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Von Achim Müller

Stimmung droht zu kippen Gladbach-Fans pfeifen ihn aus! So reagiert der Fohlen-Coach

Gladbach-Trainer Daniel Farke, hier zu sehen während der Bundesliga-Partie (6. Mai 2023) gegen den VfL Bochum im Borussia-Park. Farke macht mit seinen beiden Händen eine Geste.

Gladbach-Trainer Daniel Farke, hier zu sehen während der Bundesliga-Partie (6. Mai 2023) gegen den VfL Bochum im Borussia-Park.

Da schütteln selbst langjährige Gladbach-Beobachter mit dem Kopf. Solche Szenen haben sich im Borussia-Park in dieser Form wohl noch nicht ereignet.

Dass die Borussia-Treuen den eigenen Cheftrainer bereits vor einem Bundesliga-Spiel zu Abertausenden gellend und unüberhörbar auspfeifen – ein Novum in der jüngsten Fohlen-Geschichte.

Die Anhänger von Borussia Mönchengladbach haben ihrem Coach Daniel Farke (46) – und damit auch den Klub-Granden – diese Protest-Botschaft am Samstag (6. Mai 2023) auf großer Bühne zukommen lassen.

Gladbach-Trainer Farke: Ich bin alt und erfahren genug, um das auszuhalten“

Teile der Anhängerschaft haben dem Cheftrainer offenkundig aktuell das Vertrauen entzogen, owbohl dieser erst unter der Woche von Sportdirektor Roland Virkus (56) so etwas wie eine Jobgarantie bekommen hatte. Virkus sagte, dass Farke auch in der kommenden Saison eine Chance erhalten soll.

Gladbach-Fans zeigen (6. Mai 2023) im Borussia-Park ein Wut-Banner und fordern die Entlassung von Borussia-Trainer Daniel Farke.

Gladbach-Fans zeigen (6. Mai 2023) im Borussia-Park ein Wut-Banner und fordern die Entlassung von Borussia-Trainer Daniel Farke.

Dennoch gab es das laute Pfeifkonzert von den Rängen, als Stadionsprecher Torsten Knippertz den Namen des Borussia-Coaches bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung ins Mikro gebrüllt hatte.

Da die Fohlen am Samstag gegen den VfL Bochum am Ende einen 2:0-Heimerfolg sichern konnten, kochte die Stimmung unter den Fans nicht weiter über.

Manager Virkus wich nach Spielende Fragen zu den Trainerpfiffen aus, lobte vielemehr den eigenen Anhang für den Suppport während der Bundesliga-Partie gegen Abstiegskandidat Bochum: „Ich weiß, dass wir uns auf die Fans verlassen können, wenn es mal nicht so läuft und das hat man heute gesehen. Das war eine hervorragende Unterstützung. Ich kann es nur betonen: Was da draußen los war, das war top.“

Zum Fan-Protest gegen seinen wichtigsten sportlichen Angestellten äußerte Virkus sich nicht konkret.

Daniel Farke wurde mit der Pfiffe-Thematik dann bei der Pressekonferenz nach dem Spiel im Borussia-Park persönlich konfrontiert.

Der Coach bemühte sich sichtlich, das Thema herunterzuspielen. Farke holte verbal zunächst erst einmal weit aus: „Das ist doch ganz normal. Ich arbeite bei einem großen Traditionsverein Borussia Mönchengladbach, der in der vergangenen Dekade wirklich eine Menge gute Jahre dabei hatte. So etwas ist doch ganz normal. Wir haben viel darüber gesprochen, in welcher Situation wir als Verein uns befinden. So eine Umbruchsituation ist nie einfach. Das war mir schon bewusst gewesen, als ich den Job übernommen habe. (...) Es wird wohl einige Transferperioden dauern, bis wir wieder über andere Dinge wie Europa sprechen können und müssen.“

Er ergänzte: „Dass das vielleicht nicht jedem bewusst ist, wenn man viele gute Jahre bei Borussia erlebt hat, dass dann so einen Tabellenplatz im Mittefeld nicht Euphorie auslöst, sondern es auch Kritik gibt, ist dann so. Wenn man es anders sieht, dass dieser Kader für Champions League oder europäische Qualität geeignet ist – das ist ja ein freies Land, dass kann dann auch jeder so sehen. Das ist ganz normal bei einem Traditionsverein.“

Konkret zu den Pfiffen sagte er dann: „(...) Wenn man da nicht bereit ist, solche Situationen auszuhalten, dann darf man nicht Trainer von Borussia Mönchengladbach werden. Gerade in einer Situation, in welcher der Verein sich in einem Umbruch befindet. Wenn es einfach wäre, dann könnte es ja jeder machen. Ich bin weit davon entfernt, dass persönlich zu nehmen oder das überzubewerten. (...) Ich bin alt und erfahren genug, um das auszuhalten.“

Dass die Fans den Trainer auspfeifen, hat Gründe: Gladbach spielt erneut eine verkorkste Saison, verpasst zum dritten Mal in Folge die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb. Und mit der Art und Weise, wie die Farke-Elf seit Monaten Fußball spielt, sind Teile der Anhängerschaft inzwischen gar nicht mehr einverstanden.

Ob solch eine Melange ein vielversprechender Nährboden für den nächsten Aufbruchstimmungs-Anlauf am linken Niederrhein sein kann?

Nicht nur Farke hatte sich laute Pfiffe von den eigenen Fans gefallen lassen müssen.

Auch Linksverteidiger Ramy Bensebaini (27) wurde vor Spielbeginn ausgepfiffen. Der Algerier verlässt den Klub ablösefrei zum Saisonende. Er soll sich mit Borussia Dortmund einig sein.

Mannschaftskapitän Lars Stindl (34), der die Borussia zum Saisonende ebenfalls ablösefrei verlassen und bei seinem Jugendklub Karlsruher SC anheuern wird, sagte zu den Pfiffen:„ Natürlich hatten wir das in den letzten Wochen immer mal wieder. Wir sind drinnen in der Kabine, aber natürlich haben wir das mitbekommen.“

Er bemerkte weiter:„ Natürlich gibt es immer diesen Unmut, wenn ein Spieler den Verein verlässt, was man vielleicht hier und da ein Stück weit nachvollziehen kann. Trotzdem haben auch diese Spieler große Verdienste geleistet für den Verein und es ist einfach die Natur des Fußballs, dass manche Menschen vielleicht andere Gedanken haben. Und dann muss man das akzeptieren.“

Stindl: „(...) Man kann den Unmut natürlich in gewisser Weise verstehen, wenn ein Spieler den Verein verlässt. Aber das darf nicht Überhand nehmen, nicht zu persönlich werden, weil diese Jungs auch ihren Verdienst an den letzten Erfolgen haben. Und da muss man ein bisschen respektvoll mit der Sache umgehen. Aber wir als Truppe gehen da gemeinsam durch.“

Teile der Gladbacher Basis murren und knurren inzwischen lautstark.

Die sportliche Führung bekommt diese Lunte zum Pulverfass aktuell nicht wegmoderiert.

Und am kommenden Samstag (13. Mai 2023, 18.30 Uhr) tritt die Farke-Elf als eines der schlechtesten Auswärtsteams der Liga bei Meisterschafts-Kandidat Borussia Dortmund an. Es steht also eine weitere knifflige Prüfung für Fohlen-Coach Farke und sein Team auf dem Programm.