Gladbacher Transfersommer Virkus-Nachfolger ist der heimliche Gewinner

Hat bei Borussia die Transfers im Blick: Roland Virkus, ehemaliger Nachwuchs-Direktor, heutiger Sport-Boss, in Gladbach.
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Das Transferfenster ist geschlossen, in Sachen Sommer-Zugänge hat Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (58) seine Arbeit getan.
Sechs Neue hatte Borussia Mönchengladbach in diesem Sommer zu vermelden. Während Kevin Diks (28) und Jens Castrop (22) schon im Frühjahr klargemacht wurden, kamen noch Haris Tabakovic (31), Shuto Machino (25), Giovanni Reyna (22) und am Deadline-Day noch Yannik Engelhardt (24) dazu.
Virkus kümmert sich in Gladbach nicht um alle Baustellen
Innenverteidiger Diks kam ablösefrei vom FC Kopenhagen, Tabakovic und Engelhardt sind geliehen. Für Castrop, Machino und Reyna musste Virkus aber Geld auf den Tisch legen.
Das holte der Gladbach-Boss aus Verkäufen von Alassane Plea (32, PSV Eindhoven), Julian Weigl (29, Al-Qadsiah) und Ko Itakura (28, Ajax Amsterdam) rein.
Wie ist der Transfersommer für Borussia also zu bewerten? Zum einen zeigte sich Virkus bei den Verkäufen verhandlungsstark. Die erzielten Summen, beispielsweise bis zu acht Millionen Euro für Weigl oder über zehn für Itakura, sind in keinem Fall Preise, für die sich der VfL grämen muss.
Auch der Zeitpunkt Weigl, Itakura, Plea oder auch Stefan Lainer (32, RB Salzburg) abzugeben, schien jeweils sinnvoll. Gerichtet wird Virkus von den Fans aber vor allem an den Zugängen. Die Transfers von Diks und Engelhardt könnten sich dabei als Goldgriffe entpuppen.
Für beide muss die finanziell angeschlagene Borussia keine Ablöse hinblättern, die Qualität der beiden Defensiv-Spezialisten ist aber unumstritten. Bei Castrop kann von einer Investition in die Zukunft gesprochen werden. Tabakovic enttäuschte bisher, erfüllt aber die Rolle, für die er geholt wurde: ein Ersatz für Tim Kleindienst (29) ohne finanzielles Risiko.
Das sieht bei Wunsch-Spieler Machino schon anders aus. Die acht Millionen Euro Ablöse bringen eine Erwartungshaltung mit sich: Der Japaner soll zum Tor-Garanten werden – immerhin war er noch teurer als Kleindienst, der „nur“ sieben Millionen Euro gekostet hatte.
Und dann wäre da noch Gio Reyna. Der US-Boy ist das größte Fragezeichen des Transfersommers. Knüpft der 22-Jährige an sein in Dortmund immer wieder aufblitzendes Talent an – und bleibt weitestgehend verletzungsfrei – hätte Virkus einen echten Coup gelandet. Der Konjunktiv macht aber hier die Musik.
Zudem bleibt abzuwarten, wie präsent die vom gebürtigen Mönchengladbacher offengelassenen Baustellen im Kader während der Saison in Erscheinung treten.
Eine echte Alternative zu Rechtsverteidiger Joe Scally (22) gibt es nur in Kevin Diks – dann fehlt aber eine Stammkraft in der Zentrale. Auch Linksaußen Robin Hack (26) steht quasi ohne Konkurrenten da.
Während die Arbeit von Roland Virkus also erst noch Früchte tragen muss, darf sein Nachfolger im Stillen gänzlich zufrieden auf einen weiteren gelungenen Transfersommer zurückblicken.
Mirko Sandmöller (42), Nachwuchs-Koordinator bei Borussia Mönchengladbach, übernahm das Amt von Virkus 2022, als dieser nach dem Abschied von Max Eberl (51) in den Posten des Sport-Chefs aufrückte.
In der Jugend hatte Virkus zuvor über 13 Jahre das Zepter in der Hand. Mit seiner Nachfolge darf der 58-Jährige aber auch mehr als zufrieden sein.
Schon im vergangenen Jahr hatte sich Sandmöller mit Lorbeeren schmücken dürfen, als er den ablösefreien Transfer von Noah Pesch (19) über die Bühne brachte, der mit 29 Scorern (20 Tore, neun Vorlagen) in 30 Spielen direkt die Regionalliga West aufgemischt hatte.
Dazu kamen noch Verpflichtungen von Top-Talenten wie Dortmunds Fritz Fleck (18) und U17-Weltmeister Charles Herrmann (19) – beide haben (mittlerweile) einen Profi-Vertrag unterschrieben und sind fester Bestandteil der U23.
Und auch in diesem Sommer überzeugte Sandmöller mit seinen Transfers. Stürmer Jan Urbich (21) kam ablösefrei von den Kickers Offenbach und schlug direkt ein: Neun Tore und zwei Vorlagen in seinen ersten sechs (!) Spielen für die Gladbacher Zweitvertretung sprechen Bände.

Mirko Sandmöller am Telefon für Borussia Mönchengladbach am 6. Juli 2025.
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Auch die ablösefreien Transfers von Talenten wie Kemal Cirpan (19, Karlsruher SC), Tyler Meiser (18, Borussia Dortmund) oder Justin Adozi (19, Sportfreunde Siegen) können sich sehen lassen. Am Deadline Day sorgte die Vermeldung von Neuzugang Iaia Manco Danfa (19) vom Berliner AK für Aufsehen.
Der Linksaußen erzielte in der vergangenen Saison beeindruckende 31 Tore und zog so das Interesse mehrerer Bundesliga-Klubs auf sich – Borussia erhielt den Zuschlag, auch dank Sandmöller.
Der Titel der Deutschen Meisterschaft auf B-Junioren-Ebene in der zurückliegenden Spielzeit ist die Ernte der guten Jugendarbeit in Mönchengladbach, die auch noch Virkus mitzuverantworten hat.
Dass aber zahlreiche Top-Talente wie Can Armando Güner (17), Wael Mohya (16), Mathieu Nguefack (17) oder Kilian Sauck (18) weiter das Fohlen-Trikot tragen, ist zu großen Teilen Sandmöllers Verdienst.
Der 42-Jährige leistet starke Arbeit im Schatten des turbulenten Bundesliga-Tagesgeschäfts und etabliert Borussia weiter als Aushängeschild für Jugendarbeit. Sandmöller ist der heimliche, aber große Gewinner dieses Transfersommers.