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Von Achim Müller

„Nie wieder!“ Gladbach-Boss mit klarer Botschaft und Haltung

Gladbach-Vizepräsident Rainer Bonhof, hier zu sehen am 6. Mai 2023 im Borussia-Park. Bonhof schaut zur Seite.

Gladbach-Vizepräsident Rainer Bonhof, hier zu sehen am 6. Mai 2023 im Borussia-Park.

Rainer Bonhof tut was! Der Welt- und Europameister setzt sich als bekennender Christ immer wieder für soziale Projekte in der Region am linken Niederrhein ein, der 71-Jährige scheut sich auch nicht, im Kampf gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus Farbe zu bekennen.

In der vergangenen Woche (30. Mai 2023) ist der Vizepäsident von Borussia Mönchengladbach mit einer Fohlen-Delegation in der Gedenkstätte Bergen-Belsen zu Besuch gewesen.

Die Gladbach-Profis um Bonhof nahmen dabei an einer rund zweistündigen Führung durch das ehemalige nationalsozialistische Konzentrationslager teil.

Gladbach: Borussia pflegt besondere Beziehung zu Israel

Das Mahnmal im Kreis Celle war von 1943 bis 1945 ein nationalsozialistisches Konzentrationslager, in dem Zehntausende Menschen zu Tode kamen.

In einem Interview mit der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ hat Rainer Bonhof einen Einblick in die Gefühle und Emotionen gewährt, die der Bergen-Belsen-Besuch bei ihm ausgelöst hat.

So sagt der ehemalige Fußball-Profi und DFB-Nationalspieler: „Dieser zweistündige Besuch mit Führung hat uns alle sehr bedrückt und zum Nachdenken angeregt. Unsere Spieler haben sich sehr interessiert gezeigt und viele Fragen gestellt, was ich gut fand. Man hat gemerkt, wie nahe ihnen das ging.“

Bergen-Belsen ist nicht Bonhofs erster Besuch in einem ehemaligen Konzentrationslager gewesen. Vor rund 15 Jahren habe er bereits das ehemalige Lager in Dachau besucht.

Bonhof sagt, es sei wichtig, dass prominente Sportler oder Klubs wie Borussia Mönchengladbach ihre internationale Strahlkraft nutzen würden, um mit Besuchen und Aktionen dafür zu sorgen, dass der Holocaust nicht in Vergessenheit gerate.

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Bonhof: „Es ist wichtig, dass wir mit unserer Reichweite, auch und gerade in den sozialen Medien, Aufmerksamkeit erzeugen und Haltung zeigen. Das haben wir (Borussia Mönchengladbach, Anm. d. Red.) auch mit der Sonderausstellung ‚Verantwortung in Fußballschuhen‘ in unserem Vereinsmuseum getan, mit der Zusammenarbeit mit dem Verein ‚Zweitzeugen‘ und dem Begegnungstag mit der Holocaust-Überlebenden Eva Weyl, mit dem wir rund 1.000 Schüler erreicht haben.“

Bonhof führt weiter aus, dass die Borussia „als Verein mit dem Bildungspark MG“ kooperiere, „der in unseren Räumlichkeiten mit Jugendlichen Workshops zu Themen wie Rassismus und Antisemitismus durchführt.“

Zudem, so Bonhof, födere Borussia „politische Aufklärungsarbeit an Schulen“.

Borussia Mönchengladbach ist der erste deutsche Bundesliga-Klub gewesen, der 1970 ein Spiel in Israel absolviert hat.

Das Fohlen-Team hat seinerzeit im Nahen Osten für Begeisterung sorgen können.

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Gladbach-Legende Bonhof: „Der sportliche und kulturelle Austausch ist immer gut, weil er Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringt. Eine gemeinsame Leidenschaft wie der Fußball kann helfen, Vorbehalte zu überwinden. Das konnte ich bei den zahlreichen Israel-Reisen, die ich mit Borussia gemacht habe, hautnah miterleben.“

Der Sporthistoriker Lorenz Peiffer sagte zu diesem Thema im Februar 2020 im „Deutschlandfunk“, anlässlich des 50. Jahrestages der Gladbach-Reise, dass das Fohlen-Team die deutsch-israelischen Beziehungen nachhaltig beeinflusst habe. 

Rainer Bonhof hat auch eine klare Botschaft an diejenigen, die monieren, dass in Deutschland angeblich zu viel über die NS-Vergangenheit geredet werde: „Das sehe ich ganz anders. Solange es rechtsextreme Tendenzen gibt und die NS-Vergangenheit von einigen verklärt wird, muss Aufklärung geleistet werden. Denn das Motto lautet: Nie wieder!“

Der Begriff „Holocaust“ steht für den nationalsozialistischen Völkermord an fast sechs Millionen europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs, rund zwei Drittel aller damals lebenden europäischen Juden.

Juden sprechen auch von der „Schoah“. Das ist das hebräische Wort für „Katastrophe“.

Zur weiteren Eindordnung: Am 30. Januar 1933 war die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) unter Adolf Hitler in Deutschland an die Macht gekommen.

Hitler und seine Schergen wandelten die Weimarer Republik durch Terror, Rechtsbrüche und die sogenannte Gleichschaltung in eine NS-Diktatur um. 

Das NS-Regime löste 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg aus, in dessen Verlauf die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure zahlreiche Kriegsverbrechen und Massenmorde verübten, darunter den Holocaust. Und auch den „Porajmos“, den Völkermord an den europäischen Roma.

Die Zeit des Nationalsozialismus endete mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945.