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Von Achim Müller

Exklusiv-Interview zum Liga-Start Gladbach-Star Hofmann: „Das wäre schon ganz schön geil!“

DFB-Nationalspieler und Profi bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach: Offensivakteur Jonas Hofmann, der hier seinen Treffer im UEFA-Nations-League-Duell gegen England (7. Juni 2022) in München bejubelt. Hofmann breitet die Arme aus.

DFB-Nationalspieler und Profi bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach: Offensivakteur Jonas Hofmann, der hier seinen Treffer im UEFA-Nations-League-Duell gegen England (7. Juni 2022) in München bejubelt. 

Exklusiv-Interview mit einem deutschen Nationalspieler! Vor dem Bundesliga-Start von Borussia Mönchengladbach am Samstag (6. August 2022) im heimischen Borussia-Park gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) hat sich Jonas Hofmann den Fragen der GladbachLIVE-Redaktion gestellt.

Der 30 Jahre alte Offensiv-Spieler der Fohlen-Elf, der im WM-Jahr zu einer festen Größe in der DFB-Elf gereift ist, spricht ausführlich über die sportliche Situation in Gladbach, sein Privatleben, den Traum vom Weltmeister-Titel und das Thema Vertragsverlängerung im Borussia-Park.

GladbachLIVE-Interview mit Borussia-Star und Nationalspieler Jonas Hofmann

Herr Hofmann, Gladbach startet Samstag vor heimischer Kulisse in die neue Bundesliga-Saison. Kribbelt es vorab schon bei Ihnen?

Ja, auf jeden Fall. Die Vorfreude bei uns ist riesig, dass es jetzt endlich losgeht. Wir haben ein positives und gutes Gefühl. Mit dem neuen Trainerteam, mit den neuen Spielern, die zu uns gestoßen sind. Wir hoffen natürlich, dass wir auch gleich zu Beginn die Punkte einfahren können.

Was dürfen die Fans von Borussia Mönchengladbach in der neuen Spielzeit erwarten?

Was ich sagen kann ist, dass wir alles reinwerfen, alles geben und alles abrufen werden. Wir werden hoffentlich keine Spiele mehr erleben wie beispielsweise die Heimklatsche gegen Freiburg in der vergangenen Saison. Da haben wir richtig einen auf den Deckel bekommen. Gleiches gilt für die beiden Derbys gegen Köln. Ich gehe davon aus, dass wir mit viel Herz und Leidenschaft spielen und auch schönen Fußball zeigen werden.

Ist Gladbach aus Ihrer Sicht in der neuen Bundesliga-Spielzeit ein Kandidat für Europa?

Mit uns, mit diesem Verein, muss man generell immer rechnen. Wir haben in den vergangenen Jahren eine riesige Entwicklung genommen. Ja, es hat die eine oder andere Saison gegeben, die nicht so top und souverän gewesen ist, es dann auch entsprechend am Ende nicht für die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb gereicht hat. Aber Borussia Mönchengladbach ist mittlerweile ein Verein geworden, den man nie abschreiben darf. Wir wollen schon wieder auf die Jagd gehen und Herausforderer sein. Ziel ist ganz klar, dass wir eine bessere Saison als im vergangenen Jahr spielen.

Was hat sich unter dem neuen Trainer Daniel Farke geändert?

Das dürften zahlreiche Fans auch schon während des Trainingslagers am Tegernsee wahrgenommen haben: Die Art des Trainings, in welchem Umfang wir trainieren, ist sehr intensiv. Wir werden spielerische Lösungen finden. Wir sind einfach eine Mannschaft, die den Ball braucht, wir wollen Kombinationsfußball spielen, wir wollen den Ball flach über den Rasen zirkulieren lassen – dafür steht der Trainer. Möglich, dass es noch eine gewisse Zeit dauern kann, bis wir alles, was er sehen möchte, mehr oder weniger perfekt verinnerlicht haben.

