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Von Judith Malter

Wankelmut, Laufleistung, Einstellung, Trainerproblem Gladbach-Profi Kramer spricht Klartext!

Christoph Kramer, Spieler von Borussia Mönchengladbach, hier bei einer Trainingseinheit am 9. Februar 2023 auf dem Trainingsplatz im Borussia-Park, skeptisch schauend.

Christoph Kramer, Spieler von Borussia Mönchengladbach, hier bei einer Trainingseinheit am 9. Februar 2023 auf dem Trainingsplatz im Borussia-Park.

Borussia Mönchengladbach bekommt einfach keine Konstanz in die Leistungen der laufenden Saison. Zwar hat das Team von Trainer Daniel Farke (46) die Top-Spiele gegen Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig gewonnen, schwächelte dafür aber immer wieder in Partien gegen vermeintlich schwächere Gegner, wie zuletzt bei der 0:4-Klatsche bei Mainz 05.

Auch Christoph Kramer (32), Weltmeister von 2014 und Profi bei den Fohlen, macht sich seine Gedanken über den bisherigen Saisonverlauf. Im Interview mit „Sky“ hat sich der 32-Jährige nun zu den Vorwürfen, Borussia habe ein Einstellungsproblem, der guten Leistung gegen Top-Teams sowie Trainer Daniel Farke geäußert.

Gladbach: Kramer glaubt nicht an Einstellungsprobleme im Fohlen-Kader

Was ist nur mit Borussia Mönchengladbach los? Die Elf vom Niederrhein, die nach 22 Spieltagen auf dem zehnten Tabellenplatz steht, bekommt einfach keine Konstanz in ihre Leistungen.

In den Top-Spielen wusste das Team von Trainer Daniel Farke dabei meist zu überzeugen, gegen Abstiegskandidaten wie Hertha BSC oder Schalke 04 enttäuschte die Fohlenelf aber allzu oft.

Woran das liegt, darüber kann aktuell nur gemutmaßt werden. An der Einstellung allerdings scheitere es nicht, sagt Christoph Kramer, selbst Spieler in Gladbach.

Im Gespräch mit dem Pay-TV-Sender „Sky“ betonte der 32-Jährige auf das Thema angesprochen: „Diese Diskussion lasse ich nicht zu und das ist in meinen Augen kompletter Quatsch. Man muss immer das einzelne Spiel betrachten. Wenn du in großen Spielen den Ball auf die Tribüne schlägst, jubeln alle. Machst du das aber gegen einen vermeidlich kleinen Gegner, raunt das Stadion. Ich habe keine klare Antwort dafür, warum es in dieser Saison gegen die Großen funktioniert und gegen die Kleinen nicht.“

Zwar könne Kramer verstehen, dass die Menschen die schwankenden Leistungen der Fohlen mit der mangelnden Einstellung begründen, „weil es die einfachste, universellste Antwort für alles ist“.

„Aber es stimmt nicht, dass sich ein Spieler bei uns gegen die Großen mehr zeigen will als gegen die Kleinen. Es gibt für einen Sieg gegen einen kleineren Gegner gleich viel Geld und genauso viele Punkte, wie gegen einen Großen“, so Kramer.

Zwar merkt Kramer an, dass den Spielern durchaus bewusst sei, dass „das Spiel gegen die Bayern in über 500 Ländern übertragen wird und gegen Mainz vielleicht nur in über 50“. Dies führe seiner Meinung nach aber nicht dazu, dass man gegen Bayern mehr Leistung bringe als beispielsweise gegen Mainz.

Im Gegenteil – Kramer findet sogar, „dass die Stimmung vor dem Spiel gegen Mainz in der Kabine – wenn man über Mentalität spricht – noch besser war als vor dem Spiel gegen die Bayern.“

Dass die aktuellen Ergebnisse es nicht zulassen, vom internationalen Fußballgeschäft zu träumen, ist Kramer bewusst. Dennoch zeigt sich der Weltmeister mit der aktuellen Tabellenplatzierung durchaus zufrieden. Denn: Vor einem Jahr sah es noch ganz anders aus und die Fohlen befanden sich im Abstiegskampf.

