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Von Achim Müller , Judith Malter

„Offener Brief“ zum Gladbach-Abschied Rose: „Viele Dinge sind nicht spurlos an mir vorbeigegangen“

Marco Rose, hier zu sehen am 22. Mai 2021 in Bremen, hat als Trainer von Borussia Mönchengladbach in seinem zweiten Amtsjahr die sportlichen Ziele verpasst.

Marco Rose, hier zu sehen am 22. Mai 2021 in Bremen, hat als Trainer von Borussia Mönchengladbach in seinem zweiten Amtsjahr die sportlichen Ziele verpasst. Der 44-Jährige spricht das auch offen an.

Bremen - Schon vor der Nervenschlacht im Weserstadion (22. Mai 2021) hat Gladbach-Trainer Marco Rose (44) auf GladbachLIVE-Nachfrage gesagt: „Wenn wir die Conference League nicht erreichen, dann haben wir unsere Ziele tatsächlich nicht erreicht und können auch nicht zufrieden sein mit der Saison.“ Heißt: Gladbach gewinnt zwar am letzten Spieltag in Bremen 4:2 und ballert Werder in das Abstiegs-Trauma. Aber: Das reicht nicht mehr, um den Europapokal-GAU abzuwenden.

  • Gladbach verpasst trotz des Sieges am letzten Spieltag bei Absteiger Bremen alle Saisonziele
  • Die Fohlen sind ins Mittelmaß der Liga abgestürzt und müssen Union Berlin den Vortritt für den Europapokal-Trostpreis Conference League überlassen
  • Der verantwortliche Trainer, Marco Rose, stellt sich als einziger Gladbacher nach Spielende in Bremen beim TV-Sender „Sky“

Nur Rose stellt sich nach Europapokal-GAU zum Interview

Vielmehr hat Union Berlin den Fohlen den UEFA-Trostpreis, die Conference League, für das internationale Geschäft weggeschnappt. Gladbach enttäuscht also in allen Belangen!

Rose, was dem gebürtigen Leipziger auch anzurechnen ist, hat sich als einziger Borusse nach dem Bremen-Drama gleich beim TV-Sender „Sky“ am Mikro gestellt.   

Der 44-Jährige, der sich in der Regel eher unterkühlt gibt, sprach offen, so offen, wie wohl selten zuvor in seiner Gladbach-Zeit. Eine Art „offener Abschiedsbrief“ des Fußballlehrers. Nur in verbaler Form. Rose verlässt die Fohlen, heuert zum 1. Juli bei Liga-Konkurrent Dortmund an. 

Rose: „Hier gibt es nur Verlierer, wir sind einer davon. Wir haben noch mal das letzte Spiel gewonnen. Wir hatten nach hinten heraus dann auch schon die Gedanken ein wenig in Berlin, haben dann noch zwei Gegentore bekommen. Es ist in der Summe schon sehr enttäuschend.“

Rose, der Gladbach in der ersten Saison noch in die Champions League und letztendlich zu UEFA-Einnahmen von insgesamt über 40 Millionen Euro gecoacht hatte, sagt zu dem Thema, dass Borussia in Saison zwei seiner Ära, in einer unglaublichen Art und Weise, wie kein anderer Bundesligist, nach eigener Führung noch zig Punkte hergeschenkt hat: „Wir haben auch in anderen Spielen, in denen wir verloren haben, im Ansatz sehr gute Leistungen und Halbzeiten gebracht, gute 70 Minuten gebracht. Heute bekommen wir auch wieder zwei späte Gegentore. Das Thema ist ein bisschen komplexer und nicht so einfach aufzuarbeiten.“

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Das letzte Spiel als Gladbach-Coach, auch da geht Rose offen mit um: „Es geht überhaupt nicht um mich, sondern um den Verein. Man hat gesehen, dass alle auf der Bank, alle von uns, nach dem Schlusspfiff schwer enttäuscht waren. Wir waren ziemlich nahe dran. Es wäre sehr wichtig für den Verein gewesen, in der kommenden Saison in der Conference League dabei gewesen zu sein. Auch wenn wir alle diesen Wettbewerb noch nicht kennen. Finanziell hätte das auch noch mal etwas bedeutet. Deswegen haben wir dieses Ziel verpasst, das ist bitter.“

Geht Rose, der, nach seinem BVB-Coming-Out am 15. Februar, in einer, für Gladbacher Verhältnisse noch nicht gekannten Art und Weise von den VfL-Fans angegangen worden ist, mit Protest-Bannern am Stadion und Anfeindungen in den sozialen Medien, nun im Bösen aus dem Borussia-Park?

