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Von Daniel Thiel

„Noch viel Arbeit vor uns“ Seoane mit klaren Worten – bisher größte Mutprobe für den Gladbach-Coach?

Gerardo Seoane gibt am Spielfeldrand Anweisungen.

Gerardo Seoane, hier am 5. Dezember 2023, scheut sich nicht vor Entscheidungen, die auch ein Risiko mit sich bringen.

Worauf sich die Borussia-Fans einstellen können, wurde schon vor dem ersten Training von Gerardo Seoane (45) klar – und das durch die Geschichte eines Nicht-Gladbachers, über den am Niederrhein in den vergangenen Monaten am meisten gesprochen wurde.

Im Alter von gerade einmal 18 Jahren verhalf Gerardo Seoane einem gewissen Fabian Rieder (21) zu seinem Erstliga-Debüt in der Schweiz – und das gleich in der Startelf.

Borussia Mönchengladbach: Seoane beweist über 120 Minuten Mut

Die spezielle Verbindung der beiden wurden zum großen Thema, als Rieder im Sommer zum Borussia-Wunschspieler wurde. Der Wechsel zerschlug sich aber letztlich aufgrund der Ablöse-Forderungen von Seoanes Ex-Klub, den Young Boys Bern.

Dass sich Seoane nicht scheut, junge Spieler reinzuwerfen und auch den Mut beweist, sie bei Widerständen zu unterstützen, das machte er in den vergangenen vier Monaten auch immer wieder bei Borussia deutlich. Genau deswegen scheint er aktuell der richtige Mann für den Gladbach-Weg, wieder mehr auf Talente zu setzen, zu sein.

Am Dienstagabend (5. Dezember 2023) ließ er Youngster Fabio Chiarodia (18) in einem K.o.-Spiel, in dem es für Borussia um knapp zwei Millionen Euro ging, zum ersten Mal seit seinem Borussia-Wechsel in einem Profi-Pflichtspiel von Beginn an ran.

War diese Entscheidung Seoanes bisher größte Mutprobe in seiner Fohlen-Amtszeit?

Einige Trainer entscheiden sich, Defensivspieler im Teenager-Alter erst einmal im defensiven Mittelfeld oder als Außenverteidiger aufzustellen, damit sie seltener in brenzlige Situationen kommen. Darauf verzichtete Seoane! Chiarodia spielte direkt auf der Innenverteidiger-Position, auf der er die meiste Erfahrung hat – aber auch am stärksten im Fokus steht.

In einer Situation wurde es ganz besonders brenzlig: In der 90. Minute missglückte dem gebürtigen Oldenburger ein Klärungsversuch völlig, der Ball landete im Strafraum bei Yannick Gerhardt (29) und die Wolfsburger kamen in vielversprechender Situation kurz vor Abpfiff zum Schuss.

In der Unterbrechung vor der Verlängerung machte sich dann Routinier Marvin Friedrich (27) warm. Der Großteil der rund 39.000 Fans im Borussia-Park dürfte damit gerechnet haben, dass Chiarodia in wenigen Augenblicken Feierabend hat.

Seoane wechselte aber Nico Elvedi (27) aus. Der Schweizer musste bereits beim 2:1 gegen Hoffenheim (2. Dezember) raus, ob er wieder angeschlagen war, ist nicht bekannt. Chiarodia hielt durch und bejubelte den 1:0-Triumph nach 120 Minuten ausgelassen. Ihm dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein.

Sein Trainer ging nach Abpfiff im Rahmen der Pressekonferenz in die Analyse, bewertete Chiarodias Leistung klar – und ordnete die Umstände ein: „Es ist das eine, sich im Training zu zeigen oder in eine Schlussphase über zehn Minuten reinzukommen. Jetzt hat er mal von Anfang an gespielt, wo man sich auch von Anfang an mit dem Spiel beschäftigen muss und man vor Augen hat, dass ein Fehler das Ausscheiden bedeuten kann.“

Fabio Chiarodia (l.) umarmt sichtlich erleichtert Moritz Nicolas nach dem Erfolg im DFB-Pokal.

Fabio Chiarodia (l.) umarmt sichtlich erleichtert Moritz Nicolas nach dem Erfolg im DFB-Pokal am 5. Dezember 2023.

Wenig überraschend hatte das auch Einfluss auf den italienischen U19-Nationalspieler. „Man hat ihm schon angemerkt, dass er nicht ganz so sicher war wie im Training. Fabio kann sicherlich viel mitnehmen, wir auch“, sagte Seoane. „Ich bin froh, dass er durchgehalten hat. Er hatte auch physische Probleme. Für einen jungen Spieler hat er einen großen Aufwand betrieben.“

Gerardo Seonane mit klarem Fazit zum Debüt von Fabio Chiarodia

Seoanes Resümee zum 120-Minuten-Einstand im Borussia-Park: „Die Leistung an sich ist weniger gut, als Fabio es spielen könnte. Aber das ist auch normal gegen so starke Stürmer und in der Situation, in der wir uns befinden. Ich bin eigentlich zufrieden mit ihm, aber wir sehen schon noch viel Arbeit vor uns.“

Der erste Schritt ist für Chiarodia jedenfalls getan! Nervenaufreibendere Situationen als die Sekunden nach seinem Fehler in der 90. Minute wird es in der Bundesliga wohl erst einmal nicht geben.

Wie es für ihn weitergeht, hängt sicherlich auch mit dem Genesungsprozess von Max Wöber (25) zusammen. Der österreichische Nationalspieler fehlte in den vergangenen beiden Partien krankheitsbedingt.

Die kommenden drei Tage werden zeigen, ob die Leeds-Leihgabe rechtzeitig für das Spiel bei Union Berlin (9. Dezember, 15.30 Uhr) wieder fit ist. Als Alternativen stehen Chiarodia und der Ex-Unioner Friedrich bereit.