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Von Achim Müller , Judith Malter

Borussia-Boss reitet Attacke „Harter Hans“ mit Klartext-Botschaft an Gladbachs Fan-Rebellion

Hans Meyer, Präsidiums-Mitglied bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach, hier zu sehen am 7. April 2019, hat sich am 6. März 2021 beim Sender „Sky“ zur Unruhe beim VfL-Anhang wegen Trainer Marco Rose geäußert. Auf diesem Foto blickt er auf das Spielfeld.

Hans Meyer, Präsidiums-Mitglied bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach, hier zu sehen am 7. April 2019, hat sich beim Sender „Sky“ zur Unruhe beim VfL-Anhang wegen Trainer Marco Rose geäußert.

Mönchengladbach - Bereits als Fohlen-Trainer hat Hans Meyer, genannt „der harte Hans“, Kult-Status bei den Gladbach-Fans erlangt. Noch mehr, als der inzwischen 78-Jährige 2011 sogar Präsidiums-Mitglied beim VfL Borussia wurde. Meyer hat in unterschiedlichen Funktionen also einiges miterlebt am Niederrhein.

  • Voll-Krise da, große Unruhe bei Borussia Mönchengladbach auch
  • Präsidiums-Mitglied Hans Meyer mit Klartext-Ansage Richtung Fan-Rebellion
  • „Müssen Max Eberl und dem Trainer Rose dankbar sein“

Wie beispielsweise den Aufstieg aus der zweiten Liga zurück in die Beletage des deutschen Fußballs. Existenzkampf in Liga eins. Höhenflug Richtung Europapokal und Champions League samt erstmaligen Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse.

Gladbach: Der „harte Hans“ geht im TV-Interview richtig steil

Aber: Meyer ist offenkundig aktuell ziemlich verschnupft über das, was sich rund um Borussia wegen des angekündigten Abgangs von Trainer Marco Rose (44) bei Teilen der Basis abspielt.

So hat der Bezahl-TV-Sender „Sky“ Meyer auf ein Statement von Thomas Ludwig, 1. Vorsitzender des Fanprojekts („Supporters Club“) und zugleich Mitglied in einem offiziellen Borussia-Gremium, dem Ehrenrat, angepikst.

Ludwig hatte unter anderem verlauten lassen, dass die Leidenschaft und Identifikation der Fans momentan weg sei. Identifikation sei, so lange Marco Rose auf der Gladbacher Trainer-Bank sitzen würde, kaum möglich.

„Muss man das so akzeptieren, Herr Meyer? Verstehen Sie das?“ – fragte „Sky“.

Borussias Präsidiums-Mitglied antwortete: „Ich muss das nicht verstehen. Das ist doch etwas, was ich schon seit Jahren sage. Dass, was ein verantwortlicher Mann denkt und empfindet, der hier angestellt ist bei diesem Klub, muss einfach zu dem auseinandergehen, was die Fans draußen, die seit Jahrzehnten hinter einer Mannschaft stehen, denken uns empfinden. Das kann einfach nicht übereingehen. Weil der Fan seinen Gefühlen total nachgehen kann. Und der, der hier Verantwortung trägt, muss Logik reinbringen. Diese Logik ist im Fanverhalten, in sehr vielen Fällen, nicht zu erkennen. Aber das nehme ich ihnen nicht übel.“

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Einmal in Fahrt gekommen am „Sky“-Mikro, redete sich Meyer förmlich in Rage: „Dass unsere Fans total enttäuscht sind – aber dieses herrliche Werk, welches der Max Eberl mit einer richtig guten Idee begonnen hat, bei der er ein Risiko eingeht, in dem er den erfolgreichen Trainer Dieter Hecking weggibt. Gegen einen Trainer seiner Wahl (Marco Rose, Anm. d. Red.), den er nur bekommen konnte, mit einer Ausstiegsklausel, sonst hätte er das nicht zugelassen. Und wenn die Ausstiegsklausel aber drin ist, und wir eben eineinhalb Jahre in dieser fantastischen Art spielen, dann muss man es eben akzeptieren, ob es einem gefällt oder nicht, wenn diese Klausel gezogen wird. Ob alle, die unseren Trainer verurteilen, vielleicht in einem ähnlichen Fall für sich anders entschieden hätten? Ob im Großen oder Kleinen? Nämlich für den Verein und nicht für das, was durch seinen Kopf geht und für ihn persönlich scheinbar das Beste ist? Dann muss ich dazu sagen, dann bleibt es dabei: Dann wird das immer gegeneinandergehen.“

