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Von Antonia Raabe

Vor Gladbachs Liga-Finish in Bremen Abstiegskampf-Spezialist Frontzeck verurteilt Werders Panik-Aktion 

Ex-Gladbach Trainer Michael Frontzeck, hier am 12. Februar 2011, äußert sich kritisch zu Bremens Last-Minute-Trainerwechsel.

Ex-Gladbach Trainer Michael Frontzeck, hier am 12. Februar 2011, äußert sich kritisch zu Bremens Last-Minute-Trainerwechsel.

Mönchengladbach - Gladbach tritt am letzten Bundesligaspiel (22. Mai 2021/15.30 Uhr/GladbachLIVE-Ticker) der Saison beim abstiegsbedrohten SV Werder Bremen an. Die Bremer haben Anfang der Woche (17. Mai), nach mehreren erfolglosen Spielen, Florian Kohfeldt (38) freigestellt. Thomas Schaaf (60) hat nun das Zepter übernommen und soll den Klub von der Weser mit einem Last-Minute-Erfolg gegen die Borussen vor dem Abstieg in die zweite Liga bewahren. Ex-Gladbach Trainer Michael Frontzeck (57) hat sich jetzt äußerst kritisch zu dieser Maßnahme kurz vor Schluss geäußert.  

  • Gladbach trifft am Samstag (22. Mai/15.30 Uhr) im Saisonfinale auf Bremen, welches im Abstiegskampf steckt 
  • Bei den Bremern hat nach der Niederlage am vergangenen Spieltag (15. Mai) in Augsburg Thomas Schaaf als Chefcoach übernommen
  • Ex-Gladbach-Trainer Michael Frontzeck findet deutliche Worte zu dieser Last-Minute-Maßnahme 

Nach nur einem Punkt aus den letzten neun Liga-Duellen und dem Fall auf den 16. Tabellenplatz, haben die Bremer am Montag (17. Mai) Florian Kohfeldt freigestellt. Thomas Schaaf hat kurzfristig das Amt des Cheftrainers übernommen und soll Werder vor dem Abstieg in die zweite Bundesliga bewahren. Dafür brauchen die Bremer einen Sieg gegen Gladbach am kommenden Samstag (22. Mai 2021).

Bremen hat aktuell einen Punkt mehr als der 1. FC Köln auf dem 17. Tabellenplatz. Die direkte Rettung durch Platz 15 ist ebenfalls einen Zähler entfernt. Da steht aktuell Arminia Bielefeld (32 Punkte).

Vor Bremen gegen Gladbach: Frontzeck bewertet Werders Trainerwechsel 

Für den Trainerwechsel kurz vor Schluss findet Michael Frontzeck im „Kicker“ nun deutliche Worte: „Kohfeldts Entlassung in Bremen finde ich unsäglich. Das ist einfach Alibi.“

Frontzeck: „Einen Trainer vor dem letzten Spieltag zu wechseln, ist für mich reiner Populismus. Die Verantwortlichen wollen sich hinterher nur nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben.“

Der ehemalige Gladbach-Trainer ist überzeugt: „Werder hätte es mit Florian Kohfeldt geschafft!“

Er erklärt: „Nicht nur, weil er (Kohfeldt, Anm. d. Red.) 2018 Trainer des Jahres war. Sondern weil man letzte Saison diese Situation schon mal gemeinsam durchgestanden hat. Und bei den Bremer Spielen gegen Leipzig und Leverkusen konnte ich nichts Desolates erkennen.“

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Zur Erinnerung: Im DFB-Pokalhalbfinale (30. April) schafften die Bremer es gegen RB Leipzig in die Verlängerung, unterlagen nach 120 Minuten nur knapp 1:2. In der Liga holte Bremen gegen Leverkusen den einen besagten Punkt (8. Mai). Den einzigen Zähler, aus den letzten neun Bundesliga-Partien.

„Als Trainer nimmst du eine solche Entscheidung gar nicht für voll. Insofern kratzt sie auch nicht an deinem Selbstverständnis. Es ist einfach Alibi“, so Frontzeck.

