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Von Judith Malter

„Rot wäre im Nachhinein besser gewesen“ Ex-Schiri Gräfe bewertet Knochenbrecher-Tritt an Gladbachs Lainer

Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe lächelt beim Besuch des aktuellen Sportstudios in Mainz am 10. Juli 2021.

Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe, hier beim Besuch des aktuellen Sportstudios in Mainz am 10. Juli 2021, hat sich bei Sport1 zum bösen Foul an Gladbachs Stefan Lainer beim Bundesliga-Duell bei Bayer Leverkusen geäußert.

Mönchengladbach. Auch am Sonntag (22. August 2021), nach dem 0:4-Debakel der Gladbacher bei Rheinland-Nachbar Bayer Leverkusen, ist am Niederrhein noch keine Ruhe eingekehrt. Besonders die zahlreichen Verletzungen der VfL-Akteure dürften den Verantwortlichen der Borussia Kopfzerbrechen bereiten. Über allem steht die Horror-Diagnose von Gladbachs Rechtsverteidiger Stefan Lainer (28), der sich bei einem Foulspiel von Leverkusens Mitchel Bakker (21) den Knöchel brach. Hätte der Niederländer für diese Aktion nicht mit Rot vom Platz fliegen müssen? Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe (47) klärt auf.

Foul von Bakker an Gladbachs Lainer auch im „Doppelpass“ Thema

Das schwerwiegende Foulspiel von Leverkusens Mitchel Bakker an Gladbachs Stefan Lainer bewegt die Gemüter. So auch beim TV-Stammtisch im „Sport1-Doppelpass“.

Darüber, dass diese Szene in jedem Fall zurecht mit einem Elfmeter bestraft wurde, bestand in der Talkrunde kein Zweifel. Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe, der aufgrund der in Deutschland geltenden Altersgrenze nicht mehr als Referee tätig sein darf, bestätigte diese Annahme.

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Gräfe: „In einem solchen Fall wird zwischen Fußvergehen und Haltevergehen unterschieden. Beim Fußvergehen sagt man immer, der erste Kontakt ist entscheidend. Beim Halten ist es immer der Endpunkt, so ist erstmal die grundsätzliche Auslegung.“

Im Falle von Bakker und Lainer habe es mehr oder weniger zwei Vergehen gegeben, die den Elfmeterpfiff begründeten, so Gräfe. „Einmal bei der Grätsche, wo dann der Fuß umknickt und dann trifft er ihn nochmal am anderen Fuß. Das kann man auslegen wie zwei Vergehen, von denen das eine dann eben innerhalb und das andere außerhalb des Strafraums stattfand.“

„Und wenn man sagt, vielleicht reicht dem Schiedsrichter das Erste nicht – was jetzt schwierig wäre, weil das wäre eigentlich auch schon ein klares Foul – das Zweite aber sonnenklar und auch noch auf der Linie ist, dann finde ich das in dem Fall richtig, dass auf Elfmeter entschieden wurde. Insofern war das dann eine richtige Entscheidung für mich von Deniz (Aytekin Anm. d. Red.). Das haben sie im Verbund mit dem Video-Schiri gut gelöst“, so Gräfe. 

Hätte Foul an Gladbachs Lainer mit Rot bestraft werden müssen?

Irritation kam dann allerdings darüber auf, ob Bakker für das üble Foulspiel nicht mit Rot hätte bestraft werden müssen, statt mit einer Verwarnung in Form einer Gelben Karte davon zu kommen. Hier ist die Sachlage jedoch nach Gräfe nicht ganz so eindeutig.

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Der 47-Jährige erklärt: „Darüber könnte man auch diskutieren. Ich sage mal so: Im Original konnte ich mit Gelb auch gut leben und es ist auch nachvollziehbar für mich. Wenn man es jetzt so sieht, kann man sicherlich auch über Rot nachdenken. Von hinten auf die Achillessehne, das ist gesundheitsgefährdend.“

Tatsächlich hatte sich Lainer bei der diskutierten Szene den Knöchel gebrochen, wird Borussia nun monatelang fehlen. Gräfe allerdings kann trotzdem verstehen, wieso sein ehemaliger Schiedsrichter-Kollege Deniz Aytekin (43) nicht zu Rot griff. „Diese Entscheidung ist für mich irgendwie noch so im Kann-Bereich: Wenn jemand Rot gibt, finde ich das genauso nachvollziehbar wie wenn jemand sagt, der Ball ist theoretisch noch spielbar, es ist aber alles ein bisschen ungestüm. Das ist so eine Entscheidung, die für mich auf beiden Seiten möglich ist“, betont er.

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Als Schiedsrichter sei man dazu angehalten, die Gesundheit der Spieler zu schützen, was das Setzen von Zeichen gerade an den ersten beiden Spieltagen notwendig mache, erklärt Gräfe. „Von daher wäre Rot hier im Nachhinein besser gewesen und auch für mich ist es eher Rot, wenn ich mir die Szene hier nochmal anschaue“, so der Experte.

Gräfe: „Wenn man unsicher ist, tendiert man zur milderen Strafe“

Dennoch sei die Entscheidung Aytekins für ihn nicht grundlegend falsch. „Vielleicht hat er sich anfangs mehr auf die Entscheidung, ob das Foul außerhalb oder innerhalb des Strafraums war, konzentriert. Und: Wenn man sich unsicher ist, soll man als Schiedsrichter auch eher zur milderen Strafe greifen, das ist auch ein Grundsatz im Schiedsrichterwesen“, stellte er klar.

Ob Rot oder Gelb: Den Ausfall ihres Rechtsverteidigers kann das für Borussia ohnehin nicht kompensieren. Wie der Klub am Sonntag der Öffentlichkeit mitteilte, wird der Österreicher bis auf unbestimmte Zeit ausfallen.