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Von Achim Müller , Judith Malter

Gladbach verzockt Zwei-Tore-Führung Leipzig verschärft die Borussia-Krise

Gladbach-Stürmer Marcus Thuram (l.) im Kopfball-Duell mit Leipzig-Verteidiger Dayot Upamecano.

Gladbach-Stürmer Marcus Thuram (l.) beim Bundesliga-Topspiel am Samstag (27. Februar 2021) im Kopfball-Duell mit Leipzig-Verteidiger Dayot Upamecano (r.).

Leipzig - Die sportliche Krise bei Borussia Mönchengladbach spitzt sich immer weiter zu. Die Fohlen verdaddelten im Topspiel am Samstagabend (27. Februar 2021) bei RB Leipzig nicht nur einen 2:0-Pausenvorsprung, sie kassierten in der Nachspielzeit beim Tabellenzweiten RB auch noch den 2:3-K.o.-Schlag. Nächste Pleite für die Fohlen, seit Trainer Marco Rose seinen Abgang nach der Saison zu Dortmund bekannt gegeben hat.

  • Gladbach verliert bei Angstgegner Leipzig nach Führung noch 2:3
  • Borussia rutscht immer mehr in eine sportliche Krise
  • Diskussionen über den Leipzig-Siegtreffer erhitzen die Gemüter

Während Leipzig so wichtige Heim-Punkte bei der Jagd auf Tabellenführer Bayern München feiern konnte, hinken die Fohlen nach dem fünften Sieglos-Auftritt in Folge in der Liga im Champions-League-Rennen mittlerweile nahezu aussichtslos hinterher. Auch der Kampf um ein Europa-League-Ticket spitzt sich aus VfL-Sicht immer weiter zu. Es droht eine Spielzeit ohne internationale Teilnahme.

Fohlen-Trainer Marco Rose: „Ich will meinen Jungs keinen Vorwurf machen. Wir hatten aus meiner Sicht diesen Punkt verdient. Der hätte uns gutgetan, auch wenn wir in der Tabelle Siege brauchen. Ich muss auch sagen, dass einige Jungs von uns echt Probleme angesichts der Belastung hatten. Ob ein Matze Ginter oder Nico Elvedi. Wir hatten am Ende nicht mehr die Kraft, dem Dauerdruck der Leipziger Stand zu halten.“

Der 44-Jährige sagte zum Thema Champions-League-Quali: „Darüber brauchen wir im Moment nicht zu sprechen.“

Rose hatte Borussias Startelf vor dem Anpfiff ordentlich durchgewirbelt. Rotation auf sechs Positionen nach der Achtelfinal-Hinspielpleite (0:2) unter der Woche in der Champions League gegen Manchester City.

Gladbach liegt in Leipzig nach 45 Minuten komfortabel in Führung

Dennoch gingen die Fohlen bereits nach wenigen Minuten in Leipzig in Führung. Embolo war ins Eins-gegen-Eins mit Upamecano gegangen, der RB-Verteidiger checkte den Borussen-Stürmer viel zu ungestüm einfach um. Schiri Manuel Gräfe pfiff sofort – Strafstoß. Richtige Entscheidung.

Jonas Hofmann schnappte sich den Ball, der Nationalspieler schoss allerdings alles anderes als scharf ins Eck, Keeper Gulasci war dran, aber die Kugel rutschte noch ins Netz. Drin, Dusel, 1:0 Gladbach.

Leipzig antwortet wütend, zog eine Art Powerplay auf. Allerdings fehlte der entscheidende Punch im Gladbacher Strafraum. Halstenbergs Schuss konnte Ginter vor der Linie klären, den Nachschuss von Olmo parierte Sommer.

Dann konterte Gladbach. Schnelle Ball-Stafette im Mittelfeld, Lazaro kam auf dem Flügel ins Eins-gegen-Eins, Flanke auf den langen Pfosten, Embolo köpfte Thuram an – und von den dessen Brust und Schulter tropfte der Ball ins lange Eck, 2:0 für die Gäste vom Niederrhein.

