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Von Daniel Thiel

Was lief bis zur 70. Minute schief? Fohlen-Trio legt im Derby den Finger in die Wunde – im Turbo-Tempo

Borussia-Spieler beim Torjubel.

Gamechanger im Borussia-Trikot! Robin Hack (2.v.l.) feiert am 9. März 2024 den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 - vorbereitet von Stefan Lainer (2.v.r.), eingeleitet von Rocco Reitz (r.)

Gerardo Seoane (45) muss weiterhin auf seinen ersten Derby-Sieg als Borussia-Trainer warten und wird nicht nur wegen des Endergebnisses hadern.

In der Vorbereitung auf das Derby-Heimspiel von Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln (3:3) warf GladbachLIVE einen genauen Blick darauf, wie Gerardo Seoane im für die Fans wichtigsten Spiel des Jahres aufstellen könnte. Denn es war schon vorher klar: Fehler in dieser Partie tun gleich doppelt weh.

Gladbach-Trainer Seoane: Im Derby auf die falschen Fohlen gesetzt?

Im Vergleich zur prognostizierten Aufstellung setzte der 45-Jährige auf gleich vier andere Spieler. Die vier zunächst nicht eingesetzten Profis waren die, die als Joker ins Spiel kamen – und allesamt maßgeblich an der Wende beteiligt waren.

Stefan Lainer (31) und Rocco Reitz (21) – die beiden absolut herausragenden Kämpfer im Borussia-Kader – sowie Robin Hack (25) und Ko Itakura (27) ersetzten die enttäuschenden Luca Netz (20), Manu Koné (22), Nathan Ngoumou (23) und den angeschlagenen Max Wöber (26).

Wöbers Auswechslung gerät da vielleicht etwas in den Hintergrund, weil sein Wechsel durch muskuläre Probleme – durch die er auch für das Pokal-Spiel auszufallen droht – begründet wurde.

Im Grunde drehten die ersten drei Einwechselspieler das Derby zwischenzeitlich im Alleingang. Reitz leitete das 2:2 ein, Lainer lieferte die Flanke und Hack nickte ein. Genau diese Abfolge betonte Torschütze Hack, sichtlich mit einer gewissen Genugtuung, auch nach dem Spiel in der Mixed-Zone.

Nach dem Ausgleich brachte Reitz den Borussia-Park mit einigen Zweikampfaktionen zum Kochen – und nur zwei Minuten später besorgte Hack Borussia mit seinem zweiten Treffer die Führung.

Nun stellt sich die Frage: Hat Seoane gut gewechselt oder den Fehler gemacht, das Top-Trio nicht direkt von Beginn an aufzustellen? Auch nach Abpfiff und trotz seiner Euphorie über den Derby-Doppelpack machte Hack keinen Hehl daraus, dass er über seine Joker-Rolle alles andere als glücklich war.

„Natürlich hat mich das geärgert“, sagte der gebürtige Pforzheimer. „Da staut sich schon etwas an, du willst natürlich in so einem Spiel spielen.“ Dass es besonders bei Hack und Reitz keine guten Entscheidungen waren, beide 70 Minuten auf der Bank schmoren zu lassen, darüber dürfte auch bei den Gladbach-Fans Einigkeit herrschen. 

Das Problem: Die Schwierigkeiten, mit denen die drei ausgewechselten Fohlen zu kämpfen hatten, bestehen schon über die komplette Saison. Netz hat immer wieder defensiv einen Bock drin – gerade in der Viererkette. Der 20-Jährige sah beim 0:1 nicht gut aus.

Koné zeigt seit Wochen und Monaten seine Klasse nur in Ansätzen, ist aber – ähnlich wie Lainers Pendant Netz – kein Spieler, der mit seiner kämpferischen Einstellung in einem intensiven Derby sein Team und die Fans auf den Rängen anzünden kann. Das gelang Koné-Alternative Reitz in seinen ersten fünf Einsatzminuten.

Das Ngoumou-Problem wurde nach dem 1:1 in Mainz viel diskutiert: Der Franzose ist schlichtweg kein Experte auf Linksaußen. Dafür ist der für Flanken nach Sprints an die Grundlinie benötigte linke Fuß zu schwach. Genau solche Situationen gab es in der ersten Halbzeit mehrfach, allesamt ohne Ertrag.

Bei Hacks Spielstil liegt, ebenfalls als Rechtsfuß auf links, für gewöhnlich der Fokus darauf, schnell den Weg in die Mitte zu finden. Grundlinien-Läufe kommen von ihm nur selten, deswegen bringt ihn sein schwacher Fuß deutlich seltener in die Bredouille. Im Derby war für ihn aber alles anders – der ehemalige Bielefelder erzielte zwei Treffer mit seinen ersten beiden Abschlüssen, und das in absoluter Mittelstürmer-Manier.

Seoane entschied sich bei seiner Aufstellung erst einmal gegen die Komponente Kampf – und eher dafür, eine spielerische Überlegenheit mit Kreativen wie Koné auf den Platz zu bringen. Dass Ersteres im Derby eher gefragt war, zeigte sich besonders beim Doppelschlag in der 71. und 73. Minute.