„Zu viele Egos im Team“ Nach Zehn-Tore-Pleite: Gladbach-Profi Scally macht seinem Ärger Luft

Gezeichnete Gesichter: Die Gladbach-Profis um Joe Scally (2.v.r.) waren nach der Niederlage gegen Frankfurt sichtlich angefressen.
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Es brodelt am Niederrhein – die Stimmung könnte nach dem 4:6 gegen Eintracht Frankfurt am Samstagabend (27. September 2025) bedeutend besser sein.
Zwar gelang es Borussia Mönchengladbach gegen die Hessen nach einem 0:6-Rückstand noch selbst vier Tore zu schießen und somit zumindest nicht mit einem kompletten Desaster im Rücken in die Vorbereitung auf den 6. Spieltag zu gehen, jedoch machte das die Nicht-Leistung in den ersten 60 Minuten auch nicht mehr wett.
Scally zählt die Mannschaft an – Gladbach-Kabine in der Krise?
Nach der Partie im Borussia-Park trabte ein sichtlich geschockter Joe Scally (22) zum Interview für den englischsprachigen Bundesliga-Channel.
Der US-Boy fand dabei deutliche Worte auf die Frage, ob er erklären könne, was im Spiel gegen die Eintracht passiert sei.
„Ich weiß es nicht. Wir haben zu viele Egos in unserem Team. Wir machen unsere Arbeit nicht. Wir denken, dass wir mehr können, als was wir wirklich können. Das muss aufhören.“ Einen Plan dafür hat der 22-Jährige auch schon: „Wir müssen als Team spielen und unsere Rolle erfüllen. Wenn man seine eins-gegen-eins-Duelle nicht verliert, gewinnt man das Spiel auch.“
Der Rechtsverteidiger war noch einer der auffälligsten Gladbacher im irren Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine. Scally steuerte zwei Vorlagen bei, legte einmal für Kollege Jens Castrop und noch in der Nachspielzeit für den eingewechselten Grant-Leon Ranos auf.
Nach Abpfiff war es vor allem die falsche Selbst-Wahrnehmung der Gladbacher Mannschaft, die Scally an den Rand der Frustration brachte: „Jeder denkt, dass wir hier oben sind (hält die Hand auf Stirnhöhe, Anm. d. Red.), während die Realität viel weiter unten ist. Jetzt sind wir Letzter in der Tabelle. Deswegen müssen wir unsere Denkweise ändern.“
Das wird auch für Trainer Eugen Polanski (39) zur Aufgabe, der seine Schützlinge neu aufbauen muss. An ihm lag es laut Scally aber gegen Frankfurt nicht: „Er ist ein sehr guter Coach. Es hatte nichts mit ihm zu tun, sondern nur mit uns. Wir haben jeden einzelnen Zweikampf verloren und unser Passspiel nicht verfolgt. Auch das hat damit zu tun, dass Spieler denken, dass wir die Arbeit nicht wirklich machen müssen – in der Realität müssen wir das aber machen.“
Der VfL sei kein Team wie Bayern München, die einige Tore kassieren können und trotzdem am Ende gewinnen. Alles Schwarzmalen will der Rechtsverteidiger aber auch nicht. Angesprochen auf die „Really bad situation“ beschwichtigt Scally und schaut nach vorne.
„Es sind immer noch erst fünf Spiele. Ja, die Situation ist schlecht, aber nicht das Ende der Welt. Wir haben verletzte Schlüsselspieler, was auch eine Schlüsselrolle spielt. Das entschuldigt nicht sechs kassierte Tore, aber uns fehlen einfach Kleinigkeiten, die uns nach vorne bringen. Wir haben gute Spiele gemacht, aber im Endeffekt haben wir gegen Bremen und Frankfurt zehn Tore kassiert.“ Dann fasst er einsichtig zusammen: „Das ist nicht gut genug.“