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Von Judith Malter

Geisterspiel, Pappkameraden, Champions League So verrückt war das Corona-Jahr für Borussia

20.000 Pappkameraden zierten die Tribünen im Borussia-Park während des Bundesliga-Spiels gegen Hertha BSC am 34. Spieltag der Saison 2019/20, am 27.06.2020.

Rund 20.000 Pappkameraden zierten die Tribünen im Borussia-Park während des Bundesliga-Spiels gegen Hertha BSC am 34. Spieltag der Saison 2019/20.

Mönchengladbach - 2020. Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen für Borussia Mönchengladbach und wohl auch für alle anderen. Die Saison 2019/20, die für Borussia bekanntlich mit der Qualifikation für die Champions League endete, war noch nicht zuende gespielt, als die Corona-Pandemie in Deutschland ankam – und dort auch in der Bundesliga einiges durcheinander brachte.

Borussia Mönchengladbach war der erste Klub, der das zu spüren bekam. Denn: Das bereits zuvor wegen eines Sturms verschobene Heim-Derby gegen den 1. FC Köln (2:1), welches ursprünglich für den 9. Februar angesetzt war und schließlich auf den 11. März verschoben wurde, fand erstmals in der Geschichte der Fußball-Bundesliga vor komplett leeren Rängen statt. Das erste Geisterspiel der Geschichte. Und kaum jemand hätte zu diesem Zeitpunkt wohl damit gerechnet, dass noch viele weitere folgen würden.

Borussia im März mit dem ersten Geisterspiel der Geschichte

Statt Fangesängen wurden die Spieler beim Aufwärmen nur von Musik begleitet. Stimmung kam dabei im Borussia-Park aber nicht auf. „Es hat sich für keinen wie ein richtiges Derby angefühlt, weil mit den Fans der wichtigste Part gefehlt hat“, kommentierte VfL-Trainer Marco Rose (44) damals. Dennoch: Die Fohlen schafften es sich mit den ungewohnten Gegebenheiten zurechtzufinden – und entschieden das Gespenster-Derby letztendlich mit 2:1 für sich.

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Obwohl Borussia im Vorfeld appelliert hatte, Menschenansammlungen am Stadion zu vermeiden, waren nach dem Spiel dann aber doch einige hunderte Anhänger gekommen, um die Mannschaft vor und nach dem Spiel zu unterstützen. „Es war ein komisches Gefühl, ohne Fans im Stadion zu spielen. Umso schöner war, was dann nach dem Abpfiff passiert ist. Das war ein sehr emotionaler Moment“, sagte Rose.

Nach dieser Partie wurde dann schließlich immer mehr klar, dass auch viele weitere Partien vor leeren Rängen stattfinden müssen. Um den Fohlen-Spielern dabei ein besseres Gefühl zu geben, fanden Borussia-Fans jedoch trotzdem einen Weg im Stadion dabei zu sein. Mit „Sei dabei. Trotzdem!“ schuf der „FPMG Supporters Club“ im April eine einzigartige Aktion, bei der Borussia-Fans die Möglichkeit hatten, einen „Doppelgänger“ aus Pappe von sich im Stadion platzieren zu lassen.

Dafür konnten die Anhänger ein Foto einsenden und das Abbild der jeweiligen Person wurde dann schließlich im Stadion auf den Rängen montiert. Der Preis für einen „Pappkameraden“ betrug 1900 Cent. Neben 2,50 Euro für das FPMG gingen unter anderem weitere zwei Euro jeweils an die FPMG-Aktion „Borussen helfen Borussen“ sowie an die Borussia-Stiftung. Diese durfte sich später über 40.000 Euro freuen, die direkt in gemeinnützige Projekte in Mönchengladbach und der näheren Umgebung flossen. Die Aktion fand international große Beachtung und Nachahmer.

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Die Aktion wurde so gut angenommen, dass beim letzten Heimspiel der Saison gegen Hertha BSC rund 20.000 „Pappkameraden“ im Borussia-Park waren. Sie alle verfolgten stellvertretend für die Fohlen-Fans, wie die Fohlen am letzten Spieltag den vierten Platz und damit die Teilnahme an der Champions League klarmachten.

Die Feier nach dem Spiel hatten sich die Fohlen sicher anders vorgestellt, denn sie vermissten ihre Fans schmerzlich. „Es ist natürlich sehr schade, dass wir diesen Erfolg nicht gemeinsam mit unseren Fans feiern dürfen. Wären Sie im Stadion gewesen, wäre der Borussia-Park explodiert. Was wir geschafft haben, haben wir vor allem für unsere Fans gemacht. Ich hoffe, dass sie, egal wo sie sind, heute richtig feiern werden“, sagte Cheftrainer Rose.

Auch in der Saison 2020/21 Großteil der Spiele ohne Fans

Wie sehr hätten sich die Fohlen wohl gewünscht in der neuen Spielzeit wieder vor ihren treuen Fans spielen zu können. Doch: Auch daraus wurde nichts. Nach einer kurzen Rückkehr von einer kleinen Gruppe Borussia-Anhänger in den ersten Spielen der Saison, wurden Zuschauer aufgrund der erneut steigenden Corona-Zahlen erneut in den Stadien verboten.

Heißt: Borussia musste auch all ihre Champions-League-Partien wieder vor leeren Rängen absolvieren. Und diesmal waren die Ränge auch wirklich wieder leer. Denn: Die Pappkameraden hatten aufgrund der vorübergehenden Zulassung weniger Zuschauer wieder weichen müssen.

Doch auch diese Aufgabe meisterten die Gladbacher schließlich mit Bravour. So gelang den Gladbachern als Gruppenzweiter in einer Todes-Gruppe mit Real Madrid, Inter Mailand und Schachtar Donezk erstmals seit 43 Jahren wieder der Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse.

Zu Recht befand Borussias Christoph Kramer (29) nach der letzten Partie in Madrid: „Wir haben in einer unfassbar schweren Gruppe acht Punkte geholt, haben den Namen Borussia Mönchengladbach ganz teuer mit Leistungen und Ergebnissen verkauft. Wir können stolz sein. Solche Momente bleiben hängen.“

Borussia: Endlich wieder im Achtelfinale der Königsklasse

Und auch in den anderen Wettbewerben konnten die Fohlen einige Erfolge verzeichnen. Zwar hinken sie in der Bundesliga mit 18 Zählern und auf dem achten Platz stehend noch ein wenig den eigenen Ansprüchen hinterher, halten aber Anschluss an die oberen Ränge, die sie nach der Winterpause sicherlich geltend machen wollen. Und auch im DFB-Pokal gelang den Gladbachern durch einen souveränen 5:0-Sieg in Elversberg noch kurz vor Weihnachten der Einzug ins Achtelfinale.

Auf drei Hochzeiten tanzend kann sich Borussia also auf ein aufregendes und spannendes Fußballjahr 2021 freuen, in dem es sicherlich auch wieder einige Höhen und hoffentlich nur wenige Tiefen geben wird.