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Von Achim Müller

Gladbach fordert Meister Bayern heraus Matthäus checkt den Auftakt-Kracher: „Borussia ein Champions-League-Kandidat!“ 

Welt- und Europameister Lothar Matthäus, hier zu sehen am 21. September 2020 in München.

Welt- und Europameister Lothar Matthäus, hier zu sehen am 21. September 2020 in München. 

Mönchengladbach. Der Countdown läuft. Die Bundesliga startet in die 59. Spielzeit. Eröffnet wird die Saison am heutigen Freitag (13. August 2021) mit dem Klassiker Gladbach gegen Meister Bayern München (20.30 Uhr/GladbachLIVE-Ticker). Weltfußballer Lothar Matthäus (60) macht den großen Top-Spiel-Check. Deutschlands Rekordnationalspieler schätzt die beiden Auftaktgeber ein, Matthäus hatte einst bei beiden Klubs unter Vertrag gestanden.

Darüberhinaus wirft er auch einen Blick auf Gladbachs direkte Rivalen in der Nachbarschaft, also den 1. FC Köln und Bayer Leverkusen. Zudem verrät Matthäus, wie er die Aufstiegs-Chancen von Fortuna Düsseldorf in der zweiten Liga sieht. GladbachLIVE hat den Welt- und Europameister in Düsseldorf, bei einem Medientermin des Unternehmens „Interwetten“, in der Szene-Location „Cafe del Sol“ getroffen.

Matthäus traut Gladbach einen Champions-League-Platz zu

Vor dem Bundesliga-Auftakt sagt Lothar Matthäus über Gladbach: 
„Die vergangene Saison ist schon ein kleiner Rückschritt für die Borussia gewesen. Ab Februar ging nicht mehr viel zusammen. In der Hinrunde hatten sie noch glanzvolle Auftritte, mit den Spielen in der Champions League gegen Inter Mailand, Schachtar Donezk und Real Madrid. Da haben sie international wieder auf sich aufmerksam gemacht. Aber was dann passiert ist, das muss man jetzt abhaken.“

Matthäus sagt weiter: „Sie können sich in dieser Saison auf nationale Wettbewerbe konzentrieren, was ein Vorteil für den neuen Trainer Adi Hütter sein könnte, der in Frankfurt hervorragende Arbeit geleistet hat. Ich könnte mir vorstellen, dass Gladbach vom vierten Champions-League-Platz reden darf. Die anderen drei sind aus meiner Sicht an Bayern, Dortmund und Leipzig vergeben.“

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„Ich muss sagen, dass Max Eberl in Gladbach einen großartigen Job macht. Auch wenn ich in Gladbach mal gespielt habe, bekomme ich die Dinge in der Regel aus der Distanz mit. Was ich aber weiß, ist, dass in der Kabine viele Spieler von Marco Rose enttäuscht gewesen sind. Sie hatten eine gemeinsame Zukunft geplant, sie ist auch von Rose gepredigt worden – und dann ist er derjenige gewesen, der als erster das Schiff verlassen hat. Mit dieser Entscheidung sind einige Spieler nicht zufrieden gewesen. So lässt sich wahrscheinlich auch der Bruch im Februar erklären.“

„Sie sind dann in eine Tabellenregion abgestürzt, wo sie von der Kaderqualität nicht hingehören. Sie haben Probleme gehabt. Aber das ist nicht nur der Trainer schuld gewesen. Da muss ich auch die Mannschaft mit einbeziehen. Sie haben solche erfahrenen Spieler wie Ginter, Stindl, Sommer, Kramer – da müssen sich alle auch mal zusammensetzen, sagen, okay, der Trainer ist weg dann geht er eben nach Dortmund, aber wir spielen doch nicht nur für den Trainer. Wir spielen doch auch für uns, für den Verein, für die Fans. Da erwarte ich auch mehr Selbstverantwortung bei den Spielern.“

Matthäus betont: „Aber: Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen. Rose ist in Dortmund, Hütter hat in Gladbach übernommen. Ich wünsche meiner Borussia vom Niederrhein alles Gute. Dass sie wieder dahin kommt, wo ich, und auch die Fans, sie gerne sehen möchten. Und das ist einfach international. Gladbach ist in der Breite gut aufgestellt. Sollte noch jemand den Klub verlassen, dann können Sie das auffangen.“