Eines findet der Ex-Borusse nachvollziehbar: „In Ausnahmesituationen, wenn viel Geld oder gar Existenzen auf dem Spiel stehen, setzen die Vereine weiter voll auf Erfahrung. Ob Friedhelm Funkel in Köln oder Horst Hrubesch beim HSV oder Thomas Schaaf in Bremen. Das wiederum ist nachvollziehbar. Denn es braucht in diesen Momenten ganz besonders Souveränität und gute Nerven.“

Der Wechsel von Uwe Neuhaus (61) zu Frank Kramer (49) in Bielefeld passe zwar nicht in dieses Muster, doch ging es dabei nicht um eine klassische Rettungsaktion, sondern eine liga-unabhängige Perspektive, so Frontzeck. 

Frontzeck: „Ruhe und keine Alibis: Die optimale Basis für Erfolg!“

„Genau das ist für mich das Erfolgsgeheimnis in Mainz“, so der ehemalige Profispieler, der hinzufügt: „Da hat ein Trainer Ruhe und ein Spieler kein Alibi – die optimale Basis für Erfolg.“

Genau so sei es in Mainz gewesen. Als Bo Svensson (41) als Trainer und Christian Heidel (57) als Sportvorstand bei den 05-ern übernommen haben, war die Mission klar: „Kann sein, dass wir absteigen. Aber wir bleiben auf unserem Weg“, sagt Frontzeck.

Ihm sei bewusst, dass solch ein Modell nur bei kleineren Vereinen funktioniere. 

Doch wem gelingt es, am letzten Spieltag den Klassenerhalt klarzumachen, für wen gehts in die Relegation und wer wird sich am Samstag in die zweite Liga verabschieden müssen?

Frontzeck sagt: „Köln kann es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, trifft aber, anders als Bremen und Bielefeld, auf einen Gegner, für den es um nichts mehr geht. Für den FC ist ein Sieg alternativlos und genau das könnte ein Vorteil sein. Denn es kann helfen, alles andere als das eigene Spiel auszublenden. Genau darauf wird es für alle drei Teams ankommen.“

Der 57-Jährige drückt der Arminia die Daumen: „Meine Sympathien hat auf jeden Fall Bielefeld.“ 

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Seine Begründung: „Sie haben von Etat und Kader her die schwierigsten Bedingungen, aber schon unter Uwe Neuhaus, wie auch jetzt unter Frank Kramer, immer ihr Limit ausgereizt. “

Einen konkreten Tipp, wer am letzten Spieltag scheitert, mag der Fußballlehrer nicht abgeben. „Weil ich weiß, wie bitter sich das für die Betroffenen anfühlt“, so Frontzeck.

Frontzek selbst ist Experte in Sachen Abstiegskampf. Als Trainer von Arminia Bielefeld rettete er das Team am letzten Spieltag der Saison 2007/08. Ein Jahr später erlebte er das selbe wie Kohfeldt jetzt: Entlassung vor dem letzten Spieltag.

Gerne erinnert er sich an die Rettung mit Hannover 96 in der Saison 2014/15, als er fünf Partien vor Schluss übernahm. 

Frontzeck mit langer Gladbach-Vergangenheit

In Gladbach bekleidete Michael Frontzeck von 2009 bis 2011 den Posten des Cheftrainers. Nachdem die Fohlen im Februar 2011 mit nur 16 Punkten auf Platz 18 der Tabelle abgerutscht waren, zogen die Borussen-Bosse die Reißleine und entließen ihn.

Auch als Spieler war der ehemalige Trainer viele Jahre in Gladbach aktiv. Von der U-19 der Borussen schaffte er es 1983 ins Profiteam, spielte dort bis 1989. Nach Jahren beim VfB Stuttgart und dem VfL Bochum, kam er 1995 für ein halbes Jahr zurück an den Niederrhein. Zuletzt spielte er von 1999 bis 2000 in Gladbach und beendete schließlich dort seine Spieler-Karriere.

Die Gladbacher werden einen Bremer-Sieg am kommenden Samstag mit aller Kraft verhindern wollen. Denn: Auch für die Fohlen geht es noch um was. Wenn die Konkurrenz mitspielt, könnten die Borussen im Saison-Finale noch das Ticket für die UEFA Conference League durch Platz sieben lösen.