„Keiner freut sich“ Gladbach-Boss mit Fan-Kritik – Kleindienst verzichtet auf Jubel und zeigt Verständnis

Zufrieden sieht anders aus: Roland Virkus, hier am 3. Mai 2025, kritisierte die Borussia-Fans.
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Die Stimmung am Niederrhein ist weiter angespannt – auch im Borussia-Park kam es zu harten Szenen zwischen Fans und Mannschaft.
Seit fünf Spielen ist Borussia Mönchengladbach nun sieglos. Durch das 4:4-Remis gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (3. Mai 2025) ist die Chance auf eine Teilnahme am Europapokal wohl dahin. Wie auch in der vergangenen Woche in Kiel (3:4) kassierten die Fohlen gegen einen Abstiegskandidaten vier Gegentore – zu viel für die Fans.
Gladbach-Boss Virkus kritisiert Reaktion der Fohlen-Fans
Nach dem 3:4 gegen Holstein Kiel schickten die mitgereisten Auswärtsfans die Mannschaft nach Abpfiff in die Kabine. Den gewohnten gegenseitigen Applaus gab es nicht.
Beim Heimspiel gegen Hoffenheim wollten die Profis um Kapitän Jonas Omlin (31) daher alles dafür geben, die Gunst der Fans zurückzugewinnen. Das Gegenteil trat ein.
Beim Stand von 3:4 in der Nachspielzeit lieferte Robin Hack (26) eine punktgenaue Flanke auf Stürmer Tim Kleindienst (29), der zum 4:4 einnickte und Gladbach somit einen Punkt rettete. Normalerweise Grund für eine Jubelexplosion im Borussia-Park – doch die blieb aus.
Sofort hob auch Kleindienst selbst die Hände fast schon entschuldigend in Richtung Nordkurve. Der Stürmer, der kurz zuvor beim 3:4-Gegentreffer den Ball noch entscheidend abgefälscht hatte, schien ein Gespür dafür zu haben, dass die Stimmung in diesem Moment keinen Jubel erlaubte.
Für Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (58) war die Fan-Stille nicht zu verstehen: „Was mich erzürnt, ist, dass die Jungs gefühlt tot sind, sie haben trotzdem alles für das 4:4 gegeben und keiner freut sich. Das habe ich nicht verstanden.“
Im Nachgang des Spiels gab es sogar Pfiffe. Weggeschickt wurde die Mannschaft zwar nicht, einen herzlichen Empfang gab es aber eben auch nicht. Mit Blick auf das große Ganze ist das für Virkus nicht angemessen.
„Woher kommen wir? Wir haben letztes Jahr eine scheiß Saison gespielt, jetzt stemmen wir uns gegen diese Niederlage. Wir laufen auf der letzten Rille, haben keinen Innenverteidiger mehr auf der Bank, Philipp Sander war sechs Wochen raus“, so der gebürtige Mönchengladbacher, der erklärt: „Ich kann jeden Zuschauer bei dem Spielverlauf nach der 2:0-Führung verstehen, aber man muss das sachlich bewerten.“
Besonders die Sehnsucht nach Europa könne der 58-Jährige nachvollziehen, auch die aus dem Remis entstandene Wut. Grundsätzlich will er den späten Kleindienst-Treffer aber gewürdigt haben: „Sachlich sage ich, wir haben unentschieden gespielt. Nach dem 3:4 waren alle tot, das Stadion war tot, du machst trotzdem den Ausgleich und das zeigt, dass die Jungs leben.“
„Wenn du mir vor acht Monaten gesagt hättest, wir wären zwei Spieltage vor Schluss Tabellenneunter, hätte ich das unterschrieben“, meint Virkus, der damit wohl grundsätzlich auch die Einschätzung der Fohlen-Fans aufgreift. Noch vor der Saison wurde teilweise von einer Spielzeit im Abstiegskampf gesprochen – so düster kam es nun wahrlich nicht.
Verständnis für die Wut des Borussia-Anhangs zeigten derweil die Spieler selbst. „Ich verstehe es irgendwo. Es ist sehr bitter. Ich bin auch noch gerade ein bisschen emotional“, resümierte beispielsweise Torschütze Rocco Reitz (22) unmittelbar nach dem Abpfiff.
Kollege Kleindienst antwortete auf die Frage, ob man die Pfiffe der Fans nach dem 4:4 nachvollziehen könne, mit einem ganz klaren: „Ja, natürlich.“
Auch der Trainer, Gerardo Seoane (46), schloss sich daran an: „Wenn man zwischenzeitlich mit 2:0 und 3:2 in Führung liegt, will man das Spiel unbedingt gewinnen. Das ist uns nicht gelungen, deshalb sind wir alle enttäuscht – und verstehen auch die Enttäuschung der Anhänger.“