„Bayern München kommt mit großem Respekt nach Mönchengladbach“

Zum Rekordmeister Bayern München, der Julian Nagelsmann (34) einen neuen Trainer hat, sagt Matthäus: „Ich glaube, dass die Bayern mit großem Respekt nach Mönchengladbach kommen werden. Es sind ja auch wieder Zuschauer im Stadion, das ist wunderschön für alle. Es wird sicherlich kein einfaches Spiel für Bayern München, wie auch die ganze Saison nicht so einfach für Bayern München werden wird.“

„Weil sich auch noch einiges finden muss. Es sind zahlreiche Spieler gegangen, die in den vergangenen Jahren dort die Erfolgsgeschichte mitgeprägt haben. Alaba, Martinez und Boateng vor allem, davor war es schon Thiago. Ich glaube auch nicht, dass der Kader jetzt unbedingt besser geworden ist, deswegen muss sich Bayern München in gewissen Dingen auch erst mal wieder neu finden unter Trainer Julian Nagelsmann. Und das könnte eine Chance für die Konkurrenz sein. “

Matthäus sagt weiter: „Bei Bayern stehst du immer unter Erfolgsdruck, aber es ist ein schöner Erfolgsdruck, da ja auch ein Spielermaterial ist, mit dem du Erfolge feiern kannst. Julian Nagelsmann hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Titel gewinnen will. Das wollte er auch in Leipzig – und jetzt hat er eine große Chance bei Bayern München, sein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Was er bislang in seiner noch jungen Trainerkarriere geleistet hat, ist aus meiner Sicht fantastisch. Ich traue ihm zu, auch wenn es bei Bayern München jetzt wirtschaftlich nicht so rosig ausschaut im internationalen Vergleich, dass er mit Bayern den einen oder anderen Titel holen wird.“

„Julian ist auch ein anderer Typ als Hansi Flick, er ist emotionaler. Ich denke nicht, dass er das Bayern-System gleich umstellen wird. Ich denke, Bayern wird in Gladbach keine Dreierkette spielen, so wie Julian das noch oft in Leipzig hat spielen lassen.“

„Bei Bayern München musst du Titel liefern“

Zu den Ansprüchen bei Bayern sagt Matthäus: „Julian darf sich bei Bayern zwar mal eine Niederlage erlauben, aber auf Dauer musst du liefern. Nicht nur Ergebnisse, sondern auch Titel. Bayern will auch noch etwas auf dem Transfermarkt machen. Sabitzer ist im Gespräch, aus wirtschaftlichen Gründen soll der eine oder andere Spieler noch gehen. Es gibt Klubs in der Bundesliga, wie Leipzig, die sind auf allen Positionen doppelt besetzt, bei Bayern müssen sie schon ein bisschen schieben. Sie werden noch etwas machen, um auch die internationalen Ziele mit einer hohen Qualität angehen zu können.“

Matthäus gibt auch einen Tipp für den Bundesliga-Auftakt zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayern München ab: „Das sind zwei Ex-Vereine von mir. Das könne ich keinem, dass er verliert. Also tippe ich 1:1. Und damit könnten sie, glaube ich, auch beide ganz gut leben.“

„Den 1. FC Köln sehe ich im Abstiegskampf“

Mit Blick auf Gladbachs Rheinland-Konkurrenten sagt Matthäus über den 1. FC Köln: „Gefühlt spielt der 1. FC Köln ja schon international. Und das ist das große Problem in Köln. Ich muss es offen sagen: Köln sehe ich im Abstiegskampf. Sie haben wichtige Spieler verloren. Es sind sechs, sieben Mannschaften, die sich im unteren Bereich der Bundesliga nicht viel nehmen. Köln ist immer unter Druck. Sie haben ihre Vorbereitungsspiele gewonnen, schon spielen sie international. Verliert der 1. FC Köln ein Spiel, dann gehen sie wieder gegenseitig aufeinander los. Was einfach auch wieder schlecht ist.“

„Diese Ruhe, die es braucht, diese hat man in Bielefeld, in Fürth, in Bochum – weil die Erwartungen nicht so hoch sind. In Köln herrschen immer hohe Erwartungen. Aber sie haben ja auch gewisse Probleme. Und das nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb. Und vor allem: Sie haben die Fans nicht hinter sich bei den Spielen stehen. Das ist ja gerade bei einer Mannschaft wie Köln wichtig, dass die Fans da sind. Die Fans sind in Köln wirklich der zwölfte Mann. Und das fehlt dem FC auch. Ich glaube, dass Köln in der neuen Saison nicht unbedingt besser abschneiden wird, als es in der vergangenen Spielzeit der Fall gewesen ist.“

