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Von Leo Bach (lb)

Zu- und Abgänge nötig Nur im Tor kein Handlungsbedarf: die Gladbacher Transfer-Baustellen

Gerardo Seoane und Roland Virkus unterhalten sich auf dem Trainingsplatz.

Die Entscheidungstrainer im Sport bei Borussia Mönchengladbach: Gerardo Seoane (l.) und Roland Virkus am 23. Juli 2025 im Trainingslager.

Zu keiner Zeit des Jahres ist Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (58) so gefordert, wie während des geöffneten Transferfensters im Sommer. Ausruhen darf sich der Borussia-Boss noch lange nicht.

In Kevin Diks (28) und Jens Castrop (22) machte Virkus schon während der abgelaufenen Saison zwei Zugänge für den Sommer klar. Dazu kamen dann noch die beiden Stürmer Haris Tabakovic (31) und Shuto Machino (25). Für eine optimale Kaderbesetzung sollten das aber nicht die letzten Transfers bei Borussia Mönchengladbach gewesen sein.

Gladbach: Überangebot im Mittelfeld und zwei Problempositionen

Einen weiteren Transfer dürfen die Fans in diesen Tagen auf jeden Fall noch erwarten, allerdings auf der Abgangsseite. Ko Itakura (28) wird sich Ajax Amsterdam anschließen.

Zuvor verabschiedeten sich bereits Yvandro Borges Sanches (22, Heracles Almelo), Alassane Plea (32, PSV Eindhoven), Stefan Lainer (32, RB Salzburg) sowie leihweise Tomas Cvancara (24, Antalyaspor) Jan Olschowsky (23, Alemannia Aachen) und Noah Pesch (20, 1. FC Magdeburg).

Doch es herrscht weiter Handlungsbedarf. Ein genauer Blick auf die einzelnen Mannschaftsbereiche offenbart, dass sowohl in Sachen Zu- als auch Abgänge noch etwas Arbeit auf Virkus & Co. zukommen dürfte.

Auch die in den vergangenen Tagen aufgekommenen Transfergerüchte um Spieler wie Tyrique George (19), Zuriko Davitashvili (24) oder Leo Scienza (26) zeigen auf, dass Gladbach auf dem Markt derzeit nicht als schlafender Riese stillliegt, sondern vielmehr weiter auf Angriff geht.

Tor: Kein Handlungsbedarf

Es ist der einzige Mannschaftsbereich der Schützlinge von Trainer Gerardo Seoane (46), in dem es keine Anhaltspunkte für Veränderung gibt. Legt sich der Schweizer nach dem London-Trip auf eine Nummer eins fest, stehen in Jonas Omlin und Moritz Nicolas nach wie vor zwei für die Bundesliga reife Keeper im Kader. Tobias Sippel sichert als Nummer drei mit seiner Erfahrung auch im Training ab und Youngster Tiago Pereira Cardoso wird als U23-Stammtorwart auf Abruf verfügbar sein. 

Abwehr: Es braucht noch einen (Rechts-)Verteidiger!

Die Rechnung ist simpel. Schon vor der vergangenen Saison war die Stärkung der Defensive das ausgerufene Transferziel. Es kam aber kein einziger Verteidiger. In diesem Sommer verabschiedete sich Borussia von Rechtsverteidiger Stefan Lainer und nun wohl auch von Innenverteidiger Ko Itakura. Einen von beiden Abgängen ersetzt der variabel einsetzbare Diks – allerdings eben nur einen von beiden.

Während Gladbach auf der linken Seite mit Lukas Ullrich und Luca Netz fast schon ein Luxusproblem hat und mit Nico Elvedi, Marvin Friedrich, Talent Fabio Chiarodia und eben Neu-Fohlen Diks die Zentrale gut besetzt ist, bleibt Joe Scally auf der rechten Seite allein.

Ein weiterer Rechtsverteidiger könnte für Entlastung sorgen und Diks die Möglichkeit geben, auf seiner Lieblingsposition in der Innenverteidigung zu bleiben. Alternativ könnte auch ein weiterer Innenverteidiger geholt werden. Dann wird es allerdings eng für Joe Scally, der im Rennen um den einzigen Platz rechts außen in der Viererkette gegen den Indonesier Diks wohl das Nachsehen hätte.

