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Von Achim Müller

GladbachLIVE-Kommentar Nicht die Fans sind die Unruhestifter in Gladbach

Die Gladbach-Fans haben im Freiburger Stadion am Samstag (23. April 2022) ein Wut-Banner in Richtung eigene Mannschaft gezeigt. Darauf steht: „Kein Kampf, kein Wille, kein Charakter – ihr seid eine Schande für Stadt und Verein!“

Die Gladbach-Fans haben im Freiburger Stadion am Samstag (23. April 2022) ein Wut-Banner in Richtung der Spieler von Borussia Mönchengladbach gezeigt.

Christian Streich hat als Trainer des SC Freiburg in den vergangenen Jahren schon einige smarte Äußerungen mit Blick auf das Business Profifußball getätigt. Ohne Zweifel!

Mit seiner jüngsten Einschätzung zum Wut-Banner im Gästeblock des „Europa-Park Stadions“ hat der 56-jährige Fußballlehrer nun allerdings am Kern der Sache vorbei parliert.

GladbachLIVE-Kommentar zum Wut-Banner der Borussia-Fans in Freiburg

Die aktive Fanszene von Borussia Mönchengladbach hatte sich am Samstag (23. April 2022) im Breisgau nicht ausschließlich wegen eines verlorenen Derbys gegen Köln vom Spieltag zuvor hinter einem riesigen Frust-Plakat versammelt.

Vielmehr hat die Botschaft „Kein Kampf, kein Wille, kein Charakter – ihr seid eine Schande für Stadt und Verein!“ an die Lizenzspielerabteilung der Borussia eine monatelange Vorgeschichte.

Die Gladbach-Fans sind, Herr Streich, auch keine Unruhestifter am linken Niederrhein.

Für den aktuellen Wellengang rund um den Borussia-Park sind vielmehr andere Protagonisten verantwortlich.

Das Wut-Banner von Freiburg ist Indikator dafür, wie immens groß das Frustpotenzial inzwischen selbst beim harten Kern der Anhängerschaft von Borussia Mönchengladbach ist.

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Wer annimmt, diese treuen Fans hätten verdrängt, woher sie mit ihrem Verein, der 2011 noch tief in den sportlichen Abgrund geblickt hatte, einst gekommen sind, irrt.

Diese Fans haben auch keinen Trainer Dieter Hecking (57) 2019, trotz frischer Vertragsverlängerung, kurzerhand abserviert, weil es mehr als „nur“ Europa League beim VfL Borussia sein sollte und ein Marco Rose (45), für viel Geld, zu bekommen war.

Rose hat mit dem „lässigen Klub“ auch die Königsklasse erreicht, zugleich, gemeinsam mit Ex-Manager Max Eberl (48), öffentlich davon gesprochen, Borussia nachhaltig zum Top-Vier-Klub in der Beletage des deutschen Fußballs formen zu wollen.

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„Wir wollen mehr“, waren noch Roses und Eberls Worte während einer Pressekonferenz nach dem Sturm auf Platz vier im Sommer 2020.

Sogar mit dem Begriff „Bayern-Jäger“ wurde zu diesem Zeitpunkt keck kokettiert.

Nach dem Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City im März 2021 war der Rose-Hype jedoch abrupt vorbei.

Der gebürtige Leipziger hatte zuvor seinen Ausstiegsklausel-Abgang zum 30. Juni 2021 zu Borussia Dortmund bekannt gegeben.

Und seither befindet sich der VfL in einer turbulenten Abwärtsspirale.

Im Januar 2022 trat Eberl entnervt und ausgebrannt zurück, sein Nachfolger Roland Virkus (55) ist, wie die Borussia-Bosse um Präsident Rolf Königs (80) bei einer Pressekonferenz eingestanden haben, zunächst weder die erste, zweite noch dritte Wahl gewesen.

Den sportlichen Zerfallsprozess hat Rose-Nachfolger Adi Hütter (52) bis dato partout nicht in den Griff bekommen.

Der insgesamt lasche Auftritt in Freiburg ist, bis auf das Ergebnis (3:3), eine Kopie von inzwischen, saisonübergreifend, zahlreichen enttäuschenden Leistungen eines wankelmütigen Gladbacher Profiteams gewesen.

Aus dieser Melange heraus ist das Wut-Banner einer völlig ernüchterten Borussia-Anhängerschaft im Freiburger Gästeblock zu erklären.

Christian Streich irrt daher mit seiner Einschätzung.

Die Gladbach-Fans sind weder ungeduldig, noch Unruhestifter, noch haben sie vergessen, woher ihr Klub gekommen ist. Sie fordern auch kein Champions-League-Abonnement, wie das in München, Dortmund, Leipzig, Leverkusen oder Wolfsburg der Fall ist.

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Sie haben, wie das zuletzt nach der Derby-Demütigung im Borussia-Park aus tausenden Kehlen zu hören gewesen ist, schlichtweg „die Schnauze voll!“.

Weil das „Team Sport“ über Monate hinweg jeglichen Vertrauenskredit offenkundig verspielt hat.

Und diese Kluft gilt es erst einmal wieder zu kitten.

Dafür braucht es eine Fohlen-Elf, mit deren Auftreten und Leistungen auf dem Platz sich Gladbach-Fans wieder identifizieren können. Nicht mehr, nicht weniger.