Und Leipzig? Kam kurz darauf zu einer dicken Chance, die Sabitzer aber zu überhastet verballerte. Nach einem Zweikampf zwischen Elvedi und Kluivert forderte Leipzig einen Elfer, Gräfe ließ weiterspielen. Und lag damit richtig.

In der Schlussphase von Durchgang eins ist es dann zwei Mal Gladbachs Hofmann gewesen, der beinahe auf 3:0 gestellt hätte. Pause.

Durchgang zwei begann prompt mit einem Paukenschlag. Tor für Leipzig. Doch: Denkste! Der Treffer des eingewechselten Sörloth zählte nicht. Handspiel. Auch da lag Gräfe mit Hilfe des Videoassistenten richtig.

Leipzig drückte im Anschluss das Gaspedal richtig durch. Sörloth legte perfekt von außen für Nkunku auf, der verwandelte trocken aus kürzester Distanz, nur noch 1:2 aus RB-Sicht.

Und die Gastgeber blieben dran, spielten weiter Vollgas-Fußball. Poulsen behauptete sich am Sechzehner, zog dann gewieft aus zentraler Position ab. Der Schuss klatschte an den Innenpfosten, von dort sprang das Spielgerät ins Tor, Sommer geschlagen, 2:2, das Topspiel war rund 25 Minuten vor Schluss wieder offen.

Gladbach muss in der Nachspielzeit eine ganz bittere Pille schlucken 

Und Gladbachs Schlussmann Sommer geriet unter Dauerbeschuss. Olmo schoss, Sommer parierte. Wenige Augenblicke später Freistoß Leipzig. Forsberg zog ab, starker Schuss, Sommer kratzte den Ball noch aus dem Winkel, der im Anschluss noch ans Aluminium klopfte. Das war ganz eng. 

In der Nachspielzeit kassierte Gladbach dennoch den bitteren Tiefschlag. Flanke, Sörloth schubste Lazaro von hinten weg, köpfte so zum 3:2-Sieg für die Gastgeber ein. Aber hätte dieser Treffer zählen dürfen? Schiri Gräfe ließ die Nummer durchgehen, auch der Videoassistent. Die Borussen konnten es zunächst nicht fassen, mussten sich so geschlagen geben. Da nutzten auch die wilden Proteste nichts mehr.

Rose sagte später: „Ich habe das Tor in der Kabine noch mal gesehen. Ich denke, man kann es so geben. Ich habe meine Meinung revidiert, auf dem Platz habe ich Manuel Gräfe noch gefragt, warum er es sich nicht selber noch einmal angeschaut hat.“

Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann: „Das Ergebnis ist total verdient“

RB-Coach Julian Nagelsmann sagte freudestrahlend nach Spielende: „Aus meiner Sicht ist das Ergebnis total verdient. Wir haben, wenn man sich den Spielverlauf anschaut, am Ende hochverdient gewonnen.“

Zum strittigen Siegtreffer sagte Nagelsmann: „Grundsätzlich kann man darüber diskutieren. Ich finde nicht, dass er ihn extrem stößt. Ich würde mich aber auch nicht mega beschweren, wenn das abgepfiffen worden wäre. Aber wir haben es unbedingt gewollt, haben bis zur 93 Minute Vollgas gegeben und sind belohnt worden.“

Auf Borussia kommt nun ein Spiel zu, welches rund um den Borussia-Park nach dem Rose-Abgangs-Hammer womöglich sogar für einen weiteren (sportlichen) Ausnahmezustand sorgen könnte. Am Dienstag (2. März 2021) steigt das DFB-Pokal-Viertelfinale im Borussia-Park gegen Roses künftigen Klub Dortmund.

Mehr Brisanz geht wohl nicht mehr!