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Von Jannik Sorgatz

Wie geht es weiter mit der Bundesliga? Borussia schaut am Montag gebannt nach Frankfurt

Wann gehen im Borussia-Park wieder die Lichter an? Am Montag berät die DFL mit ihren Mitgliedern, wie es mit der Bundesliga weitergeht in Zeiten von Corona.

Wann gehen im Borussia-Park wieder die Lichter an? Am Montag berät die DFL mit ihren Mitgliedern, wie es mit der Bundesliga weitergeht in Zeiten von Corona.

Mönchengladbach/Frankfurt - Wenn sich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in den vergangenen Jahren im Sheraton Hotel am Frankfurter Flughafen zur Mitgliederversammlung traf, standen schon oft heiß diskutierte Themen auf dem Programm: 50+1, Stadionsicherheit, eine Strukturreform der DFL.

Bevor die 36 Profiklubs am Montag zusammenkommen, um über den weiteren Umgang mit der Corona-Krise zu beraten, ist die Lage jedoch angespannt wie nie zuvor. „Der deutsche Profi-Fußball befindet sich in der größten Krise seiner Geschichte“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. In der „Sportschau“ ließ er am Sonntag verlauten: „Wenn wir diese Saison noch spielen, dann werden es Geisterspiele sein.“

Borussia Mönchengladbach: Sportlich in einer guten Position

Zahlreiche Szenarien, wie es weitergehen könnte oder wie verfahren werden könnte, falls es nicht weitergehen kann, schwirren herum. Hinter beinahe jedem lauern potenzielle Sackgassen. Die aktuellste Meldung kommt vom Magazin „11 Freunde“: Demnach wolle die DFL den Klubs vorschlagen, bis zum Wochenende nach Ostern zu pausieren und am 17./18. April wieder den Spielbetrieb aufzunehmen. Die Spieltage 26 bis 29 müssten dann nachgeholt werden. 

Wir zeigen Ihnen, welche Auswirkungen die jeweiligen Pläne auf Borussia Mönchengladbach haben könnten.

Szenario 1: Die Saison kann bis zum 30. Juni zu Ende gespielt werden, zur Not mit Geisterspielen

Borussia hat in der Corona-Pausen-Tabelle zwei Punkte Vorsprung auf Platz fünf (Bayer Leverkusen), zwölf auf Platz sechs (Schalke 04) und 13 auf Platz sieben (VfL Wolfsburg). Zumindest die Europa League wäre den Fohlen schon jetzt nur noch ganz schwer zu nehmen. Auch wenn der Absturz in der Vorsaison nicht vergessen ist, als nur noch neun Punkte aus den letzten neun Spielen geholt wurden.

„Eine Austragung bis zum 16. und 17. Mai ist illusorisch. Deshalb würde ich jetzt schon im ersten Schritt überlegen, bis 30. Juni zu verlängern. Dadurch gewinnen wir 44 Tage“, schlug Ex-DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig (56) am Samstag im „Sportstudio“ vor.

Sollte der Plan aufgehen, würde Borussia also im Abstand von drei, vier Tagen entscheidende Spiele im Kampf um die Champions League austragen. Da es solch eine Konstellation noch nie gegeben hat und keiner ihre Auswirkungen auf den Wettkampfbetrieb kennt, dürfte Gladbach zumindest anfangs noch auf den Titel schielen (der FC Bayern hat sechs Punkte Vorsprung).

Ein Punkt ist Rettig besonders wichtig: „Die nationalen Wettbewerbe geben den Takt an. Wenn am Ende der internationale runterfällt, dann ist es so. Aber wir können nicht die Existenzgrundlage und das Schwungrad des Fußballs riskieren, nur weil wir nachgelagerte Wettbewerbe spielen wollen.“ Heißt: Dass die Europameisterschaft wie geplant am 12. Juni eröffnet wird, darf als utopisch betrachtet werden.

Szenario 2: Die Saison kann nicht komplett zu Ende gespielt werden, dafür gibt es Play-offs um die relevanten Ränge

Im Gespräch sind drei verschiedene Runden: eine Viererrunde um die Meisterschaft, eine Viererrunde gegen den Abstieg, eine Viererrunde in der 2. Bundesliga um den Aufstieg. Erster gegen Vierter und Zweiter gegen Dritter im Halbfinale (womöglich mit Hin- und Rückspiel), dann Finale – wird die aktuelle Tabelle genommen, würde Gladbach auf den FC Bayern treffen, Gleiches würde für die Hinrunden-Tabelle gelten. Auch bei diesem Szenario dürfte kaum ein Weg an Geisterspielen vorbeiführen.

