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Von Leo Bach (lb)

Festanstellung für Polanski? Gladbachs kuriose Geschichte mit Interimstrainern

Horst Köppel mit Gladbach-Schal und Anzug im Borussia-Park.

Horst Köppel beim Jubiläumspiel von Borussia Mönchengladbach gegen den FC Valencia am 2. August 2025.

Manchmal halten Provisorien am längsten – und manchmal ist es schneller vorbei, als gedacht.

Nach der Entlassung von Trainer Gerardo Seoane (46) übernimmt bei Borussia Mönchengladbach vorerst U23-Coach Eugen Polanski (39) die Leitung der Profimannschaft. Der Pole soll die Fohlen „bis auf Weiteres“ coachen – ein Ablaufdatum hat seine neue Anstellung erst einmal nicht aufgestempelt bekommen.

Schubert macht es vor: Polanski auch längerfristig Gladbach-Coach?

Interimstrainer gibt es im Fußball immer dann, wenn die Entlassung des Cheftrainers schnell und ohne „Nachschub“ über die Bühne geht. In den meisten Fällen übernimmt ein Interner des Vereins und übergibt nach wenigen Tagen oder Wochen an den „echten“ Nachfolger.

Die Historie des VfL zeigt auf, wie verschieden so eine Interimslösung ablaufen kann. Eine besondere Parallele zur derzeitigen Situation lässt sich bei Horst Köppel (77) erkennen.

Nach der Trennung von Holger Fach im Oktober 2004 übernahm der ehemalige U23-Coach, wie jetzt auch Polanski, vorerst die erste Mannschaft. Nachfolger Dick Advocaat stand zwar schon in den Startlöchern, wollte aber nicht gleich gegen den FC Bayern München starten und seine Amtszeit mit einer möglichen Klatsche beginnen.

Also leitete Köppel das Spiel gegen den Rekordmeister – und gewann völlig überraschend mit 2:0! Im Anschluss kam Advocaat, musste nach 18 Spielen und einem Punkteschnitt von 1,0 aber schon wieder die Koffer packen. Sein Nachfolger? Erneut Köppel, der, sehr zur Freude der Fans, wieder übernehmen durfte.

In seinen ersten vier Spielen, erneut als Interimstrainer, blieb Köppel ohne Niederlage (ein Sieg, dreimal 0:0) und wurde kurz vor Saisonende fest angestellt. Der Klassenerhalt glückte (Platz 16) und Köppel durfte auch die Folgespielzeit als Gladbach-Coach bestreiten. 

Auf eine starke Hinrunde in der Saison 2005/06 folgte der Leistungsabfall. Borussia beendete die Spielzeit auf dem zehnten Rang und Köppel musste gehen. Dennoch machte der mittlerweile 77-Jährige vor, was aus einer „Notlösung“ alles entstehen kann.

Schlechter lief es da schon für Jörn Andersen oder Manfred Stefes, die als Interimstrainer kein einziges Spiel betreuen durften – Christian Ziege war immerhin noch eine Partie vergönnt (2:2 gegen den VfL Bochum am 17. Oktober 2008).

Bernd Krauss machte vor, dass sich Geduld auszahlt. Im September 1991 übernahm er für zwei Spiele (ein Sieg, eine Niederlage), gab dann an Jürgen Gelsdorf ab.

Als für den nach 39 Spielen schon wieder Schluss war, durfte Krauss noch einmal ran – diesmal dauerhaft. Insgesamt fünf Jahre leitete der in Dortmund geborene Österreicher die Profi-Mannschaft der Borussia und holte 1995 mit dem Gewinn des DFB-Pokals den bislang letzten Titel der Fohlen.

Eine Erfolgsstory war vorerst auch die Übernahme von André Schubert, nach dem Ende der Ära von Lucien Favre im September 2015. Auch der Kasseler übernahm wie Köppel (und jetzt Polanski) als U23-Trainer vorerst zeitweise – und führte Borussia prompt erneut in die Champions League.

Etwa ein Jahr lang durfte Schubert die Fohlen noch coachen, dann folgte Dieter Hecking. Seitdem gab es keinen Interimstrainer mehr. Dass Polanski am Sonntag (21. September, 17.30 Uhr) gegen Bayer 04 Leverkusen zum Bundesliga-Trainer avancieren wird, ist so gut wie sicher.

Die Borussia-Bosse wollen einem neuen Coach ungern die zwei schweren Gegner Bayer und Eintracht Frankfurt zum Start vor die Nase setzen. Was aber, wenn Polanski gegen den Rheinrivalen doch die Überraschung gelingt?

Auch Horst Köppel kam aus der U23 und diente vor 21 Jahren als „Puffer“ für den neuen Trainer. Der überraschende 2:0-Erfolg gegen Bayern stellte die Weichen für eine feste Anstellung am Niederrhein. Die VfL-Historie zeigt: Ausgeschlossen ist für Eugen Polanski bei Borussia Mönchengladbach wirklich gar nichts.