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Von Judith Malter

Gladbach in der Rose-Krise Fohlen-Legende Lienen nennt weitere Gründe für derzeitigen Misserfolg

Ewald Lienen als Gast bei einer Talkshow am 3. Mai 2019.

Gladbach-Legende Ewald Lienen war am Sonntag in der Sky-Talkrunde „Sky90“ zugeschaltet, um über die derzeitige Krise der Fohlen zu sprechen.

Mönchengladbach - Nach der erneuten Bundesliga-Niederlage am Freitag (12. März 2021) beim FC Augsburg (1:3) sind die Gladbacher mehr denn je in aller Munde. Vor allem Trainer Marco Rose (44), der den Klub am Ende der Saison Richtung Dortmund verlassen wird, steht seit Bekanntgabe seines Abschieds in der Kritik. Ist er noch der Richtige, um die Fohlen bis zum Saisonende zu trainieren? Steht die Mannschaft noch hinter ihm? Diese Fragen wurden auch in der Talkrunde „Sky90“ am Sonntag (14. März 2021) diskutiert.

  • Gladbach verlor am Freitagabend mit 1:3 beim FC Augsburg
  • Die „Rose-Krise“ spitzt sich dadurch immer mehr zu
  • Ex-Gladbacher Ewald Lienen hat eine klare Meinung zum Thema

Lienen: Koinzidenz zwischen Wechsel-Verkündung und Negativ-Serie

Mit dabei: Gladbach-Legende und Ex-Coach Ewald Lienen (67), der live zugeschaltet wurde und gemeinsam mit Ex-Fohlen Lothar Matthäus (59), Trainer Manuel Baum (41) und Moderator Patrick Wasserziehr (54) über die „Rose-Krise“ sprach. Der 67-Jährige, der mit den Gladbachern als Spieler in der Saison 1978/79 den UEFA-Cup gewann, sieht einen klaren Zusammenhang zwischen der Verkündung des Rose-Wechsels und den seitdem schlechten Ergebnissen der Fohlenelf.

Lienen: „Es ist irgendwo offensichtlich, da es eine zeitliche Koinzidenz gibt: Man verkündet den Wechsel von Marco und danach geht gar nichts mehr. Aber ich denke, dass Max (Sportdirektor Eberl Anm.d.Red.) und die anderen sportlichen Verantwortlichen das gut analysieren.“ Da das Team noch im Januar Borussia Dortmund in der Bundesliga mit 4:2 besiegt hatte, könne nun aus Sicht der Verantwortlichen natürlich nicht alles schlecht sein, so Lienen.

Neben der derzeitigen Situation um Trainer Rose sieht Lienen das Problem allerdings eher in Borussias Kader. Zwar habe Max Eberl (47) über die vergangenen Jahre hinweg immer wieder tolle Arbeit geleistet, so Lienen. „Aber Gladbach ist im Grunde genommen eher eine Mannschaft, die Spieler verliert als absolute Top-Spieler zu holen.“ So habe Borussia in den vergangenen Jahren immer wieder Leistungsträger wie Marco Reus (31), Granit Xhaka (28) oder Andreas Christensen (24) verloren, während andere Vereine wie Dortmund oder Bayern diese Spieler zu sich holten.

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Der ehemalige Trainer der Fohlen fährt weiter fort: „Und trotzdem immer wieder eine Top-Mannschaft aufzubauen, das ist eine Top-Leistung.“ Dennoch sei der Kader der Fohlenelf in dieser Spielzeit nicht stark genug, um auf drei Hochzeiten – bestehend aus Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal – zu bestehen, betont Lienen.

„Ich habe zu Beginn der Saison schon gesagt: Es ist leichter Mal in die Champions League zu kommen als diese Situation auch aufrecht zu erhalten. Und für mich ist der Kader nicht so gut, dass Gladbach die Champions League rocken und in der Liga wieder die Königsklasse erreichen kann. “

Darin sieht Lienen das größte Problem, wenn es darum geht, wieder die Europapokalplätze zu erreichen: „Gladbach hat nicht die riesengroße individuelle Qualität, sie müssen viel über Kombinationsfußball machen, ihnen fehlen auch in der zweiten Reihe nochmal zwei bis drei Spieler, die das Spiel auf den Kopf stellen können“, erklärt er.

