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Von Achim Müller , Judith Malter

Weltfußballer adelt Gladbach-Weltmeister „Radio Kramer“ mit starker Show auf Zehner-Frequenz

Der Weltmeister von 2014 dirigiert das Spiel von Borussia Mönchengladbach: Mittelfeldakteur Christoph Kramer, hier zu sehen im Bundesliga-Duell mit RB Leipzig (17. September 2022) im Borussia-Park. Kramer hat den Ball vor sich auf dem Rasen liegen und macht mit beiden Händen eine Geste.

Der Weltmeister von 2014 dirigiert das Spiel von Borussia Mönchengladbach: Mittelfeldakteur Christoph Kramer, hier zu sehen im Bundesliga-Duell mit RB Leipzig (17. September 2022) im Borussia-Park.

Bei Deutschlands Ausnahme-Klub Bayern München kennen sie das: Kaum ist der Anpfiff in einem Spiel des Rekordmeisters ertönt, geht „Radio Müller“ auf Sendung.

Gemeint ist Weltmeister Thomas Müller (33), der aus seiner ganzen Identifikation mit den „Roten“ heraus immer vollen Einsatz für den FCB gibt. Und dabei auch seine Mitspieler mit Dauer-Ansagen und ständigen Kommandos auf Trab hält.

Gladbach: Christoph Kramer bekommt Sonderlob von Matthäus und Farke

Und wenn „Sky“-Experte Lothar Matthäus (61) richtig hingeschaut und -gehört hat, gibt es auch bei Borussia Mönchengladbach solch einen „Radio-Sender“.

Gemeint ist Christoph Kramer. Der 31-Jährige, wie Thomas Müller Weltmeister von 2014, hat beim Fohlen-Triumph (3:0) im Bundesliga-Topspiel gegen RB Leipzig (17. September 2022) nicht nur auf einer ungewohnten Position vollends überzeugt.

Kramer tat sich als „Zehner“ im Mittelfeld zudem in einer Führungsrolle hervor, schaltete die Flüstertüte ein und dirigierte permanent lautstark seine Teamkollegen. Zudem spulte er die meisten Kilometer (12,7) im Gladbach-Trikot gegen RB ab.

Dafür gab es von Lothar Matthäus, DFB-Rekord-Nationalspieler, Weltfußballer und Weltmeister von 1990, den verbalen „Loddar“-Orden.

Matthäus: „Kramer ist ein intelligenter Spieler, er hat alles das richtig gemacht, was er vom Trainer vorgegeben bekommen hat, da zu sein, wo es brennt. Er hat die Freiheiten genutzt, sowohl nach hinten, aber auch vorne. (...) Er hat ein Riesen-Spiel gemacht.“

Weltmeister, Weltfußballer, Ex-Gladbach-Star: Sky-Experte Lothar Matthäus, auf diesem Foto am 17. September 2022 im Borussia-Park zu sehen. Matthäus hält ein Mikrofon in seiner rechten Hand.

Weltmeister, Weltfußballer, Ex-Gladbach-Star: Sky-Experte Lothar Matthäus, auf diesem Foto am 17. September 2022 im Borussia-Park zu sehen.

Matthäus, der in Gladbach zum Top-Star und später bei Bayern München zum Ausnahmefußballer reifte, legte nach: „Für mich ist der Kramer das gewesen, was der Thomas Müller bei Bayern München ist. So ein Freigeist, er darf machen, was er will. Er hat auch die Erfahrung, dass er die Spieler anweist, dass er ihnen Hilfestellung gibt, dass er das Pressing bestimmt. Da war Kramer sicherlich eines der Gesichter für dieses tolle Spiel von Borussia Mönchengladbach.“

Matthäus sagte weiter: „Er war es ja auch, der die Kommandos gegeben hat, draufzugehen. Das hat hervorragend geklappt. Sie haben, gerade in der ersten Halbzeit, viele Ballverluste erzwungen bei den Leipzigern. Durch eben dieses aggressive Anlaufen bei den Leipzigern.“

Und was sagt Weltmeister Kramer zum Sonderlob von Weltfußballer Matthäus? „Mit dem, was Lothar Matthäus sagt, kann ich leben“, sagte der gebürtige Solinger später grinsend.

