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Von GladbachLIVE Redaktion

Kontrollausschuss ermittelt Bochum drohen DFB-Strafen – Gladbach bekommt wohl die Punkte

Das Ruhrstadion in Bochum am 18. März 2022. Das Flutlicht leuchtet.

Das Ruhrstadion in Bochum am 18. März 2022.

Wie geht es nach dem Becherwurf-Eklat im Bochumer Ruhrstadion weiter?

Das Bundesliga-Duell zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach ist am Freitagabend (18. März 2022) abgebrochen worden. Der Wurf eines Getränkebechers hatte zum Auftakt des 27. Bundesliga-Spieltags für einen Eklat gesorgt.

Bochum gegen Gladbach: Problem der Becherwürfe ist nicht neu

Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann war von einem Becher am Kopf getroffen worden.

Der DFB-Kontrollausschuss hat am Samstag (19. März) die Ermittlungen aufgenommen.

Die Partie dürfte für Gladbach gewertet werden. Bochum hingegen drohen empfindliche Strafen.

Das ist der aktuelle Stand im Becherwurf-Eklat:

Wie geht es dem Unparteiischen Gittelmann?

Der von dem Getränkebecher getroffene 39-Jährige ist wieder zu Hause und erholt sich. „Der Treffer hat mich mitgenommen, zumal es mich mit voller Wucht und unerwartet am Kopf getroffen hat“, sagte er in einem auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) am Samstag veröffentlichten Interview. „Ich habe mich gestern nach dem Vorfall vorsichtshalber im Krankenhaus untersuchen lassen. Es wurde eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma diagnostiziert.“

Gittelmann kündigte an, sich ein paar Tage Zeit zu nehmen, „um zur Ruhe zu kommen und die Sache zu verarbeiten. Ich bin froh, wenn ich schnellstmöglich wieder auf den Platz zurückkehren kann. Schon am kommenden Wochenende bin ich für einen Länderspiel-Einsatz eingeplant“.

Ist das Problem der Becherwürfe neu?

Nein! Der VfL Bochum hatte sogar mit einem Sponsor einen Videoclip zu dem Thema produziert und noch vor der Partie vor 25.000 Zuschauern auf den Stadionleinwänden gezeigt. Das Bier sei nicht zum Werfen, sondern zum Trinken da, sagt VfL-Kapitän Anthony Losilla in dem Clip. „Was sollen wir noch machen?“, sagte Bochums Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis der „Bild“. „Wir haben vor dem Spiel ein Video produziert, in dem wir sagen, dass unsere Fans die ständigen Becherwürfe sein lassen sollen und man das Fiege-Bier lieber trinken soll. Das ist nicht der VfL.“

Was sagen die Regeln in so einem Fall?

Der Umgang mit Spielabbrüchen ist in der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geregelt. In Paragraf 18, Absatz 4, heißt es: „Wird ein Bundesspiel ohne Verschulden beider Mannschaften vorzeitig abgebrochen, so ist es an demselben Ort zu wiederholen. Trifft eine Mannschaft oder ihren Verein oder beide Vereine ein Verschulden an dem Spielabbruch, ist das Spiel dem oder den Schuldigen mit 0:2-Toren für verloren, dem Unschuldigen mit 2:0-Toren für gewonnen zu werten. Hat der Unschuldige im Zeitpunkt des Abbruchs ein günstigeres Ergebnis erzielt, so wird dieses Ergebnis gewertet. Dies gilt entsprechend, wenn eine Tochtergesellschaft beteiligt ist.“

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) legt in ihrer Spielordnung fest, dass die Rechtsorgane des DFB die Entscheidung über die Spielwertung treffen.

Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Partie zugunsten von Borussia Mönchengladbach gewertet wird.

Der DFB-Kontrollausschuss hat die Ermittlungen bereits aufgenommen. Im ersten Schritt werde das Gremium die Sonderberichte der Schiedsrichter und der Sicherheitsaufsicht sowie die Fernsehbilder auswerten, hieß es in einer DFB-Mitteilung am Samstagmittag. Außerdem würden ein Ermittlungsverfahren gegen das Heimteam eingeleitet und Stellungnahmen eingeholt.

Gab es einen vergleichbaren Fall?

Ja, 2011 in Hamburg. Beim Spiel FC St. Pauli gegen den FC Schalke 04 wurde Schiedsrichterassistent Thorsten Schiffner ebenfalls von einem Becher getroffen. Die Partie wurde beim Stand von 2:0 für Schalke abgebrochen und später 2:0 für die Gelsenkirchener gewertet. St. Pauli musste daraufhin die erste Partie der Zweitliga-Saison 2011/12 mindestens 50 Kilometer außerhalb Hamburgs austragen und gewann mit 2:0 gegen den FC Ingolstadt in Lübeck. Das DFB-Sportgericht hatte eine Entscheidung aus erster Instanz korrigiert, wonach St. Pauli zu einer Partie ohne Zuschauer verurteilt worden war.

Was sagen die Verantwortlichen der Vereine?

Bochums Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz sprach im ZDF von einem „Vorfall, der natürlich in der Form nicht passieren darf und wie gesagt: Wir müssen uns in aller Form dafür entschuldigen.“

Der Co-Trainer des VfL, Markus Gellhaus, der den mit dem Coronavirus infizierten Cheftrainer Thomas Reis vertrat, sagte: „Es ist nicht zu entschuldigen so eine Aktion. Deswegen kann man es absolut nachvollziehen, dass sie das Spiel abbrechen.“ Der 51-Jährige ergänzte: „Es ist natürlich anzunehmen, dass das Spiel gegen uns gewertet wird.“

Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus (55) sagte: „Kein Mensch dieser Welt möchte, dass ein Fußballspiel so endet.“ Zudem sagte er: „Die Atmosphäre war gut, coole Stimmung, gutes Publikum eigentlich. Es ärgert mich, dass es so endet. Ob es jetzt ein Einzelner war? Da muss gegenseitig aufeinander aufgepasst werden, so etwas darf nicht passieren.“

Wie äußern sich die Spieler?

Der Wurf sorgte auch bei den Spielern für Unverständnis und Wut. „Dafür stehen WIR und nicht für diese Leute, die Fußball mit Füßen treten!“, schrieb Bochums Torwart Manuel Riemann bei Instagram über ein Bild mit dem VfL-Trikot und dem Aufdruck „Vereint Friedlich Leben“.

Zudem war in seiner Story zu lesen: „Sehr traurig, dass sich sowas VfL-Bochum-Fan nennt!“ Riemann war nach der Spielunterbrechung aus seinem Tor gelaufen und hatte in Richtung der Fans auf dem Tribünenabschnitt gebrüllt, aus dem der Becher geflogen kam.

Riemanns derzeit verletzter Teamkollege Simon Zoller wurde ebenfalls deutlich. „Wir, der VfL Bochum, schreiben seit knapp zwei Jahren eine unfassbare Geschichte. Diese Aktion ist einfach nur respektlos gegenüber all denen, die sich jeden Tag den Arsch aufreißen, um diese Reise zu erleben! Geschweige denn dem Linienrichter! DU hast im Stadion nichts verloren!“, schrieb der 30-Jährige bei Twitter.