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Von Achim Müller , Judith Malter

EXKLUSIV-Interview mit einem der besten Torhüter der Welt Gladbach-Superstar Yann Sommer: „Wir wollen zurück nach Europa!“

Torwart Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach, hier zu sehen am 25. September 2021 im Borussia-Park, gilt spätestens seit der vergangenen Europameisterschaft als einer der besten Schlussmänner auf diesem Planeten. Nach dem Sieg gegen Dortmund ballt Sommer freudestrahlend beide Hände zu Siegerfäusten.

Torwart Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach, hier zu sehen am 25. September 2021 im Borussia-Park, gilt spätestens seit der vergangenen Europameisterschaft als einer der besten Schlussmänner auf diesem Planeten.

Mönchengladbach. Yann Sommer von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach gilt aktuell als einer der besten Torhüter der Welt. Jüngst adelte noch Roberto Mancini (56), Nationaltrainer von Europameister Italien, den Schweizer Nationalspieler wegen dessen außergewöhnlichen Leistungen auf internationalem Parkett. Sommer ist absoluter Führungsspieler beim VfL Borussia und hat sich der GladbachLIVE-Redaktion am Freitag (1. Oktober 2021) zum exklusiven Interview gestellt. Der Goalie spricht über seine Karriere, Borussia, Privates, die „Nati“, den Dortmunder Kron-Prinzen Gregor Kobel und klare Ziele mit Gladbach.  

GladbachLIVE exklusiv: Borussia-Torhüter Yann Sommer im XXL-Interview

Herr Sommer, das Jahr 2021 ist für Sie ganz persönlich bislang eines der besten Jahre in Ihrer sportlichen Karriere. Würden Sie dieser These zustimmen?

Es ist bislang auf jeden Fall ein sehr schönes Jahr. Wenn man Vater wird, ist das natürlich das Schönste. Wir haben mit der Schweiz ein tolles EM-Turnier erlebt. Okay, der jüngste Start mit Gladbach in die Bundesligasaison ist zunächst eher mäßig gewesen, aber bislang ist das ein cooles Jahr für mich, worüber ich mich auch sehr freue.

Der Moment, an dem in der Schweiz die Zeit still stand: Yann Sommer (vorne) und seine Nati-Kollegen bejubeln am 28. Juni 2021 in Bukarest, in einem unvergesslichen Spiel, die EM-Sensation nach Elfmeterschießen gegen Weltmeister Frankreich.

Der Moment, an dem in der Schweiz im vergangene Sommer die Zeit stillstand: Torhüter Yann Sommer (vorne) und seine Nati-Kollegen bejubeln am 28. Juni 2021 in Bukarest, in einem unvergesslichen Spiel, die EM-Sensation nach Elfmeterschießen gegen Weltmeister Frankreich.

Sie sprechen den Stotterstart bei Borussia gleich an. Das hatten Sie sich bestimmt anders vorgestellt?


Stimmt. Aber das nicht auf Anhieb alles geklappt hat, ist vielleicht auch normal, wenn man einen neuen Trainer, neues Trainerteam und neuen Staff hat. Dann braucht es manchmal auch etwas Zeit. Diese hat man eigentlich nicht, aber trotzdem braucht es Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen, um sich darauf einzustellen, was der Trainer von der Mannschaft erwartet und diese das dann auch entsprechend umsetzen kann. Das Spiel gegen Dortmund sehe ich in diesem Zusammenhang als den Weg, den der Trainer mit uns gehen will. Auch vom Stil her. Das hat Adi Hütter uns auch so gesagt. Da sehe ich viele positive Dinge.

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Sie als Schweizer sind eigentlich nach Spielen immer recht diplomatisch in Ihren Äußerungen, markige Sprüche hört man eh nicht von Ihnen. Nach dem verlorenen Spiel in Augsburg haben Sie allerdings einige deutliche Worte ausgesprochen. Das waren keine leisen Töne.


Ja, ich bin nach diesem Spiel einfach genervt gewesen und habe mich richtig geärgert. Augsburg ist ohne Frage eine gute Mannschaft, aber es hat mich genervt, dass wir immer von dieser Qualität bei uns sprechen, aber es braucht in der Bundesliga mittlerweile mehr als Qualität in den Spielen. Das ist in diesem Spiel einfach deutlich geworden. Ich bin ein Typ, der in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend mit gewissen Aussagen ist, aber intern spreche ich Dinge schon sehr klar an.

Schärfen Sie, neben Kapitän Lars Stindl, in diesen Tagen bewusst Ihr Profil als Führungsspieler?