Sie haben mehrfach nach Spielen Klartext gesprochen. Hat Gladbach in der jüngsten Vergangenheit ein Kabinenproblem gehabt?

Wenn gesagt wird, es gibt Grüppchenbildung, dann wirkt das nach außen hin zunächst einmal negativ. Wobei es wohl bei jeder Arbeitsstelle so ist, dass man sich mit dem einen besser versteht als mit dem anderen. Letztendlich ist es so: Wir spielen Fußball, wir wollen erfolgreich sein. Dass es dann auch mal Reibereien geben kann, sei es in der Kabine oder auf dem Platz, dann ist das nicht verkehrt. Dass ist aus meiner Sicht sogar wichtig und positiv. Wenn immer alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, dann werden Meinungen nicht offen und ehrlich ausgetauscht. Dann wird es auch schwer, Ansätze zu finden, welche Dinge konkret verbessert werden können. Es hat Probleme in der vergangenen Saison gegeben, aber das darf auch nicht dramatischer gemacht werden, als es letztendlich gewesen ist. Solche Dinge gehören dazu, die gibt es in jeder Fußballmannschaft.

DFB-Nationalspieler Jonas Hofmann im Borussia-Park. Auf diesem Foto ist der Gladbach-Profi nach dem Deutschland-Sieg (5:2) in der UEFA Nations League gegen Italien (14. Juni 2022) zu sehen. Hofmann winkt bei der Ehrenrunde der DFB-Stars Richtung Publikum.

DFB-Nationalspieler Jonas Hofmann im Borussia-Park. Auf diesem Foto ist der Gladbach-Profi nach dem Deutschland-Sieg (5:2) in der UEFA Nations League gegen Italien (14. Juni 2022) zu sehen.

Kommen wir konkret zu Ihrer Situation. Während Gladbach zwei eher verkorkste Spielzeiten hingelegt hat, ist Ihr Stern derweil steil aufgegangen. Sie haben eine beeindruckende Entwicklung hingelegt, sind mittlerweile sogar eine feste Größe im DFB-Team. Wie ordnen Sie das für sich ein?

Ja, es ist in den vergangenen zwei, drei Jahren persönlich sehr gut für mich gelaufen. Meine Anfangszeit in Gladbach hat da noch etwas anders ausgesehen. Ich bin allerdings bereits in der Jugend so ein wenig ein Spätzünder gewesen, habe alle Jugendmannschaften durchlaufen und keinen Jahrgang übersprungen. Es scheint jetzt auch so zu sein, dass ich im Herbst meiner Karriere mich noch einmal ordentlich weiterentwickelt habe. Da sage ich: Besser spät als nie! Ich bin glücklich und fühle mich wohl in meiner Rolle. Und…

Ja?

Ich empfinde es als eine unfassbare Ehre, für mein Land spielen zu dürfen. Dazu bin ich in einer Situation im DFB-Team, dass ich mir Hoffnungen machen darf, auch an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen. Das ist dann etwas ganz Besonderes. Das erfüllt mich mit Stolz. Ich versuche auch, dass Selbstvertrauen, das ich mir beim DFB aufbaue, auf Borussia Mönchengladbach zu übertragen. Heißt, dass ich vorangehe und Verantwortung übernehme.

Haben wir in den vergangenen Monaten den besten Jonas Hofmann aller Zeiten gesehen?

(Lacht) Ich hoffe, dass der beste Jonas Hofmann noch kommt. Es geht immer besser. Dafür bin ich zu ehrgeizig. Und dieser Ehrgeiz ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich momentan da angekommen bin, wo ich bin.

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Mal Hand aufs Herz: Wie ist das denn so, wenn man mit 30 Jahren plötzlich in der DFB-Kabine zwischen Superstars wie Manuel Neuer, Thomas Müller oder Joshua Kimmich sitzt, mitten in diesem elitären Kreis ist und voll dazugehört. Was ist Ihnen da, zu Beginn, durch den Kopf gegangen, als Sie das realisiert haben?

