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Von Daniel Thiel

„Bisschen mehr Feingefühl“ Einstiges Super-Fohlen schießt gegen Eberl – und spricht über Bayern-Wechsel

Sinan Kurt bestreitet am 10. Januar 2014 eine Trainingseinheit für Borussia Mönchengladbach beim Winter-Trainingslager in Belek (Türkei). Kurt trägt ein grün-schwarzes Gladbach-Trainingsoberteil.

Sinan Kurt, hier am 10. Januar 2014 im Gladbach-Trainingslager, spielte von 2007 bis 2014 für Borussia Mönchengladbach und wechselte dann für drei Millionen Euro zum FC Bayern München.

Borussias einstiges Top-Talent blickt zurück – und geht hart mit Ex-Manager Max Eberl (49) ins Gericht.

Was Sinan Kurt (26) und zahlreiche Fans von Borussia Mönchengladbach eint: Sie sind 2023 nicht gut auf Ex-Manager Max Eberl zu sprechen.

Bei den Fans liegt es an Eberls Wechsel im vergangenen Herbst – dass er nun die sportliche Verantwortung bei RB Leipzig trägt, nehmen ihm viele im Borussia-Umfeld übel.

Gladbach: Ehemaliges Top-Talent Kurt plaudert über Bayern-Wechsel

Im Falle von Sinan Kurt liegt der Ursprung seiner Kritik deutlich länger zurück: Er blickt auf seinen Transfer von der Fohlenelf zu Bayern München im Sommer 2014.

Ein Rückblick: Vor neun Jahren ist Sinan Kurt das verheißungsvollste Talent in Borussias Fohlenstall, darf mit nur 17 Jahren im Januar 2014 unter Trainer Lucien Favre (65) bei einem Testspiel gegen Besiktas Istanbul im Winter-Trainingslager mitwirken.

Dribbelstark, quirlig und mit jeder Menge Spielwitz – mit diesen Eigenschaften spielte sich der gebürtige Mönchengladbacher im Nachwuchs-Bereich in den Fokus.

Die große Borussia-Hoffnung: Kurt könnte einer wie Marko Marin (34) oder Marco Reus (33) werden.

Neun Jahre später steht Kurt unter anderem nach Stationen in der deutschen Regionalliga, in Österreich und in der Slowakei in der vierten türkischen Liga unter Vertrag – bei Karaman FK.

Einst galt Kurt als Hoffnungsträger und Super-Fohlen, mittlerweile ist er 26 Jahre alt, aus der glanzvollen Karriere wurde nichts.

Mit Mitte 20 reflektiert Kurt nun aber die ersten Schritte im Profi-Dasein und erinnert sich an seine letzte Phase bei seinem Jugend-Klub Borussia Mönchengladbach.

Kurts Wechsel im Sommer 2014 zu Bayern München war damals ein großes Medien-Thema. Mit neun Jahren Abstand sagt Kurt: „Dass mein Wechsel so viel Aufmerksamkeit bekommt, das war nie mein Ziel.“

In einem Gespräch mit dem YouTuber Bilal Kamerieh beschwert sich Kurt darüber, wie er vor seinem Bayern-Wechsel behandelt wurde –insbesondere vom damaligen Borussia-Manager.

„Max Eberl ist damals so richtig damit an die Öffentlichkeit gegangen: Da stand bei ‚Bild‘: ‚Eine Frechheit, wie Kurt mit uns umgeht.‘“, sagt Kurt. Dabei hebt er immer wieder hervor, dass er zum Zeitpunkt des Wechsels gerade erst 18 Jahre alt war.

„Ich kann verstehen, dass Gladbach nicht davon begeistert ist. Die haben mich ausgebildet, dann willst du den Spieler ja auch herausbringen. Ich kann verstehen, dass Max Eberl sauer gewesen ist“, erklärt das einstige Riesen-Talent.

Kurt weiter: „Was ich aber nicht verstehen kann: Er weiß, dass da noch ein sehr junger Spieler ist – 17, 18 Jahre alt – dann geht er so raus an die Presse und provoziert so krass, dass alles noch schlimmer wird. Sowas kann ich nicht verstehen. Du musst doch ein bisschen Feingefühl haben, wenn ein Spieler noch so jung ist. (...) Da war ich schon ein bisschen enttäuscht.“

Der 26-Jährige wirft Borussia vor, ihn für seinen Wechsel-Wunsch bestraft zu haben: „Als rauskam, dass ich wechseln wollte, wurde ich in die zweite Mannschaft versetzt. Beim Abschlussspiel musste ich dann um den Platz laufen – und das ging über Monate.“

In dieser Phase seien Borussia und der FC Bayern durchgängig in Verhandlungen wegen eines Transfers des Talents gestanden. Dieser wurde letztlich auch vollzogen – am letzten Tag der Transferperiode im Sommer 2014.

Rund drei Millionen Euro ließ sich der deutsche Rekordmeister die Dienste von Kurt kosten. Im Nachhinein war es für die Bayern kein guter Deal: Nach eineinhalb Jahren und gerade einmal einem Pflichtspiel-Einsatz für die Bayern-Profis wurde Kurt wieder verkauft.

Kurt wechselte für 500.000 Euro zu Hertha BSC – ein schnelles Ende für sein Bayern-Abenteuer. Bereut er die Entscheidung, auf einen Wechsel nach München gepocht zu haben? Kurt: „Ich würde es immer wieder machen. Du weißt ja auch nicht, was bei Gladbach passiert wäre.“

Neun Jahre, nachdem Kurt seiner Heimat Mönchengladbach den Rücken gekehrt hat, steht er also nach wie vor zu seiner Entscheidung, das große Wagnis beim großen FC Bayern München eingegangen zu sein.