Sie verwenden einen veralteten Browser. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um Ihren Besuch bei uns zu verbessern.

Von Achim Müller

„Nicht förderlich, wenn ich draufhaue“ Darum stellt sich Farke vor seine Gladbach-Profis

Daniel Farke, Trainer von Borussia Mönchengladbach, während des Auswärtsspiels am 29. April 2023 beim VfB Stuttgart an der Seitenlinie. Farke hat beide Arme seitlich abgespreizt, und fordert so Ruhe seiner Mannschaft.

Daniel Farke, Trainer von Borussia Mönchengladbach, während des Auswärtsspiels am 29. April 2023 beim VfB Stuttgart an der Seitenlinie.

„Schönredner“, „Realsatire“ oder „unglaubwürdig“ – für seine Aussagen im Nachgang des Bundesligaspiels beim VfB Stuttgart (1:2 am 29. April 2023) erntete Daniel Farke (46) viel Kritik in den sozialen Medien.

Zu positiv soll er den schwachen Auftritt von Borussia Mönchengladbach bewertet haben. Auch für die Reaktion der mitgereisten Fans, die sich nach der Niederlage im Gästeblock von der Mannschaft abgewendet hatten, habe der 46-Jährige kein Verständnis gezeigt. 

Darauf angesprochen, äußerte sich Daniel Farke am Donnerstag (4. Mai) in der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum (6. Mai, 15.30 Uhr) erneut zu dem Thema und erklärte, warum er sich in Interviews so oft schützend vor seine Mannschaft stellt.

Gladbach: Farke will junge Spieler schützen

„Ob ich Verständnis habe, dass uns die Fans nach dem Spiel den Rücken zudrehen? Aber zu einhundert Prozent“, begann Farke seine Ausführungen. Auch er sei verärgert über die Fehler vor dem 1:2 und den schwachen Offensivauftritt gewesen. 

Doch gerade für die jungen Spieler, in Stuttgart standen Semir Telalovic (23, drittes Bundesligaspiel), Oscar Fraulo (19, zweites Bundesligaspiel) und Luca Netz (19, fünfter Startelfeinsatz diese Saison).

„Ich gehe nach dem Spiel mit meinen Jungs in Richtung Kurve und gucke rechts neben mich. Da ist ein Semir Telalovic, der hat so eine Euphorie und muss dann mit der Kritik klarkommen, dass sich die Fans abwenden und der Junge weiß gar nicht, wie er damit umgehen soll“, gab Farke einen Einblick in die Gefühlswelt seiner Spieler.

„Oscar Fraulo hat seinen zweiten Bundesligaeinsatz, arbeitet hart, um in diese Position zu kommen und bekommt dann ab, ‚wir sind Gladbach und ihr nicht‘. Oder Luca Netz, der ist jetzt auch nicht vollgepumpt mit Selbstvertrauen.“

„Wenn ich dann von draußen draufhaue auf meine Jungs, ist das nicht förderlich. Ich glaube, das bringt nicht viel.“ Deswegen stelle er sich besonders vor seine jungen Spieler, auch wenn er selbst wisse, „dass zu dem, wie wir Fußball spielen wollen, uns bei der Vorstellung in Stuttgart aber eine ganze Menge fehlt.“

Farke setzt sich also bewusst dem Vorwurf der Schönrednerei aus: „Die Jungs kriegen im Moment von allen Seiten Feuer. Ich weiß auch, wenn ich da einstimmen würde und würde auch draufhauen auf die Mannschaft, dann kriege ich wahrscheinlich Lob dafür.“

„Wenn ich noch zwei, drei suspendiere, sage ‚das ist alles schlecht und die müssen Gras fressen‘, freie Tage streiche, Straftraining ansetze und wir nur um den See laufen, anstatt Fußball zu spielen im Training, dann gibt es wahrscheinlich viel Lob für mich. Aber das hilft uns in der Situation ja nicht“, so der Trainer weiter.

„Ich bin mir schon sehr dem bewusst, was ich sage“, versicherte Farke. „Und wenn dann Aussagen dazu führen, dass der Fokus nicht auf Oscar Fraulo, Luca Netz oder Semir Telalovic steht, sondern vielleicht auf jemandem, der ein bisschen älter und erfahrener ist und damit umgehen kann, dann ist mir das ganz recht.“

Besonders bei älteren und erfahrenen Spielern, in einer Frage in der Pressekonferenz wurde Jonas Hofmann (30) als Beispiel genannt, würden schwache Auftritte auch intern kritisch angesprochen. 

Bei aller Unzufriedenheit über die vergangenen Auftritte, auch bei ihm, müsse er aber immer sachlich bleiben. In der aktuellen Phase gehe es darum, mit dem vorhandenen Kader die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. „Und da versuchen wir, die Jungs zu unterstützen, in Schutz zu nehmen und wertzuschätzen. Ich glaube, das ist der beste Weg, um in den letzten vier Spielen das Maximum rauszuholen.“

Farke wies erneut auf den anstehenden Umbruch hin, bei dem im Sommer einiges getan werden müsse, „da haben wir nie einen Hehl draus gemacht“.

Vier Spiele verbleiben noch, um das angesprochene Maximum in der laufenden Saison zu erreichen. So lange müssen sich die Fans wohl weiterhin damit begnügen, dass der Trainer seine Spieler in der Öffentlichkeit in Schutz nimmt. Der angekündigte Umbruch darf weiter mit Spannung erwartet werden.