Zu Beginn habe ich mich natürlich umgeschaut und gedacht, wow, neben dir sitzen Neuer, Müller, Kimmich und noch weitere Hochkaräter von internationalen Top-Vereinen, die bereits jede Menge in ihren Vereinen erreicht haben. Aber wenn du die Jungs dann alle kennengelernt hast, dann merkt man auch schnell, dass da am Ende Menschen wie du und ich sitzen.

Was trauen Sie sich in der DFB-Elf mit Blick auf die kommende Winter-WM in Katar noch zu? Was ist das Ziel?

Ich würde gerne an der WM teilnehmen. Auch die Heim-EM 2024 ist ein Ziel. Ich will dabeibleiben, so wie es momentan der Fall ist und eine feste Größe in der Nationalmannschaft sein. Es geht auch darum, erfolgreich zu sein. In der Nationalmannschaft heißt das, Titel zu gewinnen. Wenn ich dann auf die WM blicke, dann wäre es schon ganz schön geil, am 18. Dezember so einen goldenen Pokal in die Höhe stemmen zu können.

Wie wichtig ist für Sie privates Glück? Wer Sie aktuell auf ihren Social-Media-Kanälen verfolgt, nimmt wahr, dass Sie das Leben, bei aller Professionalität, auch zu genießen wissen. Sie wirken glücklich verliebt. Wie gut tut Ihnen das gerade?

Das tut enorm gut! Für mich sind Familie und Freunde unfassbar wichtig. Ich habe auch schon mal schlechtere Zeiten in meiner Karriere erlebt – und auch dann ist es wichtig, seine Familie und gute Freunde um sich zu haben, die immer für einen da sind. Die einen auch mal auffangen, wenn man mental nicht ganz so gut dasteht und einem viel durch den Kopf geht. Ich genieße das dann auch in vollen Zügen. So oft wie möglich.

Jonas Hofmann im heimischen Borussia-Park, in dieser Szene umarmt er am 4. August 2022 vor einer Trainingseinheit den ehemaligen Gladbach-Kult-Betreuer Rolf Hülswitt.

Jonas Hofmann im heimischen Borussia-Park, in dieser Szene umarmt er am 4. August 2022 vor einer Trainingseinheit den ehemaligen Gladbach-Kult-Betreuer Rolf Hülswitt.

Neben dem Profifußballer gibt es auch den Unternehmer Jonas Hofmann. Sie haben sich frühzeitig weitere Standbeine geschaffen, betreiben zwei Filialen einer Fast-Food-Kette, sind im Immobiliengeschäft aktiv, machen zudem Werbung für eine Parfüm-Marke. Arbeiten Sie da bewusst schon für die Zeit nach der Karriere?

Ja, auf jeden Fall. (Lacht) Mir reicht der Fußball wohl nicht, um mich auszuleben. Ich brauche neben dem Fußballplatz noch Dinge, an denen ich Spaß habe, natürlich gepaart mit dem Wissen, dass man irgendwann nicht mehr der Fußballer ist – und dann schauen muss, welchen anderen Herausforderungen man sich beruflich stellen kann. Es ist nicht mein Ziel, mit 34 oder 35 Jahren in Rente zu gehen und gar nichts mehr zu machen. Für so etwas bin ich nicht der Typ. Ich bin extrem dankbar dafür, dass ich Dinge ausprobieren kann. Das ist ein Privileg, welches nur wenige Menschen haben.

Abschließend: Ihr Vertrag in Mönchengladbach läuft zum 30. Juni 2023 aus. Provokativ gefragt: Was halten Sie mir entgegen, wenn ich behaupte, dass Sie diesen Vertrag nicht mehr verlängern werden?

Wir sind mit dem Verein im Austausch, wir besprechen das. Borussia ist ein Verein, bei dem offen und ehrlich miteinander gesprochen wird. Wir werden hoffentlich zeitnah eine Lösung finden.