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Von Antonia Raabe

GladbachLIVE-Interview mit Borussia-Legende Wohlers: „Denke, dass man Freiburg und Union überholen kann“

Ex-Gladbacher Horst Wohlers, mit dem Ball am Fuß, im Bundesligaspiel der Gladbacher in Frankfurt am 1. September 1977.

Ex-Gladbacher Horst Wohlers im Bundesligaspiel der Gladbacher in Frankfurt am 1. September 1977.

Mönchengladbach - Aktuell ist viel los am Niederrhein: Gladbach befindet sich nach sieben Niederlagen in Folge in einer handfesten Krise. Der freie Fall der Borussia lässt auch Gladbach-Legende Horst Wohlers (71) nicht kalt. Er verfolgt das aktuelle Geschehen bei den Fohlen und spricht im Interview mit GladbachLIVE spricht er über den Weggang Roses und die coronabedingten Geisterspiele. Zudem gibt er einen Einblick in sein Privatleben.

  • Gladbach Legende Horst Wohlers hat mit Borussia zwei Mal die Meisterschaft und einmal den Europa-Pokal geholt
  • Im Interview mit GladbachLIVE spricht er über die aktuelle Situation bei Borussia, Geisterspiele und sein Privatleben
  • Sohn Julian und Tochter Laura sind keine Unbekannten

Herr Wohlers, die Corona-Situation bringt viele Menschen an ihre Grenzen. Wie geht es Ihnen damit und wie verbringen Sie aktuell ihre Zeit?

Ich bin einer der Glücklichen, der in der Corona-Zeit immer noch viel zu tun hat. Ich arbeite für den Pay-TV-Sender „Sky“. Zusammen mit dem Kommentator Kai Dittmann bin ich bei Bundesligaspielen dabei. Ich assistiere ihm beim Kommentieren. Dadurch bin ich bin viel unterwegs. Dazwischen habe ich immer viel Zeit für mich und kann ein bisschen Golf spielen gehen.

Bei Borussia ist aktuell richtig viel los. Seit der Verkündung, dass Marco Rose die Fohlen zum Ende der Saison verlassen wird, konnte kein Spiel mehr gewonnen werden. Was sagen Sie zum Rose-Weggang?

Das ist natürlich eine ganz schwierige Situation bei Borussia. Es macht etwas, wenn man bleiben möchte, um etwas aufzubauen und dann weg geht. Man kann froh sein, dass keine Fans im Stadion sind. Ich glaube, dass es Marco Rose nicht so leicht hätte. So geht es immer noch, wobei ich denke, dass ihn das auch schon ganz schön mitnimmt. Aber er hat natürlich in Max Eberl einen starken Mann an seiner Seite, also wird er die Zeit schon überstehen.

Viele fordern von Borussia die sofortige Trennung von Trainer Marco Rose. Glauben Sie, dass Rose bis zum Ende der Saison Trainer bleibt?

Ich denke, wenn sie das verändern hätten wollen, dann hätten sie das vor dem Dortmund-Pokalspiel machen müssen, um ihn aus der Schusslinie zu nehmen. Es ist eine schwierige Situation. Gegen Augsburg hätte man nicht verlieren dürfen und gegen Schalke darf man erst recht nicht verlieren. Sonst ist man ja fast eine Lachnummer in der Bundesliga. Schwierig, aber wenn Marco Rose nicht von selbst aufhört, wird bei Borussia keine Entscheidung getroffen werden.

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Die Champions-League-Plätze sind durch die Misere der letzten Wochen in weite Ferne gerückt. Der sechste Tabellenplatz ist sieben Punkte entfernt. Manager Max Eberl hat Platz sieben als neues Ziel ausgegeben. Wo sehen Sie Borussia am Ende der Saison?

Sehr schwer! Die Plätze sind ja alle gut besetzt. Aber man kann ja auch mal eine Serie hinlegen. Gegen Schalke muss man gewinnen, danach kommt wieder ein Heimspiel. Es ist nur jetzt glaube ich sehr schwer, weil in den Köpfen der Spieler sehr viel Unsicherheit herrscht. Man geht gerade nicht so sicher auf den Platz. Grundsätzlich denke ich schon, dass man Freiburg und Union Berlin überholen kann.

Sie sind mit Gladbach zwei mal Deutscher Meister und einmal Europa-League-Sieger geworden. Was war in Ihrer aktiven Zeit Ihr persönlich schönstes Borussia-Erlebnis?

Die beiden Meisterschaften, der UEFA-Cup-Sieg, das 12:0 gegen Dortmund. Das waren die Highlights aus meiner Erinnerung. Das werde ich nie vergessen.

