 während der Mitgliederversammlung im Borussia-Park zu sehen.

Mit Roland Virkus hat Borussia Mönchengladbach sich auf der Position des Sportdirektors neu aufgestellt. Der 55-Jährige hat die Nachfolge von Max Eberl (48) angetreten, der am 28. Januar 2022 im Borussia-Park von allen Ämtern offiziell zurückgetreten ist.

Geblieben ist Cheftrainer Adi Hütter (51), der sportlich aktuell eine ganz komplizierte Situation im Borussia-Park zu lösen hat. Die Fohlen-Elf kann nach dem 24. Spieltag in der Fußball-Bundesliga nur 27 Punkte (48 Gegentreffer) aufweisen. Sie ist damit so schlecht wie seit elf Jahren nicht mehr.

Gladbach: Erinnerungen an Horror-Saison 2011 kommen auf

Im Februar 2011 hatte Gladbach nach 24 Spieltagen 19 Zähler, war Tabellenletzter, mit 59 Gegentoren.

In Hütters Ära fällt also die größte sportliche Fohlen-Krise seit über einer Dekade. Dabei sollte unter dem Österreicher, der zum 1. Juli 2021 für eine Ablöse von 7,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt zum VfL Borussia gekommen war, die Evolution des Klubs hin zur nationalen Fußball-Großmacht eine weitere Ebene erreichen.

Dafür soll Hütter nach Informationen der „Sport-Bild“ mit Versprechungen in den Borussia-Park gelockt worden sein, die so manchen Beobachter und Anhänger der Fohlen-Elf mehr als nur aufhorchen lassen dürften.

Die Details: Der ehemalige Manager Max Eberl soll Hütter demnach einen Börsengang von Borussias Profi-Abteilung in Aussicht gestellt haben. Eine Quelle zu dieser Info nennt das Magazin allerdings nicht.

Mit dem Börsengang hätte in Zukunft frisches Geld generiert werden sollen, um eine neue Mannschaft zu formen.

Eberl soll Hütter angeblich in den Anwerbungsgesprächen für den Sommer 2021 den Verkauf von Matthias Ginter (28), Denis Zakaria (25) und Alassane Plea (28) angepriesen haben. Dieses Trio hatte zu diesem Zeitpunkt noch einen gemeinsamen Marktwert von rund 82 Millionen Euro.

Mit den Transfererlösen sollten neue Spieler geholt werden, Eberl und Hütter sollen bereits über konkrete Namen gesprochen haben.

Hütter soll sich einen Stoßstürmer gewünscht haben, dazu schnelle Spieler für die Außenbahnen und Anführer auf dem Platz.

Eberl soll dem Bericht zufolge Hütter diese Klubziele vor dessen endgültiger Zusage genannt haben: Europa sollte mit dem Österreicher auf dem Trainerstuhl zum Stammplatz für Borussia werden. Die Champions League sollte es regelmäßig sein und der Platz hinter Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig als Top-Vier-Klub angegriffen werden.

Sollte all dies stimmen, darf Hütters Landung in der Gladbach-Realität inzwischen als brutal bezeichnet werden.

Zakaria ist im Januar für 8,6 Millionen Euro an Juventus Turin verkauft worden. Ginter geht nach der Saison ablösefrei. Pleas Marktwert ist auf 15 Millionen Euro abgeschmiert.

Wegen der Coronakrise hat Gladbach dem Kader auch keine große und erquickende Blutauffrischung bislang in der Ära Hütter verpassen können.

Und: Der Mann, der Hütter das Gladbach-Engagement erst so richtig schmackhaft gemacht hatte, Eberl also, teilte diesem gerade einmal drei Monate nach Amtsantritt mit, dass er beabsichtige, den Manager-Job beim VfL hinzuwerfen. Das war Ende September 2021.

Inzwischen ist das längst Realität. Für Hütter ein weiterer Nackenschlag, denn seine Kontaktperson und Schnittstelle zu den Borussia-Entscheidern ist in erster Linie Eberl gewesen.

Die Kassenlage ist ebenfalls ernüchternd: Finanzielle Mittel sind kaum vorhanden, die Borussia hat in den vergangenen beiden Geschäftsjahren in Summe ein Minus von rund 35 Millionen Euro wegen der Pandemie verkraften müssen, der Umsatz ist seit 2019 insgesamt um 100 Millionen Euro eingebrochen.

Aufgrund des neuen Fernsehvertrages, der bis 2025 läuft, hat Gladbach auch noch einmal 18 Millionen Euro weniger pro Jahr in der Kasse.

Dass Borussia so in absehbarer Zeit dem Cheftrainer, der offenbar mit großen Versprechungen und einem satten Gehalt als Nachfolger von Marco Rose (45) in den Borussia-Park gelockt worden ist, neue Top-Spieler verpflichten kann, erscheint kaum vorstellbar.

Sollten im Sommer 2022 Spieler der Kategorie Neuhaus, Plea oder Thuram verkauft werden können, würde ein Großteil der Transfer-Einnahmen zunächst für das Stopfen der Kassenlöcher benötigt werden.

Einen Kader-Umbruch dürfte es im Sommer dennoch in Gladbach geben, nur nicht solch einer, wie er Hütter noch im ersten Halbjahr 2021 seitens des Klubs zugesichert worden sein soll.

Hütter ist jetzt erst einmal als Krisenmanager gefragt, Borussia muss aus dem Abstiegsstrudel gecoacht werden.

Dass Hütter, der in Gladbach bis 2024 unter Vertrag steht und keine Ausstiegsklausel in seinem Arbeitspapier verankert haben soll, von sich aus die Flinte beim VfL ins Korn wirft, zeichnet sich momentan nicht ab.

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Der „Sport-Bild“ sagte er: „Ich bin ambitioniert und spiele überhaupt nicht mit dem Gedanken, im Sommer in Gladbach aufzuhören. Es geht jetzt um die aktuelle Situation – und darum, diese Saison ordentlich zu Ende zu bringen. Auf nichts anderes liegt mein Fokus.“

Ob Hütter, sollte die Saison tatsächlich noch „ordentlich“ beendet werden können, auch in der kommenden Spielzeit Gladbach-Trainer sein wird, dürfte sich hinter den Kulissen dennoch nicht als Selbstläufer entpuppen.