Sie verwenden einen veralteten Browser. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um Ihren Besuch bei uns zu verbessern.

Von Judith Malter

GladbachLIVE-Interview Herrmann: „Habe das Thema Nationalmannschaft noch nicht abgehakt“

Patrick Herrmann guckt beim Pokalspiel in die Kamera.

Patrick Herrmann spielt seit 2010 bei Borussia Mönchengladbach. In dieser Spielzeit tritt er mit den Fohlen in der Champions League an.

Mönchengladbach - Patrick Herrmann (29) spielt seit 2010 für Borussia Mönchengladbach. Im Interview mit der GladbachLIVE-Redaktion spricht das Eigengewächs im Fohlen-Kader über die aktuelle Saison, die Champions League und den Traum, nochmal für das DFB-Team auflaufen zu können.

Herr Herrmann, bei Gladbachs Start in die Bundesliga war mit einer Niederlage, einem Remis und einem Sieg bereits alles dabei. Im Derby beim 1. FC Köln scheint der Knoten aber geplatzt zu sein. Wie beurteilen Sie die Leistung in den ersten drei Partien?

Wir sind ein bisschen durchwachsen in die Saison gestartet. In Dortmund haben wir zum Beispiel vor allem in der ersten Halbzeit gar nicht schlecht gespielt, dann aber das Gegentor bekommen und am Ende zurecht verloren, da die zweite Halbzeit leider nicht gut war. Gegen Union hätten wir es natürlich auch besser machen können. Aber gegen Köln haben wir nun gleich von Beginn an eine super Leistung abgerufen. Dort ist uns das gelungen, was wir gegen Union nicht ganz so gut hinbekommen haben – hoch pressen, tiefe Bälle spielen, unseren Fußball auf den Platz bringen. Dadurch haben wir dann absolut verdient das Spiel gewonnen.

Sie selbst haben nach Ihrer Einwechslung im Derby nochmal ein paar gute Chancen gehabt, und sogar fast selbst einen Treffer erzielt. Der Schuss landete jedoch an der Latte. Ärgern Sie sich, dass Sie, obwohl Sie bereits so lange bei Borussia spielen, noch keine Derbytreffer erzielen konnten?

Natürlich ärgert man sich darüber. Generell hatten wir am Ende noch gute Aktionen vorne, die wir dann aber nicht konsequent genug zuende gespielt haben. Ich hätte mich natürlich riesig gefreut, auch endlich einen Derbytreffer zu erzielen. Aber: Ich hoffe, es kommen noch einige Derbys für mich und irgendwann klappt es dann hoffentlich auch mit einem Tor. Ich war diesmal wirklich nah dran, irgendwann muss der Ball ja auch mal reingehen. (lacht)

Sie haben eine sehr gute Vorbereitung absolviert und auch im Pokal ein gutes Spiel gemacht. In den bisherigen Bundesliga-Partien hat der Trainer Sie allerdings immer nur von der Bank aus gebracht. Sind Sie enttäuscht, dass Sie trotz Ihrer guten Leistungen bisher noch keinen Startelfeinsatz verbuchen konnten?

Klar, in erster Linie will jeder Fußballer immer spielen, das ist bei mir natürlich genauso. Wenn der Trainer aber sieht, dass in der Aufstellung ein anderer Spieler einfach besser harmoniert, so wie zum Beispiel in Dortmund, wo wir mit zwei Zehnern und einem Stürmer gespielt haben, dann muss ich natürlich auch selber sagen, dass ich einfach nicht der geborene Zehner bin. Ich bin ein anderer Spielertyp als zum Beispiel Jonas Hofmann und Hannes Wolf, die in diesem Spiel in der Startelf standen. Am Ende muss der Trainer entscheiden, was gegen den jeweiligen Gegner am besten passt. Aber natürlich möchte ich, so oft es geht, spielen – das ist ja klar. Da jetzt bald aber noch einige englische Wochen auf uns zukommen, werden alle im Kader gebraucht werden.

DFB-Pokal und Bundesliga sind schon in vollem Gange, bald geht’s dann auch in der Champions League los. Die Gruppengegner wurden bereits vergangene Woche ausgelost: Ihr trefft auf Real Madrid, Inter Mailand und Schachtor Donezk. Wie zufrieden Sind Sie mit den Gruppengegnern?

Ich bin wirklich sehr zufrieden. Wir haben ein ganzes Jahr daraufhin gearbeitet, in die Champions League zu kommen. Wenn man das dann endlich geschafft hat, wünscht man sich natürlich auch gute Gegner, namenhafte Teams. Und die haben wir ohne Zweifel in der Gruppe. Ich freue mich riesig darauf, gegen diese Mannschaften anzutreten.

Wie schätzen Sie die Chancen auf ein Weiterkommen ein?

