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Von Jannik Sorgatz

Aufbruchsstimmung konserviert Jetzt hat Gladbachs Trainer schon „die Hymne im Kopf“

Marco Rose posiert an seinem ersten Trainingstag bei Borussia Mönchengladbach mit den Fans für Fotos.

Marco Rose posiert an seinem ersten Trainingstag bei Borussia Mönchengladbach mit den Fans für Fotos.

Mönchengladbach - Exakt 364 Tage hat das Premierenjahr von Marco Rose (43) bei Borussia Mönchengladbach gedauert. Am 30. Juni 2019 begann es mit einer Trainingseinheit im Borussia-Park, bei mehr als 30 Grad und mit einem mindestens so warmen Empfang der Fans.

Lange harrten sie damals aus in der Nordkurve, bis der neue Trainer die Stufen komplett erklommen und alle Foto- und Autogrammwünsche erfüllt hatte. Es herrschte Aufbruchsstimmung in Gladbach – Rose hat sie, auch wenn selbst in einer 65-Punkte-Saison nicht alles perfekt war, bis heute konserviert.

Marco Rose: Traurig über verpasste Feier mit den Fans

Am Samstag mussten dankbare Kommentare in den sozialen Netzwerken als Beweis herhalten, oft garniert mit einem Rose-Emoji. Dass am 27. Juni 2020, als mit dem Einzug in die Champions League der Vorhang der Saison fiel, in der Nordkurve nur reglose Pappkameraden standen, ist wohl der größte Wermutstropfen gewesen für den Trainer. „Wir hätten das gerne mit unseren Fans gefeiert. Hoffentlich haben wir sie trotzdem glücklich gemacht“, sagte Rose, während draußen ein paar Autos hupend ums Stadion fuhren.

Kurz nach dem Abpfiff und dem Königsklassen-Kreis auf dem Rasen hatte er für ein paar Minuten auf der Trainerbank gesessen und genussvoll ein Bier getrunken. „Es war eine unglaubliche Teamleistung über die ganze Saison“, sagte Rose, als es ans große Resümee ging. Auch nach dem einzigen Pleiten-Doppelpack der Saison gegen Freiburg und Bayern, trotz all der verletzten Topstars im Endspurt sei es weder ein „Wechselbad“ gewesen noch habe irgendjemand „einen Herzkasper bekommen“.

Spieler loben Rose für sein Gesamtpaket

„Diese Lockerheit“ hatte vor dem Saisonfinale bereits Tony Jantschke (30) im Interview mit GladbachLIVE hervorgehoben: „Er ist ein sehr ehrgeiziger Trainer, der eine etwas andere Marschroute hier reingebracht hat mit dem Pressing, dem aggressiven Spiel gegen den Ball und dem höheren Verteidigen.“ Das Gesamtpaket passe einfach zu Borussia.

Marco Rose gönnte sich nach dem Einzug in die Champions League erst mal in Ruhe ein Bier.

Marco Rose gönnte sich nach dem Einzug in die Champions League erst mal in Ruhe ein Bier.

Um zehn Punkte hat Rose die starke Vorjahresbilanz von Dieter Hecking (55) übertroffen, aber er benötigte fast jeden davon, um die Fohlen von Platz fünf diesmal in die Champions League zu führen. „Ich habe damals mit Dieter telefoniert, der mir in einem tollen Gespräch erklärt hat, wie die Bedingungen hier sind, was auf mich wartet“, erinnerte sich Rose. „Viel von dem ist eingetreten. Ich habe die Mannschaft charakterlich so vorgefunden, wie sie mir vorgestellt wurde.“ Manager Max Eberl (46) habe „keine Luftschlösser gebaut“.

Rose hat Favre-Mantra umformuliert

Und bei allem Ehrgeiz war es Rose ein Anliegen, zu betonen: „In so einem Moment, wenn man so einen Erfolg feiert, muss man gleich wieder die nötige Demut an den Tag legen.“ Deshalb gab es auch „keine plakativen Ziele“ vor dem Urlaubsbeginn, mit einer forscheren Version des Lucien-Favre-Mantras „Wir denken von Spiel zu Spiel“ ist Rose schließlich gut gefahren: „Wir wollen wir wieder einen guten Spirit entwickeln, an unserem Spiel arbeiten, mit Widerständen umgehen und viele, viele Spiele gewinnen. Das ist die Kernaussage.“

Als er Red Bull Salzburg vergangenes Jahr verließ, hatte der Klub nach einer kuriosen Odyssee erstmals die Champions League erreicht. Während sein Ex-Verein unter seinem Nachfolger den FC Liverpool ärgerte, blamierte sich Rose mit Borussia gegen den Wolfsberger AC in der Europa League und verspielte gegen Basaksehir Istanbul in letzter Minute das Weiterkommen. Wenn Rose nun sagt, er habe schon „die Hymne im Kopf“, dürfte damit das Ziel einhergehen, sich nächste Saison mit Gladbach international besser zu verkaufen. Auf allerhöchster Ebene.

Rose löst Lattek als Rekordhalter ab

„Zur Weiterentwicklung gehört es auch, hier und da mal einen Schritt zurück zu machen“, sagte Rose. Das beste Beispiel: Nach der Wolfsberg-Pleite stürmte Borussia binnen wenigen Wochen an die Spitze der Bundesliga. Die Fans träumten in der Hinrunde sogar von der Meisterschaft.

Nun ist es, wie Manager Eberl betonte, die „gefühlte“ geworden. Rose hat mit den 65 Punkten dabei einen Rekord aufgestellt: In einem Premierjahr mit Gladbach hatte Udo Lattek († 80) mit 61 bislang die meisten geholt.