„Mit Steffen Baumgart haben sie einen emotionalen Trainer. Neben ihm möchte man während eines Spiels nicht stehen, wenn ich beispielsweise an den vierten Schiedsrichter denke. Er hat ja nicht nur eine kräftige Stimme, er ist ja auch ein Bulle, wenn er da vorne steht. Steffen Baumgart hat in Paderborn tolle Arbeit gemacht. Deshalb glaube ich, dass er dem 1. FC Köln guttun wird.“

„Ich würde meinem Freund Rudi Völler einen Titel gönnen“

Zu Bayer Leverkusen hat Matthäus diese Sicht der Dinge: Bayer „Leverkusen steht für attraktiven Fußball. Aber sie haben auch einige wichtige Spieler verloren, ich denke da beispielsweise an die Bender-Zwillinge. Sie waren ja nicht nur auf dem Platz wichtig, diese beiden waren ja auch so etwas wie die Gesichter von Bayer Leverkusen. Wir haben es ja auch in der vergangenen Saison gesehen. Wenn wenigstens einer der beiden auf dem Platz gestanden hat, ist es gleich bei der ganzen Mannschaft besser gelaufen, weil die Benders einfach Führungspersönlichkeiten sind. Ich würde sagen, dass Leverkusen so etwas wie eine kleine Wundertüte ist.“

„Sie haben eine Reihe von hochtalentierten Spielern, richtig gute Jungs. Da ist die Frage, wie schnell es der neue Trainer schafft, daraus eine Einheit zu formen. Wenn es mit dieser Einheit funktioniert, dann zählt Leverkusen für mich, neben Mönchengladbach und Wolfsburg, zu den Kandidaten für den vierten Champions-League-Platz. Der neue Trainer Gerardo Seoane muss sich einfinden, es müssen neue Spieler integriert werden.“

„Für Leverkusen, ich will es nicht ausschließen, dürfte es aber schwer werden, in diese Reihe mit Bayern, Dortmund und Leipzig reinzurutschen. Für ganz oben langt es auch meiner Sicht nicht, aber international ist Leverkusen immer dabei. Für mich kommen sie für die Plätze vier, fünf und sechs in Frage. Ich würde es meinem Freund Rudi Völler gönnen, dass er sich mit einem Titel aus Leverkusen verabschieden könnte. Mit einem Pokalsieg beispielsweise. Aber das dürfte ganz schwer werden.“

Matthäus: „Fortuna Düsseldorf kann den Aufstieg schaffen“

Zu den Aufstiegschancen von Fortuna Düsseldorf in der zweiten Liga sagt Matthäus: „Fortuna Düsseldorf ist ein Verein, den die Fans in der ersten Liga erwarten. Denen ist es egal, ob da auch noch Hamburg, Schalke oder Bremen und andere Vereine mitmischen. Die Fans solcher Traditionsvereine sagen, der Aufstieg muss unser Ziel sein, wir wollen da oben wieder mitspielen. Und da gehört Fortuna Düsseldorf aus meiner Sicht auch hin.“

„Ich traue es der Fortuna zu. Es gibt in der zweiten Liga sieben oder acht Mannschaften, die zum Kreis derer zählen, die um den Aufstieg kämpfen. Zu diesem Kreis zählt auch die Fortuna. Natürlich ist eine große Konkurrenz vorhanden. Aber die Konkurrenz weiß auch, wer Fortuna Düsseldorf ist. Sie haben eigentlich eine tolle Rückrunde in der vergangenen Saison hingelegt, sie waren bis zum drittletzten Spieltag im Aufstiegsrennen mit dabei. Sie haben noch einmal gepatzt – und dann waren sie weg.“

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„Aus meiner Sicht hat Fortuna die Möglichkeit, sich einen der ersten drei Plätze in dieser zweiten Liga zu ergattern. Und dann könnte es vielleicht auch mal etwas einfacher sein, sich als Zweitligist in der Relegation durchzusetzen. Es muss nicht so sein, dass dann der Drittletzte der Bundesliga automatisch der Favorit in diesen Relegationsspielen ist.“