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Von Daniel Thiel

GladbachLIVE-Kommentar Borussia mit Transfer-Fehler? Wieso Virkus jetzt darüber lachen darf

Roland Virkus lacht am Spielfeldrand.

Roland Virkus, hier am 31. Oktober 2023, mit guter Laune! Dabei war der Umbruch, den er bei Borussia Mönchengladbach zu verantworten hatte, nicht ohne Risiko.

Rund 50.000 Menschen jubelten am Sonntagabend (14. Januar 2024) beim Schneetreiben im Borussia-Park, zwei von ihnen stand die gute Laune regelrecht ins Gesicht geschrieben: Roland Virkus (57) und Robin Hack (25).

Als das Wetter im vergangenen Frühling und Sommer noch deutlich besser war, lernten sich der Manager von Borussia Mönchengladbach und sein jetziger Flügelspieler deutlich besser kennen – in einem dem Vernehmen nach langwierigen Transfer-Poker.

GladbachLIVE-Kommentar: Risiko-Transfer jetzt auf dem Weg zum Schnäppchen

Robin Hack stand bei Arminia Bielefeld unter Vertrag und schlitterte mit den Ostwestfalen – trotz einer Saison mit wettbewerbsübergreifend 20 Torbeteiligungen – dem zweiten Abstieg in Serie entgegen.

Was aufhorchen ließ: Im Falle des Absturzes in die 3. Liga wäre Hack ablösefrei zu haben gewesen. Plötzlich wurde auch Teil des Hack-Pokers, darauf zu pokern, ob Arminia die Relegation übersteht oder nicht.

Das wollte Virkus nicht! Der Borussia-Manager wollte Hack – und das ohne Wenn und Aber, und der Deal sollte so schnell wie möglich unter Dach und Fach gebracht werden. Gladbach zahlte letztlich rund 1,1 Millionen Euro für den Offensiv-Mann, der einst für Hoffenheim gegen Manchester City in der Champions League spielte.

Weil Bielefeld dann doch abstieg, gab es einige kritische, teilweise sogar spöttische Reaktionen zum Hack-Deal – und das vor dem ersten Training des Spielers im Borussia-Park. „Wieso zahlt Borussia für einen ablösefreien Spieler eine Millionen-Ablöse?“ – das Hinterfragen zählte noch zu den softesten Reaktionen.

Mit knapp einem halben Jahr Abstand lässt sich sagen: Es war ein nicht alltäglicher Deal – wie er zustande kam und weil er eigentlich lange komplett atypisch für Borussia gewesen wäre.

Die Zeiten, in denen es bei Borussia über schieres Talent und mit Leichtigkeit läuft, sind vorbei – zu den „neuen Fohlen“ werden auch holprige Phasen und Rückschläge dazugehören. Entsprechende Erfahrungen bringt Hack bereits durch seine Vita mit, offenbar spornen sie ihn nur noch mehr an.

Hack passt mit mittlerweile 25 Jahren nicht in das Muster der Spieler, die den Fohlen in den vergangenen Jahren nicht nur Erfolg, sondern teilweise auch Top-Ablösen, bescherten. Sein Karriere-Weg verlief in seinen ersten Profi-Jahren längst nicht so geradlinig wie der von Thorgan Hazard (30), Granit Xhaka (31) oder zuletzt Marcus Thuram (26).

Spieler mit diesem Entwicklungspotenzial und ohne Rückschläge werden derzeit attraktivere Optionen haben, als nach Gladbach zu gehen. Was Hack aber von zahlreichen Teenagern oder Talenten mit Anfang 20 im Fohlen-Trikot unterscheidet: Er ist spürbar gereift und hungrig darauf, sich endlich in der Bundesliga zu etablieren.

Hack machte nicht nur bei seinem ersten Bundesliga-Doppelpack gegen Stuttgart (3:1) den Eindruck, als wolle er jetzt endlich beweisen, was er drauf hat. Das Talent dafür bescheinigten ihm auf dem Weg nach Gladbach zahlreichen Experten – unter anderem Bundestrainer Julian Nagelsmann (36), der ihn einst zum Bundesliga-Profi machte.

In den vergangenen Jahren waren immer wieder Erstligisten, einst auch der 1. FC Köln, an Hack dran. Die Zutaten sind schon lange da, bei Borussia scheint nun auch die Mischung zu stimmen.

Bereits im Dezember stellte der gebürtige Pforzheimer unter Beweis, dass er angekommen ist. Nach seinem ersten Bundesliga-Start für Borussia gegen Hoffenheim (2:1) sagte er schmunzelnd, dass er Gerardo Seoane (45) zuvor im Gespräch erklärt habe, er spiele auf jeder Position – Hauptsache auf dem Platz. Plötzlich stand Hack als Mittelstürmer auf dem Rasen, warf sich in jeden Ball – und bereitete zwei Tore vor.

Zum Jahresauftakt 2024 folgten zwei Hack-Tore – und der ehemalige Hoffenheimer und Bielefelder ist drauf und dran, zwei Vorhaben umzusetzen: Sein persönliches Ziel, sich im dritten Anlauf in der Bundesliga festzubeißen – und das Virkus-Ziel, die Fohlenelf mit neuen Charakteren wie Hack neu zu erfinden.

Mit beidem geht einher, dass die 1,1-Millionen-Ablöse im modernen Fußball bald schon in die Schnäppchen-Abteilung gehört, wenn der frisch gebackene Familienvater so weitermacht. Dazu passte auch, wie gelöst die Stimmung bei Roland Virkus nach dem Stuttgart-Sieg war.

Der Manager flachste mit den Journalistinnen und Journalisten in der Mixed-Zone. „Ich muss Robin heute nicht loben. Warum? Das seht ja sogar ihr, er hat zwei Tore geschossen“, sagte der gebürtige Mönchengladbacher über seinen Matchwinner und lachte.

Der Virkus-Plan geht aktuell bei der Personalie Hack voll auf – und die größte Dankbarkeit dafür scheint aktuell der Spieler selbst zu haben. Verlierer gibt es bei diesem Deal schon nicht mehr – trotz des anfänglichen Wirrwarrs um die Ablöse.