Wir dürfen mit so einem Spiel wie in Augsburg einfach nicht zufrieden sein. Das ist nicht unser Anspruch. Das ist nicht zufriedenstellend, wenn wir so auftreten. Wir wollen sehr erfolgreich sein und die Bundesliga ist ein sehr hart umkämpfter Wettbewerb. Du musst jedes Spiel auf einem Top-Level sein, um erfolgreich zu sein. Und das müssen wir in jedem Spiel verinnerlichen.

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Die Freude, die Sie beispielsweise nach dem tollen Heimsieg gegen Dortmund gezeigt haben, wirkte authentisch bei Ihnen. So etwas ist nach all den Karrierejahren nicht schon Routine für Sie?


Nein, gar nicht. Ich freue mich sehr über Siege. Diese sind nicht selbstverständlich. Dahinter steckt immer harte Arbeit. Gerade in unserer Situation bricht dann nach so einem Spiel auch einiges aus einem Menschen wie mir heraus, zumal die Fans wieder da sind und eine tolle Stimmung im Stadion herrschte. Wir haben ein wichtiges Bundesligaspiel in einer für uns nicht einfachen Situation gewonnen. Das darf ordentlich gefeiert werden.

Ihr Landsmann Denis Zakaria hatte sich im März 2020 im Spiel gegen Dortmund schwer verletzt am Knie. Im September 2021 ist er, nach langer Leidenszeit, der Matchwinner gegen Dortmund gewesen. Und nun auch von den Fans zum Spieler des Monats in Gladbach gewählt worden.


Was mich für ihn auch enorm gefreut hat. Er hat wirklich eine gar nicht schöne Zeit hinter sich. Das Schlimme daran ist ja, dass ich ihn, als eigener Mitspieler, damals in dieser Situation unglücklich getroffen hatte. Darum freue ich mich riesig für ihn, dass er weitere Fortschritte macht, dass er mit zur Europameisterschaft fahren konnte, dass er wieder so gut spielt für die Borussia. Es ist übrigens auch sehr schön, dass er noch hier bei uns im Verein ist.

Blicken wir noch einmal zurück auf die Europameisterschaft im vergangenen Sommer. Sie sind während des Turniers zum zweiten Mal Vater einer Tochter geworden, haben daher das EM-Quartier der Schweiz verlassen. Sicherlich nicht einfach, kurz nach der Geburt die Familie gleich wieder verlassen zu müssen, oder?


Das war wirklich sehr schwer. Zumal meine Familie zu diesem Zeitpunkt auch schon relativ lange alleine gewesen war. Wir hatten vorab hier in Mönchengladbach bereits eine zehntägige Quarantänezeit gehabt. Im Anschluss war ein langes Trainingscamp mit der Nationalmannschaft, dazwischen hatten wir lediglich eineinhalb Tage frei. Dann startete bereits das EM-Turnier. Ich bin dann nach dem Italien-Spiel nach Hause geflogen, war noch bei der Geburt, dann ging es kurz nach Hause, die beiden Kleinen haben sich kennengelernt, einen Tag später musste ich am Morgen bereits wieder wegfliegen. Meine Frau und ich hatten uns auf diese Situation zwar vorab vorbereitet, aber in diesem Moment, als ich dann wieder zurück zur Nationalelf musste, das war für uns beide emotional schon sehr schwierig. Ich bin meiner Frau sehr dankbar dafür, dass sie mir so toll den Rücken frei gehalten hat und stolz darauf, wie toll sie die Situation gemeistert hat.

Sie haben riskiert, dass die UEFA Sie für die EM nicht mehr zurück in die Coronaschutzblase lässt...


Ja, aber ich musste in dieser Situation das Risiko in Kauf nehmen. Der Schweizer Verband hat das mit den Regularien hinbekommen. Hätte die UEFA anders entschieden und mich nicht mehr zurück ins Turnier gelassen, dann hätte ich die EM eben von zu Hause aus vor dem Fernseher verfolgt. Mir war es wichtig, dass ich zumindest für einen Tag bei der Familie und den Kleinen sein konnte.

Wie ist das dann für Sie gewesen, hat Sie die Geburt Ihrer Tochter noch einmal zusätzlich in Ihrer Rolle als Schweizer Nationaltorhüter bei der EM beflügelt?


Auf der einen Seite pusht es einen, ja. Auf der anderen Seite aber war das wirklich nicht einfach. Das ist schon eine Achterbahnfahrt der Gefühle für mich gewesen.