Mittelfeld: Zu viel in der Zentrale – und links außen plötzlich nur eine Option

Auf der Doppelsechs hat Seoane schier endlos Optionen: Julian Weigl, Rocco Reitz, Jens Castrop und Philipp Sander sind die offensichtlichen Namen in der Diskussion um ein Anrecht auf Startplätze. Aber auch Oscar Fraulo und Florian Neuhaus stehen noch im Kader. Ein Ausweichen auf die Zehn ist für dieses Duo oder auch Castrop wohl nur dann denkbar, wenn Kevin Stöger nicht spielbereit sein sollte.

Von Neuhaus und Fraulo muss mindestens einer gehen. Im Falle des Dänen sollte Spielzeit aktuell das höchste Gut sein, für eine erneute Leihe müsste zuvor aber der im Folgejahr auslaufende Vertrag verlängert werden. Bei Ex-Nationalspieler Neuhaus motiviert das hohe Salär (bekanntermaßen bei vier Millionen Euro) Borussia zu einer Veränderung.

Dem Überangebot in der Zentrale steht derweil Personalnot auf der Außenbahn entgegen. Rechts ist Franck Honorat gesetzt, links Robin Hack – und danach?

Nathan Ngoumou wird noch lange ausfallen, zudem ist der Nationalspieler Kameruns, wenn überhaupt, bisher nur auf der rechten Seite positiv aufgefallen. Nun hat Borussia die Jugendspieler Borges Sanches und Pesch (Leihe) abgegeben, Supertalent Wael Mohya wird verletzungsbedingt den Saisonstart verpassen. Es könnte die Chance für den im vergangenen Sommer vom BVB verpflichteten U17-Weltmeister Charles Herrmann werden – oder aber Gladbach kauft noch ein.

Gerade für die linke Seite braucht es eine Option hinter Hack, um den 26-Jährigen nicht nur einen Konkurrenzkampf bieten zu können, sondern auch, um für Entlastung zu sorgen. Die Transfergerüchte lassen ein ernsthaftes Interesse der sportlichen Führung an einem Linksaußen vermuten. Ein Itakura-Verkauf dürfte das nötige Kleingeld einbringen.

Sturm: Zugang nur noch Ersatz vom Ersatz – zum Leidwesen der Jugend

Die Knieverletzung von Stürmer Tim Kleindienst stand sinnbildlich für den verkorksten Saisonabschluss der Fohlen 2024/25. Nach einer lange Zeit starken Spielzeit brach die Leistung im Endspurt ein – und Europa wurde verpasst.

Dass Kleindienst auch noch zum Saisonstart der kommenden Spielzeit fehlen wird, veranlasste so manchen Gladbach-Fan schon zu düstersten Saisonprognosen. Doch der VfL legte nach: Zuerst wurde Haris Tabakovic per Leihe von der TSG Hoffenheim als Kleindienst-Ersatz rangeholt, dann kam noch Wunsch-Stürmer Shuto Machino aus Kiel.

Für den Japaner legte Virkus ordentlich Kohle auf den Tisch, entsprechend hoch auch die Erwartungen. Machino wird in Kleindiensts Abwesenheit wohl erste Wahl im Sturmzentrum sein. Das bedeutet für Tabakovic, dass er nur noch Ersatz vom Ersatz ist. Im 4-2-3-1-System Seoanes bleibt kein Platz für die Sturm-Kante im Angriff, solange Machino spielen darf.

Das trifft damit auch auf Leih-Rückkehrer Grant-Leon Ranos und den in der Vorbereitung abermals überzeugenden Shio Fukuda zu. Beide blicken auf eine Spielzeit mit wohl noch weniger Spielzeit in der Bundesliga, als sie bisher erhalten haben.

Möglich, dass auch hier ein Leihgeschäft die beste Option wäre. Alternativ muss sich das Angriffs-Duo mit Einsätzen in der Regionalliga bei der Gladbacher U23 begnügen.