„Hätte mir am 1. März 2022 jemand gesagt, dass wir gerade dort stehen, wo wir in der Tabelle stehen, mit diesem Abstand zur Abstiegsregion, dann hätte ich das unterschrieben. Man darf das nicht falsch verstehen, denn wir sind maximal ehrgeizig, aber unsere Ergebnisse lassen es aktuell einfach nicht zu, dass wir übers internationale Geschäft reden können. Wenn man sieht, wer da oben gerade steht – wie zum Beispiel Eintracht Frankfurt – dann muss man einfach sagen, dass die aktuell besser sind als wir. Wir haben im Moment nichts mit den vorderen sechs zu tun, weil wir nicht konstant genug spielen.“ Dass das so ist, habe aber „nichts mit Ambitionen oder Mentalität zu tun“, betont er nochmals.

Könnte dann die Laufleistung der Fohlen, die aktuell die zweitschlechteste der Liga ist, ein Grund für die schlechten Auftritte gegen unbedeutendere Gegner sein?

Kramer merkt dazu an: „Man kann immer sagen, dass wir gewinnen, wenn wir mehr laufen. Aber man kann auch sagen, dass wir, immer wenn wir auf der Siegerstraße sind, mehr laufen. Es fällt dir einfach deutlich leichter, wenn du führst. Dann pushen sich alle, verschieben sauber und du läufst noch viel mehr. Bei Spielen, wo dir früh der Stecker gezogen wird, fällt das schwerer. Ich gebe dem Trainer aber total recht, wenn er unzufrieden ist, dass wir nach 0:3 nicht weiter Gas geben. Das ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung, denn das darf einfach nicht sein.“

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Dass die Mannschaft durch ihren Wankelmut riskiere, die Fans als Unterstützung zu verlieren, glaubt Kramer nicht. Er sagt: „Auch wenn all die Kritik nach Mainz berechtigt war und ich jeden verstehe, der danach gepfiffen hat: Ich habe das Gefühl, dass wir dennoch eine Einheit sind. Der harte Kern ist noch da und das ist für mich total wichtig zu spüren.“

Vielmehr glaubt Kramer, dass die Fohlen-Anhänger vielleicht in den Vergangenen Jahren vom „Glanz und Gloria“ rund um den Klub verwöhnt seien. „Aber da sind wir gerade einfach nicht und diese Phasen gibt es eben auch mal. Da müssen wir durch“, so sein Fazit.

Dass sich der Kader im kommenden Sommer aufgrund zahlreicher, auslaufender Verträge zwangsläufig verändern wird, weiß Kramer. Er sieht dies allerdings keinesfalls negativ, sondern vielmehr als Chance.

Kramer: „Ich finde sehr wichtig, dass in eine Kaderstruktur immer neues Blut kommt. Neue Jungs, die etwas anschieben, damit die, die schon da sind, sich wieder beweisen müssen und die Hierarchie, in der sie vielleicht ganz oben stehen, unbedingt verteidigen wollen.“

Gladbach-Profi Kramer: „Ich finde Daniel Farke super“

Und was sagt der 32-jährige Mittelfeldspieler zu Trainer Daniel Farke, der das Team im Sommer 2022 als Nachfolger von Adi Hütter (53) übernommen hat?

„Ich finde Daniel Farke super“, sagt Kramer. „Ich habe die letzten 20 Spiele unter ihm gemacht, aber selbst, wenn ich sie nicht gemacht hätte, würde ich dasselbe sagen. Seine Ansprache packt mich sehr und ich mag seinen Ansatz von Fußball. Er lässt sich nicht leiten und verfällt nicht in Aktionismus. Das gibt es im heutigen Fußball nur noch sehr selten, weil schnell von außen Druck kommt – gerade bei einem Traditionsverein.“

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Dann betont der Gladbach-Profi: „Wenn wir eines nicht haben, dann ein Trainerproblem.“