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Spätestens seit dem 28. Juni 2021 kennt ganz Fußball-Europa den Namen Yann Sommer. Sie haben im Elfmeterschießen gegen Weltmeister Frankreich einen Schuss von Ausnahmestürmer Kylian Mbappé pariert. Die Schweiz zog so sensationell ins EM-Viertelfinale ein, Sie waren im Anschluss in aller Munde wegen Ihrer tollen Paraden.

Das sind absolute Highlights in der Karriere. Darüber wird man später auch noch sprechen. Es ist für die Schweiz auch ein toller Moment gewesen. Wir treffen im Achtelfinale auf Weltmeister Frankreich. Viele haben uns vorab schon aus dem Turnier ausscheiden sehen, einige französischen Medien hatten uns offenbar nicht als Gefahr für den Weltmeister ausgemacht und entsprechend auch berichtet. Es kam aber anders. Das ist einfach eine richtig geile Partie gewesen. Solch ein Spiel, mit der Historie, hatte es zuvor schon lange nicht mehr gegeben. Und dann kommen wir mit der Schweiz im Elfmeterschießen weiter, dann die Freude gemeinsam mit den Fans. Das werde ich sicherlich nicht vergessen.

Schweizer Nationalhelden im Jubelrausch für Borussia Mönchengladbach: Der ehemalige VfL-Profi Granit Xhaka (jetzt Arsenal London) und Yann Sommer bejubeln gemeinsam am 14. Feburar 2015 Borussia-Park den Last-Minute-Derby-Sieg gegen den 1. FC Köln.

Schweizer Nationalhelden im Jubelrausch für Borussia Mönchengladbach: Der ehemalige VfL-Profi Granit Xhaka (jetzt Arsenal London) und Yann Sommer bejubeln gemeinsam am 14. Feburar 2015 im Borussia-Park den Last-Minute-Derby-Sieg gegen den 1. FC Köln. 

Mit der Schweiz sind Sie aktuell auch gut in der WM-Qualifikation unterwegs. Wie sehr trifft es die Nati, dass Granit Xhaka, mit dem Sie ja auch hier in Gladbach noch zusammengespielt haben, nun mit einer Knieverletzung länger ausfällt?


Granit ist sehr wichtig für uns. Er ist unser Kapitän, er ist Führungsspieler, dazu ein sehr guter Spieler auf dem Platz, der sehr viel Qualität mitbringt. Wir müssen das jetzt kompensieren. Wir haben einen wiedererstarkten Denis Zakaria – und in der Schweiz sind auch noch andere gute Spieler, die diese Lücke füllen können. Aber, klar, Granit ist für uns Schweizer ein sehr wichtiger Spieler.

Es gab um Granit Xhaka auch Diskussionen, weil er zuletzt bereits für die Schweiz nicht spielen konnte, da er sich zunächst nicht geimpft und dann mit dem Coronavirus infiziert hatte.

Es ist die Entscheidung eines jeden einzelnen, ob er sich impfen lassen möchte oder nicht. Das gilt es zu respektieren.

Die Schweizer Mauer steht! Yann Sommer hält am 5. September 2021 in Basel im WM-Qualifikationsspiel gegen Europameister Italien einen Strafstoß von Jorginho, Europas Fußballer des Jahres. Sommer springt in die richtige Ecke und pariert den Flachschuss.

Die Schweizer Mauer steht! Yann Sommer hält am 5. September 2021 in Basel im WM-Qualifikationsspiel gegen Europameister Italien einen Strafstoß von Jorginho, Europas Fußballer des Jahres.

Sie haben wiederholt im Trikot der Schweizer Nationalmannschaft, erst kürzlich noch in der WM-Qualifikation gegen Europameister Italien, gezeigt, dass Sie ein Penaltykiller sind. Diesen Ruf hatten Sie bereits beim FC Basel, bevor Sie 2014 zu Borussia Mönchengladbach wechselten. Seit Sie in Gladbach spielen, wabert dieses Thema Elfmeter um Sie herum. So mancher Fan hätte sich gewünscht, dass Sie den einen oder anderen Strafstoß mehr für Borussia gehalten hätten.


Mag sein, aber ich setzte mich damit nicht groß auseinander. Beim Elfmeter kommt so viel zusammen. Es gehört Glück dazu, gute Entscheidungen, der Schütze darf nicht absolut top schießen. Ich probiere, die Elfmeter zu halten. Und das ist mir auch in Gladbach schon einige Male gelungen.