Sie sprachen eben den Fußball ohne Fans an. Wie nehmen Sie die Geisterspiele wahr? 

Es ist furchtbar. Man hört ein Geschrei auf dem Platz, wie es früher mal in der Kreisliga war. Schön ist es nicht, aber für die Fans ist es natürlich gut, dass es weiter geht. So können sie wenigstens Fußball gucken. Sonst hat man ja gar nichts, was Abwechslung bringt. Ich glaube, dass sich jeder langsam die Zuschauer wieder zurück wünscht, auch wenn es nur prozentual wäre. Ich war letztes Jahr in Jena bei einem Pokalspiel, da waren 1500 Menschen im Stadion. Das hat sich schon angehört, als wären da ganz viele Zuschauer. Es ist schon ein Riesenunterschied, auch wenn nur zehn Prozent da sind. Das wären bei Borussia 5000 Zuschauer, das wäre von der Atmosphäre schon ganz anders.

Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten wenn Corona vorbei ist?

Soziale Kontakte, in den Biergarten gehen, in Restaurants gehen. Man muss da ja nicht jeden Tag hin, aber es wäre wenigstens schön, die Möglichkeit zu haben, sodass man nicht ganz müde wird von der ganzen Situation.

Horst Wohlers privat – Sind Sie ein Familienmensch?

In jedem Fall bin ich ein Familienmensch. Wenn man Kinder hat, ist man von vorneherein ein Familienmensch. Ich bin gerne mit ihnen zusammen und ich bin gerne auch Zuhause im Garten. Jetzt fängt bald die Grillzeit wieder an, wo dann auch mein Sohn Julian kommt und wir etwas zusammen machen. Julian wohnt bei mir in der Nähe, ich sehe ihn eigentlich jede Woche. Aber ich bin auch nicht nur Familienmensch. Es ist nicht so, dass ich hier zuhause auf die Familie warte. Ich würde zum Beispiel auch gerne mal wieder in den Urlaub fahren können.

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Ihre Kinder sind auch keine Unbekannten. Ihr Sohn ist Model und ihre Tochter macht einen berühmten Podcast. Wie kam ihr Sohn zu modeln?

Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau. Ich weiß, dass er viel zu tun hat und viel gebucht wird auch in Corona-Zeiten. Wahrscheinlich hat er mal ein Angebot bekommen, weil hässlich ist er ja nicht und groß ist er auch. 

Auch der Podcast „Mordlust“ Ihrer Tochter ist sehr bekannt. Er liegt mit über 700.000 Abrufen pro Folge auf Platz fünf der „Spotify-Charts“. Wie gefällt Ihnen der Podcast?

Ich höre es ab und zu, wenn ich mit dem Flieger unterwegs bin. Es ist journalistisch sehr gut gemacht. Die beiden geben sich viel Mühe. Letztes Jahr habe ich sie in Köln angeschaut bei einem Auftritt. Da denkt man, da kommt irgendein Megastar, weil da so viel Jubel war. Das war wie beim Fußball, dass man Autogramme geben muss. Das ist schön für sie. 

Wie kommt Ihre Tochter zu so einem speziellen Thema?

Ich glaube, wenn man journalistisch arbeitet, hat man immer viele Ideen. Laura hatte eine Freundin, mit der sie auf die Idee gekommen ist. Dass das so toll läuft, freut mich besonders. Laura und ihre Freundin haben dann beide ihren Job beim Fernsehen aufgegeben, weil so viel zu tun ist für den Podcast.

Finden Sie es schade, dass ihre Kinder nicht den Fußballweg eingeschlagen haben?

Also, ich glaube Julian ist nicht der Typ dafür für gewesen. Er hat bei Borussia im Jugendbereich gespielt, mit Eugen Polanski und Marcell Jansen zusammen und er war nicht so viel schlechter. Nur glaube ich, hat er den Ehrgeiz nicht so gehabt. Ich hab gesagt, er soll machen, was er möchte. Also hat er das nur als Hobby gemacht.

Wie viel „Fußball“ war früher Zuhause Thema?

Wenn man Fußballprofi ist, ist Fußball Zuhause immer ein Thema. Aber es ist nicht so, dass wenn ich vom Training oder vom Spiel kam, groß darüber gesprochen wurde. Da muss man auch ein bisschen abschalten zwischendurch. Aber ganz weg geht es nicht. Es ist Beruf und Hobby zugleich. Das ist etwas ganz schönes, das haben ja nicht so viele. Bei uns ist die Arbeit gleichzeitig das Vergnügen, das Hobby was man schon als Kind gehabt hat.