Kramer-Lob gab es auch von Fohlen-Trainer Daniel Farke (45): „Chris hat phantastisch gespielt, im vergangenen Spiel war er noch in der Innenverteidigung. Wir haben durch die Verletzungen von Schlüsselspielern wie Florian Neuhaus auch einige Probleme, wir wollten die Spielintelligenz und Klasse von Chris einfach nutzen.“

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Warum dann die „Zehn“ für Kramer?

Farke: „Für mich war auch wichtig, Julian Weigl nicht von seiner besten Position wegzunehmen, auch Manu Koné auf seiner besten Position zu lassen, mit seiner Körperlichkeit und seine Physis zu nutzen – und da blieb für Chris fast nur noch die Zehn. Und er hat es aus meiner Sicht herausragend gemacht. Wir sind alle froh, dass wir ihn haben.“

Farke sagte weiter über seinen Routinier: „Es ist kein Zufall, dass unser Pressing gegen RB Leipzig das beste in der bisherigen Saison gewesen war. Chris hat das wirklich sehr gut angeleitet. Wir haben am Tag vor dem Leipzig-Spiel gesprochen. Ich habe ihn gefragt, wann hast du das letzte Mal auf der Zehnerposition gespielt? Seine Antwort war: ‚WM-Finale 2014‘. Die Antwort fand ich schon ganz cool, das hatte mir gefallen.“

Und: Im Gegensatz zum gewonnen WM-Finale 2014 in Rio de Janeiro gegen Argentinien – Stichwort Knockout nach Zusammenprall mit Ezequiel Garay (35) – konnte Kramer sich an den jüngsten Zehner-Auftritt für Borussia gegen Leipzig in allen Details noch erinnern.

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Kramer sagte zu seiner Rückkehr auf die WM-Finale-Position: „Ich habe im Anlaufen meine Stärken, ich hoffe, sollte ich häufiger nun auf dieser Position spielen, dass meine Mitspieler noch mehr Vertrauen in meine Abschlussqualitäten haben. Denn ich stand mehrmals wirklich so blank, dass ich hätte schießen können. Dass ich die Rolle nicht wie eine zweite Spitze interpretiere, ist klar.“

Matthäus: „Christoph hat mehrmals ganz frei gestanden, wenn sie ihn angespielt hätten, dann wäre ihm wohl auch sein Tor gelungen. Für mich, wenn man von einem perfekten Spiel von dieser Position heraus sprechen kann, war er ganz nahe dran.“

Gladbachs aktueller DFB-Nationalspieler, Jonas Hofmann (30), sagte zum Auftritt von Team-Kollege Kramer: „Das letzte Mal, dass Chris auf der Zehn begonnen hat, war im WM-Finale 2014. Also hatte er Selbstvertrauen hoch zehn, auch wenn es acht Jahre her ist. Er hat es phänomenal gemacht.“

Kramer hatte sich nach dem Spiel auch mit dem gegnerischen Trainer Marco Rose (46) intensiv ausgetauscht und umarmt.

Später sagte Kramer: „Ich habe ihm gesagt: ‚Hättest du mich auch mal öfter auf der Zehn spielen lassen‘.“

Zu den Anfeindungen im Stadion gegen den ehemaligen Gladbach-Trainer Rose sagte Kramer: „Ich verstehe das aus Fansicht. Aber Marco Rose ist als Trainer und Mensch überragend. Wir hatten eine richtig gute Zeit mit ihm. Also, ich teile den Hass von vielen Leuten nicht. Ich weiß, dass das zu diesem Geschäft dazugehört, dass das immer so eine Dynamik annimmt, leider, aber dem schließe ich mich nicht an. Ich mag Marco Rose unheimlich gerne.“