Sind Sie so eine Art „Manuel Neuer“ der Schweiz? Es gibt in der Nati, wie auch hier in Deutschland im Fall Neuer, sehr gute Herausforderer, aber dass Sie um Ihre Position als Nummer eins bangen müssten, deutet sich angesichts Ihrer Leistungen nicht an.


Solange Manuel Neuer spielt, wird wohl auch niemand an ihm in der deutschen Nationalmannschaft vorbeikommen. Es gibt ja auch keinen Grund, da zu wechseln. Ich denke, bei uns in der Schweiz ist das ähnlich. Wir sind sehr happy über unsere Torwartsituation. Wir haben viele gute, junge Torhüter. Auch mit Gregor Kobel, der bei Dortmund sehr gut spielt. Er hat sicherlich eine spannende Zukunft vor sich. Aber solange ich mich gut fühle und meine Frau auch einverstanden ist (schmunzelt), werde ich für die Nationalmannschaft spielen.

Diese breite Brust haben Sie, dies so zu sagen?


Auf jeden Fall. Natürlich muss ich meine Leistung bringen. Wie auch ein Manuel Neuer. Es gibt keine Garantie, keinen Freifahrtschein.

Eine der spektakulärsten Torhüter-Paraden im Borussia-Park der jüngeren Bundesliga-Geschichte: Gladbach-Schlussmann Yann Sommer verhindert am 7. Dezember 2019 im Duell mit Rekordmeister Bayern München mit einem sensationellen Reflex und einem Finger, dass der Ball noch über die Torlinie

Eine der spektakulärsten Torhüter-Paraden im Borussia-Park der jüngeren Bundesliga-Geschichte: Gladbach-Schlussmann Yann Sommer verhindert am 7. Dezember 2019 im Duell mit Rekordmeister Bayern München mit einem sensationellen Reflex und einem Finger, dass der Ball noch über die Torlinie durchflutschen kann.

Sie haben auch in dieser Saison bereits mehrfach ihre Extraklasse bei Borussia demonstriert, beispielsweise zum Liga-Start gegen Bayern München. Was Ihr Erfolgs-Geheimnis?


Ich investiere wirklich sehr viel in meine Karriere. Das zahlt sich auch aus. Es gelingt nicht immer, als Torhüter stets absolut top zu sein. Es gibt auch Spiele wie gegen Leverkusen, in denen auch mal einige Dinge nicht so gut laufen können und du Tore bekommst, die du an einem anderen Tag womöglich hättest verhindern können. Auch solche Spiele gehören dazu. Wichtig ist dann, die Situationen zu analysieren und es im nächsten Spiel gemeinsam mit der Mannschaft besser zu machen.

Heißt das, Sie arbeiten auch außerhalb der Trainingszeiten im Borussia-Park an sich? 


Auf jeden Fall. Ich habe in den vergangenen Jahren ein Team von Menschen zusammengestellt, mit denen ich sehr eng zusammenarbeite. Mir Ihrer Hilfe versuche ich, den für mich besten Karriereweg zu gehen.

Blicken wir wieder auf die Situation in Gladbach. Saisonübergreifend betrachtet tut sich die Borussia ja schon einige Zeit schwer, seit Mitte Februar ungefähr, regelmäßig gute Ergebnisse einzufahren. So wurde auf der Zielgerade der vergangenen Saison noch die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb verpasst. 


Wenn man ehrlich ist und sich die Statistik der vergangenen Spiele anschaut, sieht das nicht sehr gut aus. Wir als Mannschaft wissen, was es braucht, um so eine Leistung abzurufen, wie wir das gegen Dortmund getan haben. Wenn wir, wie in diesem Spiel, in einen Flow kommen, dann ist Gladbach unglaublich stark. Wenn wir in unser Spiel kommen, schnell sind, das Gegenpressing funktioniert. Wir haben gesehen, wie viel Mühe Dortmund, auch vor der roten Karte für Mo Dahoud, mit unserem Spiel hatte. Wir waren aggressiv, sind viel gelaufen, haben die richtige Wege gemacht und ihnen in vielen Situationen, auch mit dem Ball, weh getan. Das muss unser Anspruch sein, dass wir jedes Wochenende unangenehm für den Gegner sind – und dann kommt unsere Qualität automatisch zum Tragen.

Ist das auch eine der wichtigsten Aufgaben von Trainer Adi Hütter, die Mannschaft dahin zu coachen, dass solche Leistungen wieder konstanter abgerufen werden können?

Der Trainer gibt uns mit seinem Team einen klaren Plan vor. Es liegt an uns als Mannschaft, das anzunehmen und umsetzen. Wenn uns das Woche für Woche gelingt, bin ich sicher, dass wir solche Leistungen öfters sehen.