Szenario 3: Die Saison muss abgebrochen werden, der aktuelle Stand entscheidet

Der FC Bayern wäre zum achten Mal in Folge Meister. In diesem Fall könnte sich der Sieg im Geister-Derby gegen Köln als Gladbachs wichtigster der Saison erweisen (hier lesen Sie mehr). Durch das 2:1 sprangen die Fohlen zurück auf Platz vier und damit virtuell in die Königsklasse.

Zwar haben Werder Bremen und Eintracht Frankfurt noch ein Nachholspiel zu absolvieren, was es erschwert, die Tabelle nach dem 25. Spieltag final zu werten. Werder könnte sich mit einem Sieg aber nicht verbessern von Platz 17, Frankfurt lediglich von Platz zwölf auf Platz elf.

Kluge Köpfe haben jedoch bereits auf eine mögliche Verzerrung durch das entfallene Restprogramm hingewiesen:

Kompliziertes möglichst kurz ausgedrückt: Manche Klubs träfen noch auf deutlich hochkarätigere Gegner als andere. Beispiel: Wolfsburg und Augsburg. Während Wolfsburg noch gegen Bayern, Dortmund, Gladbach und Leverkusen spielen müsste, hat Augsburg diese Gegner bereits hinter sich. So holte der FCA in der zweiten Hinrundenhälfte neun Punkte auf die „Wölfe“ auf. Mannschaften könnten also ihrer Chance auf eine Aufholjagd in der Rückrunde beraubt werden – oder einem wahrscheinlich Absacken entgehen.

Szenario 4: Die Saison muss abgebrochen werden, die Hinrunden-Tabelle entscheidet

Meister wäre dann RB Leipzig, Gladbach wäre um zwei Punkte vorbeigeschrammt am Titel. Wobei bezweifelt werden darf, ob dies irgendjemand so empfinden würde am Borussia-Park.

Bei allen Szenarien ist zudem unklar, ob a) Titel vergeben würden und wie b) mit dem Auf- und Abstieg verfahren würde. Möglich ist deshalb auch, dass die Tabelle – welche auch immer – lediglich benutzt wird, um Champions-League- und Europa-League-Teilnehmer zu bestimmen.

Glück für die DFL: Die ersten vier Mannschaften sind aktuell dieselben wie nach der Hinrunde, Schalke und Leverkusen haben dahinter lediglich die Plätze getauscht. Auf dem Relegationsrang und den Abstiegsplätzen hat sich sogar gar nichts verschoben.

Sowohl bei Szenario 3 als auch bei Szenario 4 geht es außerdem darum, ob die Liga aufgestockt werden müsste auf 20 oder 22 Teams. Womöglich gäbe es keine Absteiger und aus der 2. Bundesliga kämen nicht nur die ersten drei Mannschaften hoch, sondern auch eine vierte, um zu verhindern, dass jeden Spieltag ein Klub spielfrei hätte.

Szenario 5: Die Saison wird solange ausgesetzt, wie es nötig ist, und dann zu Ende gespielt

Die wichtigste Frage, die es hier zu klären gilt, ist eine arbeitsrechtliche. Schließlich enden am 30. Juni zahlreiche Spielerverträge, das Transferfenster öffnet am 1. Juli. In dieser Frage wäre die DFL ohnehin auf UEFA und FIFA angewiesen. Würden im Herbst dann parallel die neuen Spielzeiten in den Europapokal-Wettbewerben beginnen? Würde die EM nachgeholt werden, und wenn ja, wann?

Aus sportlicher Sicht erscheint es inzwischen am einfachsten, die laufenden Spielzeiten in Kürze oder zu einem späteren Zeitpunkt beenden, sobald keine baldige Entspannung der Corona-Pandemie mehr in Sicht ist. Doch wenn die DFL-Mitglieder am Montag zusammenkommen, geht es um mehr als das. Allein in der Bundesliga ist von 700 bis 800 Millionen Euro (TV-Verträge, Sponsoring, Ticketeinnahmen) die Rede, die den Klubs verloren gehen könnten.

Lässt man die finanzielle Ungewissheit außen vor, könnte die Lage bei Borussia Mönchengladbach düsterer sein. Der VfL belegte Platz zwei nach der Hinrunde und belegt Platz vier nach 25 Spielen, beides Champions-League-Ränge. Aus dem Pokal und aus der Europa League haben die Borussen sich schon lange verabschiedet, weshalb sie bei der Diskussion, wie es dort weitergeht, eher unabhängige Beobachter sind.