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Von Daniel Thiel

Jürgen Gelsdorf wird 70 Sein größtes Gladbach-Geschenk steht heute noch für Borussia auf dem Rasen

Jürgen Gelsdorf sitzt bei einem Spiel von Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal auf der Trainerbank und trägt einen Trainingsanzug. Neben ihm sitzt Bernd Krauss, sein damaliger Co-Trainer, in Trainingsjacke und mit verschränkten Armen.

Jürgen Gelsdorf (r.), hier am 9. Oktober 1992, war von Oktober 1991 bis November 1992 Trainer von Borussia Mönchengladbach. Neben ihm sitzt sein damaliger Assistent Bernd Krauss.

Am Donnerstag (19. Januar 2023) feiert Jürgen Gelsdorf seinen 70. Geburtstag.

Zahlreiche Gladbach-Fans dürften mit ihm das verlorenene DFB-Pokalfinale 1992 in Verbindung bringen – ein Gelsdorf-Verdienst hingegen steht seit Jahren bei Borussia auf dem Rasen.

Gladbach: Ex-Trainer und Kramer-Förderer Jürgen Gelsdorf wird 70 

Als Jürgen Gelsdorf im Dezember 2009 auf die Zukunft des Fußballs angesprochen wird, gerät er ins Schwärmen. In einem Interview für die Vereinshomepage seines Arbeitgebers Bayer Leverkusen erzählt er von einem 18-Jährigen, dessen Entwicklung ihm „einfach richtig Spaß“ mache.

Der vor mittlerweile 13 Jahren angesprochene Teenager ist heute Führungsspieler bei Borussia Mönchengladbach und Weltmeister: Christoph Kramer, inzwischen 31 Jahre alt, ist ein regelrechtes Gelsdorf-Geschenk für Borussia!

Denn: 2009 war Gelsdorf für den Nachwuchs von Borussias Rheinland-Rivalen verantwortlich –und damit auch für Kramers Zukunft. Der gebürtige Solinger war zum damaligen Zeitpunkt Kapitän von Bayers U19. 

 „Vor anderthalb Jahren haben wir den Christoph Kramer geholt, eigentlich nur, weil wir gedacht haben, dass er schon mal bei uns war und sich immer toll aufgeführt hat“, gestand Gelsdorf. Seitdem habe sich Kramer aber so entwickelt, „dass er für einen Platz im Lizenzkader infrage kommt“.

Mit seiner Profi-Perspektive für Kramer sollte der damalige Leverkusen-Nachwuchsleiter recht behalten.

Kramer wurde erst Bundesliga-, dann Nationalspieler und 2014 sogar Weltmeister. Eine Karriere, die sich nicht abzeichnete, als für Kramer 2006 zwischenzeitlich in der Bayer-Jugend Schluss war.

Für Bayers B-Jugend wurde Kramer als nicht gut genug befunden, er musste den Rückschritt in die Jugend des damaligen Regionalligisten Fortuna Düsseldorf nehmen. Zwei Jahre später machten Gelsdorf und Co. ihren Fehler rückgängig und holten Kramer zurück – der Weg führte ihn 2013 zu Borussia.

Mit der Rückholaktion 2008 verhalf Gelsdorf Kramer zu einer Bundesliga-Karriere und Borussia zu einem Führungsspieler, der kürzlich seinen Vertrag bis 2025 verlängert hat.

Wer also gedacht hätte, die Geschichte zwischen Gelsdorf und Borussia endet am 6. November 1992, dem Tag von Gelsdorfs Entlassung als Borussia-Trainer, irrt sich.

Der gebürtige Duisburger war zwar nur über 13 Monate – von Oktober 1991 bis November 1992 – für die Gladbacher Geschicke verantwortlich.

Beinahe hätte er Borussia aber zum ersten Titel seit den „Goldenen 70er-Jahren“ geführt.

Unter Gelsdorf schaffte es Borussia in der Saison 1991/92 bis ins Finale des DFB-Pokals. Der 2:0-Viertelfinalsieg auf dem Bökelberg gegen die Stuttgarter Kickers am 29. Oktober 1991 war eines der ersten Spiele von Gelsdorf als Gladbach-Cheftrainer.