Es wird natürlich eine riesige Aufgabe, gegen diese Teams zu spielen. Ich bin mir aber sicher, dass es auf jeden Fall Spaß machen wird, sich mit so großen Namen wie Real Madrid zu messen. Ich denke, es ist für uns vielleicht auch gar nicht so schlecht, dass uns in der Gruppe nicht allzu viel zugetraut wird. So können wir vielleicht ein paar Akzente setzen. Wir werden in jedem Fall alles geben.

Trotz aller Euphorie: Es werden keine Champions-League-Spiele sein, wie man sie sonst kennt. Wie in der Bundesliga werden die Stadien nicht voll sein, gegnerische Zuschauer sind auch nicht dabei. Wie traurig sind Sie darüber?

Wir freuen uns trotzdem riesig auf die Champions League, aber auf der anderen Seite ist es natürlich extrem schade. Wir kennen ja schon aus vorherigen Spielzeiten die Auswärtsfahrten mit Borussia durch Europa – da hat sich jeder Fan und jeder Spieler besonders drauf gefreut, weil immer eine besondere Atmosphäre herrschte. Dass das wegfällt, ist natürlich ein großer Wermutstropfen, auch für uns als Spieler. Wir können es aber momentan nicht ändern, und müssen irgendwie damit zurechtkommen. Aber wir hoffen natürlich darauf, dass es bald wieder in die andere Richtung geht, die Stadien wieder voller sind und auch wieder Fans zu den Auswärtsspielen kommen dürfen.

Aktuell ruht die Liga wegen der Länderspielphase. Kommt die Pause aus Ihrer Sicht zum richtigen Zeitpunkt oder besteht die Gefahr, dass Sie und Ihre Kollegen aus dem Tritt kommen, nachdem Borussia jüngst im Derby so richtig in Fahrt gekommen war?

Das werden wir nach der Pause sehen! (lacht) Ich glaube aber, dass es ganz gut ist, nach der harten Vorbereitung und den ersten kräftezehrenden Spielen, nochmal eine Woche etwas runterzufahren und nur ein Testspiel zu absolvieren. Danach treffen wir uns dann wieder und es geht bis zur nächsten Länderspielpause Schlag auf Schlag. Wir werden nur englische Wochen haben – es kommt eine harte Zeit mit vielen Reisen und Spielen auf uns zu. Von daher, können wir uns in dieser Länderspielpause schon mal etwas darauf vorbereiten.

Hilft so ein Testspiel wie das 4:0 gegen Fortuna Düsseldorf, um im Rhythmus zu bleiben?

Absolut! Testspiele sind immer wichtig, da wir die Wettkampfsituation im Training nicht zu einhundert Prozent simulieren können. Die Spieler, die in den vergangenen Wochen viel gespielt haben, bleiben dadurch im Rhythmus. Spieler wie ich, die noch nicht ganz so viel Einsatzzeit hatten, können dabei mal wieder 90 Minuten Vollgas geben. Das ist eine sehr gute Gelegenheit. Fortuna ist zudem ein sehr guter Gegner.

Herrmann: „Freue mich riesig für Flo und Jonas“

In Matthias Ginter, Florian Neuhaus und Jonas Hofmann wurden gleich dreiFohlen für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. Flo und Jonas haben ihr Debüt gefeiert. Verfolgen Sie die Spiele im TV und drücken Ihren Teamkollegen die Daumen?

Selbstverständlich. Ich freue mich riesig für Florian und Jonas, dass sie diesen Schritt nun gehen dürfen. Es sind zwei überragende Fußballer – das haben beide nicht nur in der vergangenen Saison, sondern auch schon in dieser Spielzeit gezeigt. Und ich gönne es ihnen total.

Wie sieht es mit Ihren eigenen Ambitionen in Sachen Nationalmannschaft aus? Wünschen Sie sich, dass Sie auch nochmal berufen werden oder ist das Thema abgehakt?

Da müsste schon eins zum anderen kommen. Erstmal müsste ich bei Borussia wohl noch etwas mehr spielen und dabei gute Leistungen zeigen und dann könnte das wieder ein Thema werden. Momentan beschäftige ich mich damit aber gar nicht. Abgehakt habe ich das Thema aber auch noch nicht. Ich werde im Februar dreißig – es gab schon ältere Spieler, die noch Länderspiele gemacht haben. Ich denke, wenn man viel spielt und gut drauf ist, wird das auch honoriert. So wie jetzt bei Flo und Jonas. Es wäre natürlich schön, wenn es bei mir so eine Phase auch nochmal gibt.

Nach der Länderspielpause geht es mit dem Heimspiel gegen Wolfsburg weiter. Nach dem unglücklichen Remis gegen Union Berlin peilen Sie und Ihre Kollegen sicherlich den ersten Heimerfolg in der Liga an. Allerdings kein leichtes Unterfangen, oder?

Wolfsburg wird ein schwerer Gegner. Der VfL hat in jedem Jahr eine gute Mannschaft mit guten Charakteren. Von daher wird es alles andere als einfach für uns. Natürlich streben wir aber den ersten Heimsieg an – für unsere Fans und unser Punktekonto wäre das toll.