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Von Achim Müller

GladbachLIVE-Analyse Die große Laufleistungs-Mär! Was Kilometer wirklich über den Borussia-Absturz aussagen  

Gladbach-Profi Denis Zakaria läuft RB-Leipzig-Stürmer Andre Silva hinterher. Eine Szene aus dem Bundesliga-Duell zwischen beiden Vereinen am 11. Dezember 2021. Silva sprintet mit Ball, Zakaria ohne.

Gladbach-Profi Denis Zakaria läuft RB-Leipzig-Stürmer Andre Silva hinterher. Eine Szene aus dem Bundesliga-Duell zwischen beiden Vereinen am 11. Dezember 2021.

Borussia Mönchengladbach hat drei Klatschen in Folge in der Fußball-Bundesliga hinnehmen müssen. 14 Gegentore kassierte die Elf vom Niederrhein in Summe dabei in den Duellen gegen Köln, Freiburg und Leipzig. Folge: Absturz und Krisen-Alarm.

Auffällig: Kriegen die Fohlen eine Abreibung, sind sie in der Regel auch weniger gelaufen als der Gegner. So geschehen in Köln, gegen Freiburg und in Leipzig. 

Bundesliga: Abgespulte Kilometer sind kein Erfolgs-Indikator

Nicht nur das: Die Borussia-Profis lieferten an den vergangenen beiden Spieltagen als Mannschaft auch mit die schlechteste Laufleistung überhaupt ab. 

Lässt sich daraus schließen, dass Borussia Mönchengladbach zu faul zum Siegen ist?

Nicht wirklich! Auch da gilt: Statistiken sind eben schon mal gewaltig relativ.

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Denn der genaue Blick auf das Thema Laufleistung in der Fußball-Bundesliga zeigt: Wer die meisten Kilometer abspult, hat nicht automatisch auch größeren Erfolg. 

Geht es nach der Statistik, wäre Arminia Bielfeld aktuell voll auf Meisterschafts-Kurs. Greuther Fürth dürfte von der Europa League träumen. Köln würde an der Champions League schnuppern. Bayern München wäre im Conference-League-Trend. Dortmund graues Mittelmaß, leicht vor Gladbach. Leverkusen, Leipzig und Wolfsburg würden voll im Abstiegskampf stecken.

Konkret: Nach 15 Spieltagen führt Bielefeld die Laufstatistik in der Beletage des deutschen Fußballs klar an: Die Ostwestfalen haben als Mannschaft 1796,37 Kilometer in Summe abgespult, weisen einen Laufleistungs-Schnitt von 119,76 pro Ligaspiel auf. Platz eins!

In der entscheidenden Punkte-Tabelle steht Bielefeld allerdings auf Abstiegsplatz 17!

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Weiteres Beispiel: Bayern München ist souveräner Tabellenführer, liegt im Laufleistungs-Ranking allerdings vor dem 16. Spieltag auf Platz sieben (1745,55 km). 

Der schärfste Bayern-Verfolger Dortmund ist aber im Malocher-Ranking nur auf Platz elf (1730,39 km) zu finden. Gladbach auf 13 (1697,26 km). Platz 17 und 18 belegen Leverkusen (1677,55 km) und Wolfsburg (1663,23 km).

Heißt: Anhand der reinen Laufleistung des gesamten Teams und der durchschnittlichen Laufleistung pro Spieltag Schlussfolgerungen über die Tabellensituation in der Fußball-Bundesliga zu ziehen – das wäre letztendlich sogar unseriös.

Zumal: Bayern München war beispielsweise am 15. Spieltag der vergangenen Saison vorletzter in der Lauftabelle mit 1725,24 km. Wurde am Ende aber souveräner Meister.

Gladbach hatte nach 15 Spielen der vergangenen Saison als Team 1757,14 km hingelegt. Schaffte es nach 34 Spieltagen aber nicht in den Europapokal. 

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Wäre es nach der Laufleistung gegangen, hätte der 1. FC Köln in der vergangenen Saison auch nie in Abstiegsnöte und Relegationskampf geraten können. Denn die Geißböcke sind vergangene Spielzeit im Liga-Vergleich nahezu in jeder Partie gerannt wie die Hasen. 

Vielmehr deutet sich ein Trend an: Die Laufleistungsstatistik sagt in der Regel wenig über das wahre Leistungspotenzial und die reale Tabellensituation einer Mannschaft aus.

Die Top-Drei-Klubs vergangene Saison in Deutschland in Sachen Rennen nach 34 Spieltagen hießen: Union Berlin, Arminia Bielefeld und FC Augsburg. Tabellen-Schlusslicht? Bayern München! Kein Scherz. Sogar die Schalke-Absteiger (3896,10 km) sind in der gesamten vergangenen Spielzeit in Summe mehr gerannt als der Rekordmeister (3891,42 km).

Und in der Saison davor, 2019/2020, waren das Nonplusultra im deutschen Fußball nach 34 Spieltagen mit Blick auf die Lauftabelle: Bayer Leverkusen, Union Berlin und SC Paderborn. Leverkusen verpasste aber die Königsklasse, Union landete auf Platz elf, Paderborn stieg sang- und klanglos als Letzter ab.

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Letzter Platz in Sachen Fleißarbeit, sprich Laufleistung, damals? 1. FC Köln. Die Geißböcke sicherten sich jedoch in der richtigen Tabelle souverän die Klasse. 

Deshalb sollte es nicht verwundern, wenn Adi Hütter (51), Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach, das Thema reine Laufleistung pro Spiel nicht als DIE Ursache für die aktuelle Fohlen-Vollkrise gelten lassen möchte.

Der Österreicher sagt vor dem Wiedersehen am Mittwoch (15. Dezember 2021) mit seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr/GladbachLIVE-Ticker): „Wir müssen richtig laufen. In Leipzig sind wir halbherzig und nicht geschlossen angelaufen. Wir müssen synchron richtig laufen, das Gleiche machen. Wenn wir das schaffen, dann werden wir auch relativ schnell wieder in die Erfolgsspur finden.“

Und weiter: „Natürlich ist die Laufleistung ein Thema. Es ist eine Statistik, die dir helfen kann, ein Bild zu bekommen. Aber wichtig ist, dass eine Mannschaft 120 Kilometer in einem Spiel laufen kann, wenn es das Spiel hergibt. Es gibt aber auch Spiele, da gibt es der Spielverlauf nicht her. Ich erinnere an Bochum oder Greuther Fürth, in denen der Gegner fast nur in der eigenen Hälfte steht. Wo sollst du da überall hinlaufen, um auf die 120 Kilometer als Mannschaft zu kommen? Das geht dann einfach nicht.“

Hütter sagt weiter: „Natürlich lasse ich die Gesamtlaufleistung nie außer Acht.“

Heißt: Will Gladbach gegen Frankfurt zurück in die Erfolgsspur finden, sollten die Fohlen nicht nur viel laufen und sprinten, sondern vor allem zum richtigen Zeitpunkt, und das als eine Einheit.

Das kann eine Mannschaft, die bereit ist, als Kollektiv zu funktionieren, allerdings auch, mit Hilfe des Trainers, einstudieren.