Meyer redete weiter Klartext. Und das klang nicht so, als würde das Präsidium um Präsident und Big Boss Rolf Königs (79) aktuell eine vorzeitige Freistellung von Rose in Erwägung ziehen. Gladbachs Cheftrainer hat bekanntlich eine Ausstiegsklausel in seinem ursprünglich bis 2022 datierten Vertrag gezogen. Rose wechselt zum 1. Juli 2021 zu Liga-Konkurrent Dortmund. Der VfL kassiert zudem fünf Millionen Euro Ablöse für Rose.

Seit Mitte Februar ist der Rose-Abgang offiziell. Seither haben die Fohlen kein einziges Pflichtspiel mehr gewonnen, zudem Titelträume beerdigt und sind in der Bundesliga nach der jüngsten Niederlage im Rheinland-Duell gegen Leverkusen auf Platz zehn abgestürzt. Nichtsdestotrotz hat Manager Max Eberl (47) Rose eine Jobgarantie bis zum Saisonende ausgesprochen.

Hans Meyer sagt: „Grundsätzlich wissen wir in diesem Klub, was wir an unserer Leitung haben. Wir wissen, was wir an Max haben. Wir wissen, dass er bei allen Trainerentscheidungen bisher aber richtig gut gelegen hat. Dann werde ich im Grunde genommen die Reaktion der Leute draußen, dass sie total enttäuscht sind, verstehen. Verstehen werde ich nicht, dass ich dieses Nicht-Verstehen seiner Aktion, seiner Entscheidung, dass ich das gegen die eigene Mannschaft richten soll. Das werde ich nie verstehen. Das kann nur von jemandem ausgehen, der nicht bei uns ist, der kein richtiger Fanklub und Fan ist. Ich finde es schön, dass unser Klub solch eine Stärke hat, dass unser gesamtes Präsidium, aber auch der Aufsichtsrat, total hinter Max und seiner Entscheidung stehen.“

Meyer: „Haben Spiele erlebt, an die wir uns ewig erinnern werden!“

Meyer sagte zudem, fast ohne Punkt und Komma, in einem wahren Wortschwall: „Wenn man, wie ich, 40 Jahre lang auf der Trainerbank gesessen und insgesamt seit fast 57 Jahren im Leistungsfußball verbracht hat, dann kann einen wenig erschüttern. Und wenn ich zehn Jahre hier bei Borussia im Präsidium bin, und fast ausschließlich, wenn ich einmal von der kurzen Phase, als Lucien Favre aufgehört hat hier bei uns, absehe, nur Positives erlebt habe, nur ständig steigende und verbesserte Leistung, Erfüllung von Zielstellungen, dann wirft mich nicht um, dass wir in so einem verrückten Jahr, das wir hinter uns haben, bei dem alle Beteiligten dem Max und unserem Trainer dankbar sein können, dass wir richtig schöne Zeiten erlebt haben. Wir haben Spiele erlebt, an die wir uns ewig erinnern werden. Wir werden uns an diese Champions League, wo wir gerade auf einen Gegner (Manchester City) treffen, der uns möglicherweise die Grenzen aufzeigt, erinnern. Wir werden uns an dieses Corona-Jahr nicht wegen Corona erinnern, sondern wegen der herrlichen Momente, die uns diese Mannschaft mit ihrem Trainer geliefert hat.“

Bleibt abzuwarten, ob diese deutlichen Meyer-Worte bei der Fan-Rebellion rund um um das Fanprojekt („Supporters Club“) noch einen Nachklang finden werden. Gladbach gleicht in diesen Tagen ohne Zweifel einem Pulverfass.