Sollten es Trainer und Mannschaft gemeinsam hinbekommen, dass die sportliche Konstanz bei Borussia zurückkehrt – ist Gladbach dann ein Verein, der in der Lage ist, um die europäischen Plätze in der Bundesliga zu spielen?


Auf jeden Fall. Das ist auch absolut unser Ziel. Natürlich ist es schwierig, nach einem holprigen Start, wie wir ihn hatten, über internationale Plätze zu sprechen. Aber mein klares Ziel lautet, wieder international spielen. Das sage ich ganz offen. Dafür müssen allerdings auch zahlreiche Dinge gut funktionieren. Wir sollten jetzt Gas geben.

Rund um den Profifußball hat in den vergangenen Monaten das Thema Söldnertum bei den Fans immer mehr an Bedeutung gewonnen. Droht sich da eine Kluft zur Basis aufzutun?


Zunächst muss einmal festgehalten werden: In diesem Business steckt einfach unfassbar viel Geld. Ich kann mir schon vorstellen, dass es den einen oder anderen ins Grübeln bringt, wenn man so hört, was gerade international für Summen im Umlauf sind. Ich würde allerdings niemals über einen Spieler urteilen, der sich für seinen eigenen Karriereweg entschieden hat. Ich habe mich 2014 für Gladbach entschieden. Dieser Verein ist für mich eine große Herausforderung gewesen – und ist es immer noch. Ich habe hier sehr viele Dinge, die ich zu schätzen weiß: Einen hervorragend geführten Klub, tolle Fans, eine Mannschaft, die jedes Jahr Ambitionen hat, mit der man viel erreichen kann und die richtig guten Fußball spielt. Ich habe eine Stammposition, dazu einen sicheren Vertrag. Das sind alles Dinge, die gibt man nicht einfach weg. Auch nicht dann, um woanders ein bisschen mehr Geld zu verdienen. Die familiäre Situation ist hier auch sehr positiv, darum bin ich seit über sieben Jahren bei Borussia.

Für Sie hat sich im Training einiges geändert. Torwarttrainer Steffen Krebs hat Borussia Richtung VfB Stuttgart verlassen, Sie arbeiten nun mit Fabian Otte intensiv zusammen.


Fabian Otte ist ein sehr junger und sehr guter Torwarttrainer, der einige Dinge anders angeht als Steffen Krebs, mit dem ich auch sehr gerne zusammen gearbeitet habe. Das ist für uns Torhüter auch spannend, weil wir neue Dinge kennenlernen, die uns auch wiederum helfen, uns weiterzuentwickeln. Das macht Spaß.

Sie haben bei Borussia einige Torhüter-Talente um sich rum, wie Jan Olschowsky und Jonas Kersken. Bleibt Ihnen da auch mal Zeit, diesen Jungs einige Tipps zu geben?


Wenn ich einen wertvollen Tipp habe für die jungen Spieler, dann gebe ich diesen auch gerne weiter. Wir trainieren auch immer wieder gemeinsam auf dem Platz. Natürlich kann ich da mit eigenen Erfahrungen weiterhelfen. Ich habe nicht vergessen, wie ich in diesem Alter einige Dinge angegangen bin.

Yann Sommer, Torhüter von Borussia Mönchengladbach, im Champions-League-Duell mit Real Madrid am 9. Dezember 2020 im Stadion Alfredo Di Stefano in Madrid.

Yann Sommer, Torhüter von Borussia Mönchengladbach, im Champions-League-Duell mit Real Madrid am 9. Dezember 2020 im Stadion Alfredo Di Stefano in Madrid.

Abschließend: Am Samstag hat Gladbach das Bundesliga-Duell beim VfL Wolfsburg vor der Brust. Wie gehen Sie persönlich in dieses Spiel?


Wir wollen diese Konstanz hinbekommen und brauchen in Wolfsburg wieder eine absolute Top-Leistung, um dort erfolgreich sein zu können.

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Es ist also schon ein gewisser Druck da, weil auch die Erwartungshaltung rund um einen Klub wie Gladbach inzwischen um einiges gestiegen ist?


Ja. Diese Erwartungshaltung ist auch in Ordnung. Und diesen Druck, den dürfen wir uns auch gegenseitig machen. Wir wollen gut sein. Wir wollen nicht zufrieden sein, wenn wir in einer Saison Achter werden. Das macht keinen Spaß. Wir sind Fußballer, wir wollen erfolgreich sein. Wir wollen möglichst den maximalen Erfolg haben.