Zudem habe das Team wegen einer Verletzung lange Zeit auf Mittelfeld-Krake Denis Zakaria (24) verzichten müssen – und auch die Sperre von Marcus Thuram (23) habe die Fohlenelf vor personelle Probleme gestellt. Der angekündigte Wechsel von Marco Rose zum BVB im Sommer sei aber dennoch mit für das derzeitige Gladbach-Tief verantwortlich, so Lienen.

Lienen: „Wenn Max Eberl Marco Rose haben wollte, dann musste er einer Ausstiegsklausel zustimmen“

„Ich sitze natürlich nicht in der Kabine, aber ich glaube schon, dass das einen Einfluss hatte. Ich denke mal, dass das natürlich nicht gut angekommen ist. Es ist aber ein Teil des Geschäfts geworden, dass Trainer auch mal gehen“, sagt er.

Die Ausstiegsklausel, die zu Beginn der Zusammenarbeit zwischen Marco Rose und Borussia Mönchengladbach in den Vertrag geschrieben wurde, sieht Lienen allerdings kritisch: „Auch wenn es nicht meine Philosophie ist: Wenn Max Eberl Marco Rose haben wollte, dann musste er einer Ausstiegsklausel natürlich zustimmen. Das ist auch eines der Handicaps, mit denen Borussia nun zu tun hat.“

Lienen weiter: „Wenn ich einen Trainer haben möchte, der begehrt ist, muss ich die Kröte mit so einer Ausstiegsklausel schlucken. Das ist problematisch, denn: Natürlich will ich, dass er erfolgreich ist, weiß aber vorher, wenn er Erfolg hat, ist er nach zwei Jahren vielleicht wieder weg, was nicht der Sinn der Geschichte war. Dass das nicht gut in der Mannschaft ankommt, ist mir auch völlig klar.“

Fußball-Experte Lienen hält vorzeitigen Rose-Abschied nicht für sinnvoll

Dennoch hält der erfahrene Lienen es in der derzeitigen Situation nicht für die richtige Entscheidung, den VfL-Coach schon jetzt vom Hof zu jagen. „Ich glaube nicht daran, dass es Sinn macht, Marco jetzt wegzuschicken“, konstatiert er und fügt hinzu: „Ich glaube, dass es Sinn macht, sich hinzusetzen, mit der Mannschaft zusammen und versucht das Schiff wieder in die richtige Richtung zu lenken. Es ist ja nicht so als wären sie in den vergangenen Spielen an die Wand gespielt worden. Sie machen nur die Tore nicht rein und kassieren auf der anderen Seite auch zu viele Gegentreffer.  “

Vielmehr sei es nun wichtig, dass Rose die problematischen Themen offen anspreche. „Ich weiß nicht, wie er das macht, aber ich würde mich vor die Mannschaft stellen und diese Themen offen ansprechen, damit intern alles angesprochen wird, was die Leute stört. Es ist keine schöne Situation und wenn es Spieler stört, sollen sie das sagen, wenn alle dabei sind, damit der Kopf frei wird fürs nächste Spiel. Man muss sich da zusammensetzen, denn alle müssen mit freiem Kopf in die kommenden Spiele gehen. Dann fliegen die Bälle aus meiner Sicht auch wieder rein.“

Gladbach: Nächste Chance auf den Turnaround besteht ausgerechnet in der Königsklasse

Ob Fußball-Experte Lienen damit Recht behält, bleibt abzuwarten. Bereits am Dienstag (16. März 2021/21 Uhr) haben die Gladbacher jedoch die erneute Chance, sich nach acht sieglosen Pflichtspielen ein Erfolgserlebnis zu holen. Dann nämlich steht das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester City in Budapest auf dem Programm.