Rose: „Ich bin sehr dankbar für zwei schöne Jahre. Ich bin hervorragend aufgenommen worden. Wir hatten top 1,5 Jahre. Bis zum Winter waren wir in der Champions League und im Pokal dabei. Nach der Winterpause haben wir noch Bayern und Dortmund zu Hause geschlagen, dann habe ich bekannt gegeben, dass ich zu Dortmund wechsle. Und ab diesem Tag hat sich die Grundstimmung im und um den Verein massiv geändert.“

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Der „offene Brief“ von Rose geht weiter: „Bedeutet, dass dies viel mit meiner Person zu tun hat, natürlich. Dann haben uns auch noch die Ergebnisse gefehlt. Du kannst diese Stimmung nur über Ergebnisse kippen. Da haben die Jungs schon eine Menge zu tragen gehabt in den vergangenen Wochen und Monaten.“  

So ist beispielsweise lanciert worden, Rose habe ab dem 15. Februar die Gladbach-Kabine komplett verloren. Der Trainer sagt: „Da sind auch Dinge aufgemacht worden, was das Innenleben der Mannschaft betrifft, die aus dem Reich der Fabeln sind. In der Summe haben wir eine sehr enttäuschende Rückrunde gespielt. Wir haben nicht das erreicht, was wir erreichen wollten.“ 

Verlässt Rose, den der 47 Jahre alte VfL-Manager Max Eberl 2019, für eine Ablöse von etwas mehr als drei Millionen Euro aus dessen Vertrag  bei RB Salzburg per Ausstiegsklausel herausgekauft und dafür Trainer Dieter Hecking (56), trotz zuvor vollzogener Vertragsverlängerung, in die Wüste geschickt hatte, Gladbach nun im Unfrieden?

Rose sagt: „Ich bin dankbar, ich gehe mit vielen guten Erinnerungen. Ich habe mich am Freitag (21. Mai 2021, Anm. d. Red.) noch einmal bei vielen Menschen in der Geschäftsstelle verabschiedet. Ich habe in den zwei Jahren auch Menschen kennengelernt, die ich sehr vermissen werde.“

Fakt ist aber: Mit seinem „Ja“ zur Borussia aus Dortmund hat Rose den Gladbachern, in welcher Form letztendlich auch immer, den Stecker gezogen in dieser Saison. Es folgten: Absturz in der Liga. Aus im Achtelfinale der Champions League. Aus im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Dortmund, welches am Ende, nachdem die Bayern raus waren, auch den Pokal gewinnen konnte. Und: Am letzten Spieltag hat es nicht einmal mehr für den Trostpreis Conference League gereicht.

Rose: „Ich habe kein schlechtes Gewissen, ich will mich auch für nichts entschuldigen, ich habe selbstkritisch einiges angemerkt. Die Entscheidung ist von mir wochenlang eingefordert worden. Auch da ist eine Unruhe entstanden.“

Rose sagt vor Dortmund-Abgang: „Man weiß nie, wie man es richtig macht“

Und weiter: „Man weiß nie, wie man es richtig macht, oft erst danach. Sicherlich werde ich aus der Geschichte etwas mitnehmen. Es kann mir jeder abkaufen, dass es mir in den letzten Wochen auch nicht immer gutging. Viele Dinge, die da auf mich eingeprasselt sind, sind auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Aber es geht um den Verein. Ich wünsche Borussia Mönchengladbach, dass sie nächstes Jahr wieder einen Raketen-Start hinlegen.“

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Das ist dann die Aufgabe von Trainer Adi Hütter (51), den Fohlen-Manager Eberl der Frankfurter Eintracht, mit Hilfe einer Ausstiegsklausel, für eine Ablöse von 7,5 Millionen Euro bereits hat abjagen können.