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Es folgte ein Halbfinale für die Geschichtsbücher – in der Hauptrolle nicht der Coach, sondern der Keeper!

Uwe Kamps (58) parierte im Elfmeterschießen gegen Bayer Leverkusen alle vier Elfmeter und wurde zum Helden.

Und Gelsdorf jubelte – ausgerechnet über ein Weiterkommen gegen den Verein, für den er zuvor 15 Jahre als Spieler, Co-Trainer und Trainer tätig war.

Alles sah damals nach einem perfekten Drehbuch für den dritten Borussias-Pokalsieg aus – dann kam aber Zweitligist Hannover 96.

Die Geschichte des Endspiels schrieben nicht Gladbach und Gelsdorf, sondern Hannover-Torhüter Jörg Sievers, der im Elfmeterschießen mit zwei gehaltenen Elfmetern zum gefeierten Helden wurde. Er machte den Zweitligisten zum Sensations-Pokalsieger.

Die Erfolgsgeschichte zwischen Gelsdorf und Borussia erhielt an jenem 23. Mai 1992 einen Knick – in den darauffolgenden Monaten dann einen Bruch.

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Nach einem bescheidenen Saisonstart wurde Gelsdorf am 5. November 1992 entlassen.

Sein Nachfolger wurde der damals erst 35 Jahre alte Bernd Krauss (65).

Ihm sollte drei Jahre später das gelingen, was Gelsdorf am 23. Mai 1992 verwehrt blieb – der Sieg im DFB-Pokal mit Borussia.

Zeit zum Trübsal blasen blieb für Gelsdorf nach seiner Entlassung aber nicht.

Nur einen (!) Tag später heuerte er beim Liga-Konkurrenten VfL Bochum an – und schrieb damit Bundesliga-Geschichte! 

2005 kehrte Gelsdorf dann nach Leverkusen zurück und übernahm die Leitung der Nachwuchsabteilung.

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In dieser Rolle wurde er zu einer Art Gladbach-Quälix: Immer wieder brachte Leverkusen starke Jugendspieler heraus, die in Duellen mit der Fohlenelf stark aufspielten.

Zu nennen sind da unter anderem René Adler (37), Kevin Kampl (32) und zuletzt Kai Havertz (23). 

2015 kreuzten sich die Wege von Gelsdorf und Kramer noch einmal unter dem Bayer-Kreuz. Kramer spielte seine einzige Bundesliga-Saison für Leverkusen. Gelsdorf bereitete seinen Abschied als Nachwuchsleiter vor, um in den Ruhestand zu gehen.

„Das Mittelfeld mit Christoph Kramer und Kevin Kampl steht für den Weg von Bayer 04“, sagte er im Dezember 2015 in einem Interview zu seinem Renten-Eintritt über die Leverkusener Zukunft mit Kramer.

Nur ein halbes Jahr später kam aber alles anders: Kramer wechselte zurück nach Mönchengladbach. Am Niederrhein spielte er bereits von 2013 bis 2015 als Leihspieler. Seit 2016 ist Kramer endgültig ein Fohlen.

Gelsdorf hingegen ist Bayer bis heute erhalten geblieben – auch als Rentner hat er noch die Funktion als Leiter der Fußball-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen inne.

Dass der ehemalige Bundesliga-Spieler auch mit 70 Jahren noch fit ist, liegt unter anderem an seiner Passion für das Radfahren. Im Sommer 2022 war er etwa noch bei einer ganztägigen Radtour eines Bayer-Fanklubs dabei.

Für eine Radtour zum Auswärtsspiel von Bayer Leverkusen im Borussia-Park am Sonntag (22. Januar 2023, 17.30 Uhr) dürfte es beim aktuell vorherrschenden Januar-Wetter noch etwas zu kalt sein.

Dass ihm Fans und Verantwortliche beider Vereine für seine Verdienste danken würden, daran dürfte kein Zweifel bestehen.